Welser Modell der Schlaganfall-Versorgung bei Neurologenkongress vorgestellt

Foto: Klinikum Wels-Grieskirchen
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WELS. Zeit ist Hirn!: Diesen Ausspruch kennt jeder, der in die Versorgung von Schlaganfallpatienten involviert ist. Auf einer möglichst raschen Behandlung der Patienten liegt das Hauptaugenmerk. Der schnelle Transport in ein spezialisiertes Klinikum allein reicht aber nicht aus. Ein gutes Endergebnis von Schlaganfallpatienten wird vor allem durch eine effiziente Kommunikation mit dem Notfallteam und einer möglichst raschen Abwicklung in der Klinik selbst gefördert. Diesem Erfahrungswert haben Raffi Topakian, leitender Neurologe am Klinikum Wels-Grieskirchen, und seine Kollegen in der Prozessoptimierung der Behandlung von Stroke-Patienten ihr Hauptaugenmerk gewidmet. Topakian präsentierte kürzlich in Boston beim Kongress der American Academy of Neurology – mit rund 14.000 Teilnehmern der weltweit bedeutendste Neurologen-Kongress – die wissenschaftliche Ausarbeitung der Welser Daten zur Schlaganfallversorgung: Die durchschnittliche Door-to-needle Time beträgt 25 Minuten. Jeder sechste Patient wird sogar innerhalb von zehn Minuten mit der Lyse-Therapie versorgt. Der international renommierte Stroke-Spezialist Mark Alberts geht in einer Videobotschaft der Frage nach, was die Amerikaner vom Welser Modell lernen können – „How were they able to do that?“ – und zitiert die Ergebnisse der Studie.
„Die Door-to-needle-Time bezeichnet den Zeitraum zwischen Eintreffen des Patienten im Krankenhaus bis zum Start der Lyse-Therapie“, erklärt Topakian. „Früher lag unsere durchschnittliche Door-to-needle-Time bei 49 Minuten. Durch die Optimierung unserer Kernparameter analog zum internationalen Vorbild des Helsinki-Modells und die Einführung des Stroke-Phones ist es uns mit einem interdisziplinären Team in einem Beobachtungszeitraum von zwei Jahren gelungen, den Wert auf durchschnittlich 25 Minuten zu senken.“ Mit entsprechender Ankündigung durch den Notarzt, einer strukturierten Erhebung aller relevanten Patienteninformationen noch während des Transportes ist es in Wels auch immer wieder möglich, Schlaganfallpatienten im Haus bereits nach zehn Minuten oder sogar darunter zu versorgen. Nach Blutabnahme, Computertomographie und Ausschluss von Gegenanzeigen kann nach Eintreffen des Patienten im Klinikum sofort mit einer Infusionstherapie zur Wiedereröffnung des verschlossenen Hirngefäßes gestartet werden.

Laien können Leben retten

Durch die plötzliche Durchblutungsstörung in einem Teil des Gehirns besteht bei einem Schlaganfall absolute Lebensgefahr beziehungsweise ein hohes Risiko für das Auftreten von Folgeschäden. „Bei einem schweren Schlaganfall sterben pro Minute knapp zwei Millionen Nervenzellen ab“, unterstreicht Topakian die Dringlichkeit einer frühen Akuttherapie. Diese ist auch maßgeblich von der Einschätzung von Laien abhängig. Denn: Immerhin drei von vier Schlaganfällen werden von medizinischen Laien als solche identifiziert. Mit dem "FAST-Test" kann jeder helfen, Leben zu retten.

FAST: Jeder Buchstabe steht für eine Aktion

Vermuten Sie bei einem Mitmenschen einen Schlaganfall, folgen Sie den Handlungsaufforderungen des "FAST-Tests". Jeder Buchstabe steht für eine Aktion:
F (Face/Gesicht): Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
A (Arms/Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden.
S (Speech/Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist das nicht möglich oder klingt die Stimme unklar, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
T (Time/Zeit): Rufen Sie 144 – Der Patient muss sofort ins Krankenhaus! Jede Minute zählt, um Leben zu retten oder Folgeschäden zu vermeiden.

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