Das war das Jahr 1918 im Wienerwald
Im Oktober 1918 waren die letzten Tage des Ersten Weltkrieges und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.
REGION WIENERWALD (mh). Die militärische Niederlage der Mittelmächte (Österreich-Ungarn, Deutsches Reich, Osmanisches Reich, Bulgarien) im Ersten Weltkrieg führte zum Auseinanderbrechen der Habsburger Monarchie und der Schaffung von unabhängigen Nationalstaaten als Nachfolgestaaten. Der Kleinstaat Österreich wurde eine parlamentarische Republik. Bereits am 21. Oktober 1918 waren alle deutschsprachigen Abgeordneten des zuletzt 1911 auf der Basis des allgemeinen Männerwahlrechts gewählten Reichsrats zusammengetreten, um eine provisorische österreichische Nationalversammlung zu bilden. Nachdem Kaiser Karl "auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften" verzichtet hatte, wurde am 12. November 1918 die Republik Deutsch-Österreich ausgerufen. Erster Staatskanzler wurde der Sozialdemokrat Karl Renner.
Hunger und Gefallene
Die letzten Wochen des Krieges waren auch in der Region Wienerwald von Hunger und Meldungen von an der Front Gefallenen geprägt. Den Mangel an Nahrungsmitteln illustriert ein Bericht in der Neulengbacher Wochenzeitung "Wienerwald-Bote" vom 3. August 1918. Unter dem Titel "Neulengbacher Kinder nach Ungarn" schreibt die Regionalzeitung: "Am 1. des Monats, vormittags, haben vierzig Neulengbacher Kinder als Schützlinge der unter dem Ehrenschutz des Kaisers stehenden Aktion des Kaiser-Karl-Wohlfahrtswerkes Neulengbach verlassen, um einige Wochen in Ungarn besser verpflegt zu werden. Die Kinder werden in verschiedenen ungarischen Bauerngehöften untergebracht."
Viehstand zurückgegangen
Zur Fleischversorgung schrieb der "Wienerwald-Bote" am 21. September 1918: "Starke Einschränkungen im Fleischverbrauche lassen erkennen, daß unser Viehstand gegen die Friedensjahre bedeutend zurückgegangen ist. Zuerst hatten wir bloß einzelne fleischlose Mahlzeiten, dann kamen fleischlose Tage, jetzt werden wir auf fleischlose Wochen vorbereitet und wir sehen schon mit ängstlicher Sorge dem Zeitpunkt entgegen, wo uns die staatliche Versorgungsweisheit fleischlose Monate und vielleicht auch fleischlose Jahre ankündigen wird." Zur weiteren politischen Entwicklung schrieb die Regionalzeitung: "Dem ersten Friedensschritt vom 12. Dezember 1916, den Österreich im vollen Einvernehmen mit seinen Verbündeten tat, ist am 14. des Monats ein zweiter gefolgt, indem unsere Regierung an alle Kriegführenden eine Einladung zu einer Aussprache über eine Friedensgrundlage in einem neutralen Orte ergehen ließ."
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