Vöslau: Kampf gegen Auto-Flut
BAD VÖSLAU. "Welche Stadt hat schon einen tollen Schlosspark mitten im Zentrum?" sagt die neue Vöslauer Wirtschaftsstadträtin Renate Voigt (Liste Flammer). "Aber ein Park bringt ja keine Frequenz!" kontert Gregor Aslanidis, Cafétier im "Thermal", der uns beim Interview zuhört. Und schon sind wir mitten drin in der Diskussion über das Vöslauer Zentrum, das Fremde oft verzweifelt suchen. Wo ist es denn? Dort, wo bis 1963 der Basar und ein Vierkanthof als Marktplatz waren, sind heute Wohnblöcke, Durchzugsstraßen und Parkplätze, sprich: Autos, Autos, Autos.
Vieles gibt's nicht mehr
Und eine Mutti mit drei Kindern ohne Auto findet fußläufig kein Geschäft mit Kindersachen, keine Nadel zum Knöpfe-Annähen oder Ersatz für einen kaputten Teller. Burschen finden keinen Billig-Shop für cooles G'wand. Man muss raus an den Stadtrand, zum Merkur.
Andere Zeiten
Renate Voigt ist in der Hochstraße aufgewachsen, einst eine belebte Einkaufsstraße in Bad Vöslau. "Damals gingen wir natürlich täglich zu Fuß einkaufen, wir hatten keine Tiefkühler, einmal die Woche kam der Eismann und es gab in der Hochstraße alles zu kaufen. Und die Stadt lebte von den Arbeitern der Kammgarn-Fabrik, die in den 70er-Jahren schloss. Die Zeiten haben sich geändert", sagt Voigt. "Wir hoffen jetzt, dass im neuen Tremelhof ein guter Branchenmix entsteht, und dass wir auch neue Parkplätze schaffen können."
Autoflut eindämmen
Dass man die Autos aus der Stadt verbannen kann, glaubt Renate Voigt nicht: "Wir arbeiten daran, dass es nicht noch mehr werden." Voigt erinnert daran, dass die Badenerstraße (zwischen den beiden Ampeln im Zentrum) vor 30 Jahren sechsspurig war und unter Flammer rückgebaut wurde. Heute gibt es hier auch ein Tempo 30-Limit und ein Lkw-Fahrverbot, der Autoverkehr sei "gebremst". Aber: "Eine Begegnungszone ist ein schöner Traum. Die Hochstraße ist nämlich eine Landesstraße, da kann die Gemeinde wenig tun. Und überhaupt: Wohin soll der Verkehr dann fließen?"
Die Stadträtin meint, die Probleme (und damit auch der Kaufkraftabfluss) seien nicht nur Vöslau-typisch. "In der SCS schleppen alle ihre Einkäufe kilometerlang durch die Hallen zu den Parkplätzen, aber in der City wollen sie direkt vorm Geschäft parken. Widersinnig, aber Realität." Sie habe eine TV-Reportage über das steirische Liezen gesehen. Dort wollte man über den Einkaufszentren auf der grünen Wiese Wohnungen schaffen. "Das ging aber nicht, weil die Zentren nur auf eine Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren ausgelegt waren. Erschütternd."
Wo ist die Lösung?
Ein Lösung für die Vöslauer City sieht sie nur in weiterer Verkehrsberuhigung, einem besseren Branchenmix und belebenden Innenstadt-Aktivitäten. "Geschäftsleute bekommen von der Stadt viel Hilfe."
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