Bezirk Baden: Die vergessenen Telefonzellen im Steinfeld und Triestingtal
Trotz Handy-Boom gibt es im Bezirk Baden noch 204 Telefonzellen.
Einst haben sie Leben gerettet, Beziehungen ermöglicht oder mitgeholfen Kriminelle zu überführen. Waren die Fernsprecher früher nicht aus dem Alltag wegzudenken, so ist es mittlerweile sehr ruhig um sie geworden.
Verwaiste Fernsprecher
Ein stattliches Spinnennetz ziert das Innere der Telefonzelle am Hauptplatz von Unterwaltersdorf, wohl auch ein Anzeichen dafür, dass sie nicht mehr allzu oft in Verwendung steht. Die Schüler, die nahe der Telefonzelle auf ihren Bus warten, würdigen diese mit keinem Blick, sie sind mit ihren Smartphones beschäftigt und dank dieser ohnhin "dauervernetzt". Manuela Wappl von der gegenüberliegenden Apotheke hat freie Sicht auf das Relikt aus vergangenen Tagen und bestätigt: "Es kommt äußerst selten vor, dass ich hier jemanden telefonieren sehe. Wenn es hoch kommt, vielleicht 1x im Monat."
Nicht anders die Situation im Triestingtal: Hier gibt es auch noch einige der älteren Modelle (mit Tür) zu bewundern, wie etwa in Hernstein oder im Ortszentrum von Neuhaus. Die dortige Telefonzelle hat wohl auch schon die Zeiten vor dem Handy-Boom erlebt. Mittlerweile wird sie kaum noch benutzt, wie eine Anrainerin, die ihren Hund gerade noch davon abhalten kann, seine Notdurft am Kommunikations-Relikt zu verrichten, weiß: "Ich gehe an der Telefonzelle regelmäßig mit dem Hund vorbei, kann mich aber nicht erinnern, hier einmal jemanden telefonieren gesehen zu haben."
Warum also sind die Telefonzellen nach wie vor in Betrieb, werden gewartet und repariert? Dies liegt an der Universaldienstverordnung, die Betreiber A1 dazu verpflichtet, den Stand von 1997 aufrecht zu erhalten.
Zukunftsfit
Was die konkreten Nutzungszahlen angeht, gibt man sich dort zwar bedeckt, Sprecherin Livia Dandrea-Böhm weiß aber, dass die Telefonzellen immer noch genutzt werden: "Die Nutzer sind hauptsächlich Jugendliche, Handybesitzer mit leerem oder defektem Akku, Menschen mit geringem Einkommen und sehr oft Touristen." Damit die Telefonzellen nicht völlig den Anschluss verlieren, werden diese außerdem laufend "aufgerüstet": So gibt es mittlerweile auch so genannte "Multimedia-Stations", an denen man sogar im Internet surfen oder direkt Infos über Restaurants und Geschäfte in der Umgebung abrufen kann.
In Österreich gibt es insgesamt 16.000 öffentliche Sprechstellen, davon 14.000 öffentliche Telefonzellen (der Rest befindet sich innerhalb von Gebäuden wie Einkaufstentren oder Spitäler). In Niederöstereich sind noch 2.700 Telefonzellen im Betrieb.
HIER geht's zurück zur Übersichtsseite!
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.