"KINDERN EINE CHANCE: Drei Jahre Behindertenarbeit in Uganda!

Stefan Pleger und Gabi Ziller planen in Uganda den Bau einer neuen Behindertenschule. | Foto: privat
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  • Stefan Pleger und Gabi Ziller planen in Uganda den Bau einer neuen Behindertenschule.
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Uganda wird zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt gezählt. Es mangelt an Schulen, Sanitäreinrichtungen, Wasserversorgung, Straßen und medizinischer Versorgung. Die Förderung und Ausbildung behinderter Kinder steht auf der Prioritätenliste ganz weit unten. Mit der "Christoph Bettermann Schule" für Kinder mit speziellen Bedürfnissen versucht der Verein KINDERN EINE CHANCE zumindest ein wenig dagegen anzukämpfen. Insgesamt sind es mittlerweile acht Schulen die der Verein betreibt. Doch die Behindertenschule ist für alle ehrenamtlichen Mitarbeiter etwas Besonderes. Stefan Pleger aus Völs und Gabi Ziller, die den Verein im Jahr 2008 ins Leben gerufen haben, ziehen eine positive Bilanz und geben in ihrem Bericht einen Überblick:

Gloria kann wieder gehen

"Auf der überdachten Veranda tummeln sich Kinder. Die 12 jährige Gloria stützt sich mit der einen Hand auf eine Holzkrücke und wirft mit der anderen einen Ball zu Kenneth der im Rollstuhl sitzt. Als dieser ihn nicht fängt, lässt sie die Krücke fallen und humpelt laut lachend dem Ball hinterher. Dass Gloria jemals gehen würde hatte vor drei Jahren noch niemand gedacht. Sie war eines der ersten Kinder die damals in die neu errichtete Christoph Bettermann Schule eingezogen sind. Damals war sie als 9-Jährige in die Schule gekrochen. Wie soviele andere behinderte Kinder in Uganda hatte sie nie zuvor Therapie bekommen. Seit damals erhält sie mehrmals wöchentlich Physiotherapie, besucht täglich den Unterricht und lernt mit der Ergotherapeutin die Dinge des täglichen Alltags zu verrichten. Denn wenn sie ihre Kleidung selbst waschen kann oder lernt, beim Kochen zu helfen, wird sie daheim bei ihrer Familie nicht nur als Belastung gesehen werden.

51 schwer behinderte Kinder

... haben in der Christoph Bettermann Schule 60 Kilometer westlich der ugandischen Hauptstadt Kampala eine zweite Heimat gefunden. Es ist die einzige derartige Einrichtung im gesamten Distrikt Mityana und weit darüber hinaus. Vier Jahre hatte der Verein KINDERN EINE CHANCE bereits in der Region mehrere Schulen für sozial benachteiligte Kinder aufgebaut bevor man sich an die Aufgabe heranwagte, eine Behindertenschule zu errichten. Vor dem Aufbau einer Behinderteneinrichtung hatte man sich gefürchtet. Zu groß war die Sorge, dass Eltern ihre behinderten Kinder nur abgeben würden und nie wieder auftauchen würden. Einfach weil in Uganda ein behindertes Kind teilweise nach wie vor als Schande für die Familie gesehen wird, als ein Mund mehr, der zu stopfen ist, der aber nie zum Familieneinkommen beitragen wird.

Kindern muss geholfen werden

Auch die Frage ob man qualifiziertes Personal finden würde beschäftigte uns sehr.die den Verein KINDERN EINE CHANCE 2008 gründeten. Doch je mehr Zeit wir in Uganda verbracht haben, je öfter wir in den entlegenen Dörfer Kinder mit Behinderung trafen, desto klarer wurde für uns, dass vor allem auch diesen Kindern geholfen werden muss.

Namenspatron im Rollstuhl

Ein Grundstück wurde gekauft und mit Christoph Bettermann ein Sponsor und Namenspatron für die Schule gefunden. Der junge Mann, der selbst im Rollstuhl sitzt, weiß was es heißt, auf Unterstützung angewiesen zu sein. Im März 2012 eröffnete die Schule anfänglich mit zwölf Kindern. Zweimal wurden die Räumlichkeiten bereits erweitert. Heute leben alleine im Internat 51 Kinder, etwa ebenso viele sind es, die während den Ferienwochen immer mit ihren Müttern oder Großmüttern in die Therapiecamps kommen. Dort erhalten die Verwandten zwei Wochen lang Anregungen wie sie die Kinder daheim besser fördern können.

Ambulante Therapie

„Viele dieser Kinder sollten wir hier in die Schule aufnehmen, aber der Platz reicht einfach nicht aus“, sagt Steven, er ist Physiotherapeut und leitet das vierköpfige Therapeutenteam. Er und sein Kollege Yusuf sind mit Motorrädern in den Dörfern unterwegs, um etwa 60 Kinder regelmäßig ambulant zu therapieren. Vor allem in der Regenzeit bedeutet dies eine anstrengende und zeitintensive Arbeit.
353 Kinder mit Behinderung waren beim ersten „Awarness Day“ für behinderte Kinder in der Bezirkshauptstadt Mityana, der von der lokalen Regierung organisiert und von KINDERN EINE CHANCE mitfinanziert wurde. Steven und Jusuf waren die einzigen vor Ort mit einer therapeutischen Ausbildung. Neun Stunden haben sie nichts anderes gemacht, als Kind für Kind einer Kurzuntersuchung zu unterziehen, ihre Daten aufzunehmen und mit den Eltern zu sprechen. Die allermeisten Kinder erhalten weder Therapie noch Unterricht. Mehr als die Hälfte der Kinder, die sie an diesem Tag sahen, bräuchten ein Angebot wie es die Christoph Bettermann Schule bietet. Aber die ist nicht nur übervoll, sondern hat ohnehin schon eine lange Warteliste.

Lokale MitarbeiterInnen vor Ort

In den letzten Jahren waren eine Vielzahl von freiwilligen Mitarbeitern für KINDERN EINE CHANCE für jeweils mindestens 3 Monate in Uganda im Einsatz. Der größte Teil davon hat in der Christoph Bettermann Schule gearbeitet. Es waren Sonderschulpädagoginnen ebenso wie Therapeuten oder Sozialarbeiter. Trotzdem ist es für den Verein wichtig, dass die Arbeit vor Ort von den lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen wird, denn nur so ist nachhaltige Hilfe möglich.

Neue Behindertenschule geplant

Fünf Kindergärten, acht Schulen, Lehrwerkstätten und Lehrbauernhöfe betreibt KINDERN EINE CHANCE. Darüber hinaus gibt es ein Jausenprogramm für 7500 Kinder und eine Betreuungseinrichtung für HIV+ Kinder. Trotz der schon bestehenden Projekte haben wir uns entschlossen, eine weitere, noch größere Behindertenschule auf zu bauen, denn der Bedarf ist einfach enorm. Ein Grundstück ist schon gefunden. Im Sommer soll mit dem Bau begonnen werden. Platz für 100 Kinder soll die Einrichtung bieten. Schon jetzt wissen alle, dass bereits am Tag der Eröffnung die Schule zu klein sein wird. Aber zumindest weiteren hundert Kindern wird geholfen werden. Auch Christoph Bettermann unterstützt das Vorhaben wieder. Einfach weil es Sinn macht."

Weitere Informationen über den Verein sowie über die Möglichkeit, selbst mit einer Spende zu helfen, gibt es unter www.kinderneinechance.at und auf www.facebook.com/KindernEineChance

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