Mediziner ziehen an einem Strang
2016 startet in Enns ein Pilotprojekt. Das Primärversorgungszentrum ist das erste seiner Art in OÖ.
ENNS (km). Ende 2016 soll das Primärversorgungszentrum (PHC) der Gemeinde Enns in Betrieb gehen. Solche Gesundheitszentren ermöglichen der Bevölkerung eine bedarfsgenaue Betreuung. Das PHC funktioniert, indem vor Ort Ärzte, Therapeuten und weitere Gesundheitsberufe an einem Strang ziehen. Vorteile liegen dabei sowohl aufseiten der Patienten als auch der Ärzte. Da die Mediziner und Therapeuten beim PHC miteinander vernetzt sind, kann der Patient mit der Überweisung vom Hausarzt eine Tür weiter zum Facharzt gehen. "Ich freue mich auf die Verwirklichung des Modells, das international schon vielfach umgesetzt ist", sagt Stadtarzt Wolfgang Hockl. Hockl war es auch, der den Anstoß für dieses Projekt gegeben hat. Die Errichtung des Primärversorungszentrums bedeutet eine Verbesserung der ärztlichen Grundversorgung. "Ich freue mich, dass auch das Land Oberösterreich mit im Boot ist", so Bürgermeister Franz Stefan Karlinger (SPÖ). In enger Zusammenarbeit des Landes und der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse soll das PHC bis Ende 2016 am ehemaligen Hallenbadgrund entstehen.
Geteilte Meinungen
Die Bevölkerung der Gemeinde Enns sieht dem geplanten Primärversorgungszentrum mit gemischten Gefühlen entgegen. "Prinzipiell finde ich ein solches Zentrum gut. Noch besser wäre das Projekt allerdings, wenn mehr Fachärzte im PHC untergebracht wären", so Doris Mader, Schulärztin im Bundesrealgymnasium. Der Ennser Erwin Aigner hält vom geplanten PHC wenig. "Es ist noch immer eine Sauerei, dass unser Krankenhaus weggefallen ist. Das Gesundheitszentrum ist dafür nur ein schwacher Ersatz. Die Akutversorgung fällt schließlich aus." Von der Idee und Umsetzung des Projektes wiederum positiv angetan ist Musiker Wiff Enzenhofer. Alles zentriert auf einem Ort zu haben, begeistert ihn. "Wir können wirklich stolz sein, dass Enns hier eine Vorreiterrolle spielt, denn das wird die Zukunft der ärztlichen Versorgung werden", ist sich Enzenhofer sicher.
Im Überblick
Das PHC, kurz für Primary Health Care, ist das erste seiner Art in Oberösterreich. Sein Konzept – Facharzt und Hausarzt sind unter einem Dach – bringt Vorteile für Arzt und Patienten.
Das Pilotprojekt ist mit einer Dauer von fünf Jahren festgesetzt.
Das PHC entsteht auf einer Fläche von 800 Quadratmetern am ehemaligen Hallenbadgelände, welches die Gemeinde zur Verfügung stellt.
Das Primärversorgungszentrum wird voraussichtlich Ende 2016 in Betrieb genommen, sobald der Neubau fertiggestellt wurde.
Vier Allgemeinmediziner, zwei Diplomkrankenschwestern, vier Ordinationsassistenten, ein Psychologe und zwei Physiotherapeuten betreuen das PHC Vollzeit.
Diätologen, Ergotherapeuten, Geburtshelfer und Sozialarbeiter unterstützen das Projekt durch Teilzeitstellen.
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