Parkplätze: Wo sich der Spaß aufhört
Ein Ebreichsdorfer wehrt sich gegen Vorgartengestaltungen in seiner Siedlung - sie seien nicht rechtskonform.
EBREICHSDORF. Die Piestingau-Nord Siedlung in Ebreichsdorf ist eine schmucke Wohngegend. Große Einfamilienhäuser und Reihenhäuser wechseln hier einander ab, davor: sorgfältig gehegte und gepflegte Vorgärten mit Beeten, Stauden oder Blumentrögen. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Der Haken ist nur: die Vorgärten befinden sich eigentlich auf öffentlichem Grund, der Teil der Fahrbahn ist. Für alle liebevoll verschönerten "Vorgärten" müssten sich die Anrainer eigentlich eine Genehmigung der Gemeinde einholen. Das jedenfalls sagt Mihai Horvath, selbst seit 1996 hier ansässig - und seit 1997 genervt. Damals nämlich, so sagt er, sei das alles losgegangen.
"Im Grunde geht es allen hier darum, Parkplätze vor dem eigenen Haus zu blockieren", sagt der Anrainer. "Die Leute wollen nicht, dass jemand Fremder auf dem Grasstreifen vor dem eigenen Garten parkt - das wurde mir auch schon wortwörtlich so gesagt." Also habe einer der benachbarten Anrainer anno 1997 damit begonnen, die sogenannten Sickerstreifen neben den Straßen so zu gestalten, dass niemand dort parken kann. "Und dann haben alle anderen auch damit angefangen", sagt Horvath. Mittlerweile habe die Sickerstreifen-Gestaltung ein Ausmaß angenommen, das eine potentielle Gefahr für Fußgänger und Autofahrer bedeute. "Viele der sogenannten Verschönerungsmaßnahmen sind leicht zu übersehen, wie kleine Felsbrocken - da kann man als Fußgänger schon drüberstolpern oder mit dem Auto dagegen fahren. Vor allem im Winter, wenn Schnee liegt", sagt Horvath.
Ein weiterer Dorn im Auge Horvaths: "Baurechtlich ist das ohne Genehmigung gar nicht erlaubt und die wenigsten hier haben eine Genehmigung. Und obwohl ich das auch Bürgermeister Kocevar gegenüber immer wieder betont habe, passiert hier nichts und den Dingen wird freier Lauf gelassen." Und das nur, weil die Leute nicht wollen, dass vor ihrem Haus geparkt werde, was ja zudem auch zu Parkplatzknappheit in der Siedlung führe.
Der Ebreichsdorfer Bürgermeister Wolfgang Kocevar, selbst ebenfalls in der Siedlung ansässig, zeichnet hingegen ein anderes Bild. "Den Leuten geht es doch nicht um die Parkplätze", sagt er. "Die wollen eine schöne Ortsgestaltung, weil sie dort wohnen." Damit erspare sich die Gemeinde zum einen die Kosten für die Pflege der Grasstreifen und gewinne dabei noch durch ein verschönertes Ortsbild. "Wobei Herr Horvath in einigen Punkten auch recht hat", gesteht der Bürgermeister ein. "Ein Sachverständiger prüft gerade die Gefahrenpotentiale und überall dort, wo eine Gefährdung vorliegt, wird man die Gestaltung wegnehmen müssen." Und für die "Vorgärten" die bleiben dürfen, müssen sich die Anrainer laut Bürgermeister eine Genehmigung einholen. Und dennoch hat der Ortschef wenig Verständnis für Horvaths Aufregung: "99 Prozent der Anrainer hier haben kein Problem mit den Verzierungen, ich verstehe nicht warum eine Person aufgrund von Prinzipien so viel Unruhe in eine Gemeinschaft bringen muss. Und ich habe einige Male versucht die Sache mit Herrn Horvath amikal zu lösen."
Mit der Nachbarschaftlichkeit scheint es in der Siedlung indes vorbei zu sein. "Zweimal wurden mir schon die Reifen aufgestochen und sieben Scheibenwischer wurden verbogen, weil ich vor einem Nachbarsgrundstück geparkt habe und ich wurde bereits zweimal aus demselben Grund geklagt", sagt Horvath. "Aber ich habe immer gewonnen."
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