Nachgefragt bei: Dominik Thalhammer
Der ÖFB-Frauenteamchef und Leiter des Nationalen Zentrums für Frauenfussball im exklusiven Bezirksblätter-Interview
Wie war für dich das Jahr 2014 (Höhen/Tiefen, besondere/bewegende Momente)?
Dominik Thalhammer: "Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung der Frauennationalteams. 78 Prozent der Spiele wurden nicht mehr verloren, 58 Prozent der Spiele wurden gewonnen. Das A-Team verbesserte sich bis auf Platz 26 in der Weltrangliste. Die WM-Qualifikation wurde mit dem zweiten Gruppenplatz knapp verpasst. Das A-Team hat sich aber trotzdem toll entwickelt und hat noch viel Potential. Äußerst erfreulich war für mich das Abschneiden der U17. Das Viernationenturnier (mit Sieg gegen Deutschland) konnte gewonnen werden, die Eliterunde wurde klar erreicht. Die U17 befindet sich mittlerweile unter den Top 8 Nationen in Europa. Auch die U19 konnte sich für die Eliterunde qualifizieren. All das spricht auch für die Ausbildung und Aufbauarbeit im nationalen Zentrum für Frauenfußball."
Welche Ziele (sportlich/persönlich) hast du für 2015?
Thalhammer: "Wir wollen mit dem A-Team unsere Prozesse fortsetzen, im Detail besser und in der Umsetzung unserer Spielidee konsequenter werden. In der Folge wollen wir natürlich die Basis für eine erfolgreiche Qualifikation für die EURO 2017 in den Niederlanden legen. Mit der U17 erhoffe ich mir eine wiederholte Teilnahme an der Europameisterschaft 2015 in Island."
Wie beurteilst du den österreichischen Frauenfussball und dessen Entwicklung in den letzten Jahren insgesamt? Wo gibt es noch Aufholpotential und was würdest du dir noch wünschen?
Thalhammer: "Die Frauennationalteams nähern sich der europäischen Spitze an, teilweise gehören sie schon dazu. Im Vereinsfußball ist eine qualitative Steigerung im Bereich hauptverantwortlichen Trainer sehr erfreulich. Hier arbeiten wirklich schon sehr gute Leute. Insgesamt müssen aber die Strukturen verbessert werden und wir brauchen mehr Breite. Dann wird auch eine notwenige bessere Vermarktung des Frauenfußballs leichter sein."
Wie sieht ein durchschnittlicher Tag im Leben des Teamchefs aus?
Thalhammer: "Tagwache ist um sechs Uhr und dann geht’s ins Nationale Zentrum nach St. Pölten. Dort trainieren wir in der Regel zweimal täglich mit unseren U17 und U19 Teamspielerinnen. Zum Tagesablauf gehören auch konzeptionelle Tätigkeiten zur Weiterentwicklung des Nationalen Zentrums, Vor-u. Nachbereitung der U17 bzw. A-Teamlehrgänge, Kommunikation mit Trainern und Spielerinnen, Spielbeobachtungen am Wochenende, Teamlehrgänge… Der normale Arbeitstag endet meist um 19 Uhr."
Wie beurteilst du das erste Trainingscamp, das Spiel und Ergebnis in Spanien?
Thalhammer: "Man sieht im Vergleich zum Spiel vor drei Jahren (1:4-Niederlage), dass wir uns toll entwickelt haben. Wir sind näher an Spanien herangerückt und defensiv variabler geworden. Spanien ist eine sehr gute Mannschaft mit hoher individueller Qualität und wir haben ein sehr gutes Ergebnis erreicht, hatten sogar Chancen auf den Siegtreffer. Ich bin sehr zufrieden und mich freut auch die Tatsache, dass wir mit Manuela Zinsberger, Nicole Billa und Sophie Maierhofer bereits drei Spielerinnen aus dem Nationalen Zentrum für Frauenfußball im Team haben."
Wie würde deine Wunschgruppe für die EM-Qualifikation aus heutiger Sicht aussehen?
Thalhammer: "Die erstmalige Einteilung in Topf 2 könnte uns natürlich eine gute und machbare Qualifikationsgruppe bescheren. Aus Topf 1 wünsche ich mir einen Gegner, wo ein Punktegewinn realistisch ist. Wenn wir hier einen absoluten Top Gegner ziehen würden, dann würde ich mir Deutschland wünschen. Aber wir nehmen einfach, was kommt…Das Ziel bleibt gleich"
Was war bislang der schönste Moment für dich als Trainer?
Thalhammer: "Mit 33 Jahren in der Bundesliga als „No Name“ trainieren zu dürfen war schon ein Highlight für mich. Die Tätigkeit als Frauennationaltrainer schätze ich aber mindestens als gleichbedeutend ein. Als besonders schönen Moment würde ich hier natürlich die Qualifikation mit dem A-Team für die Play Offs zur EM 2013 und die erstmalige Qualifikation mit der U17 für die EM Endrunde in England."
Mit welcher Persönlichkeit würdest du gerne einen Tag tauschen und warum?
Thalhammer: "Mit irgendjemanden aus dem Trainerteam von Jose Mourinho, weil ich ihn sowohl fachlich wie auch persönlich als faszinierende Persönlichkeit empfinde."
Was würdest du gerne den Herrn Bundeskanzler fragen, wenn du die Möglichkeit hättest?
"Ich möchte hier nicht politisch werden, aber ich hätte schon die ein oder andere Frage…"
Wie würdest du dich in drei Sätzen beschreiben?
Thalhammer: "Sehr ehrgeizig, zielorientiert und detailverliebt. Mittlerweile viel gelassener und lockerer. Meine Familie geht mir über alles."
WORDRAP:
Fasching: Toll für meine beiden Kinder
Nicole Billa: sehr großes Talent, wird ihren Karriereweg machen
David Alaba: Absolute internationale Klasse
Europa: Sehr gute Grundidee
Conchita Wurst: Symbol der Toleranz
Persönliches
Alter: 44
Wohnort: Linz
Beruf: Teamchef (Frauen A-Team, U17 Frauen), Sportlicher Leiter im Nationales Zentrum für Frauenfußball
Hobbys: Reisen, Laufen, Fußball, Familie
Lieblingsbuch: Fußball Fachliteratur
Lieblingsfarbe: blau
Lieblingslied/Musik von Klassik bis Rock/Pop
Lieblingsverein: der jeweilige Trendsetter im Fußball
Lieblingsspeise: gibt es nicht
Motto: Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.
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