Altlastsanierung – Beton oder Bakterien
ENNS. "Wie die Jungfrau zum Kind sind wir zu dieser Baustelle gekommen." Christina Lenz, Chefin des Lenz Handwerkermarkts, hatte nicht damit gerechnet, dass ein "Riesengreifer", 18 Tonnen schwer und 10 Meter hoch, wochenlang vor ihrem Betrieb aktiv sein würde. "Mit den hilfsbereiten Bauarbeitern und der AVE sind wir immer gut zurecht gekommen. Auch die Stadtgemeinde hat uns unterstützt", so Lenz. "Trotzdem war die Baustelle für unseren Umsatz eine Katastrophe. Wir werden versuchen, vom Umweltbundesamt Entschädigungszahlungen zu erhalten." Die Altlast Spattgrube, eine ehemalige Schottergrube, wurde bis 1988 mit verschiedensten Abfällen verfüllt. Um zu verhindern, dass Schadstoffe mit dem Grundwasserstrom abtransportiert werden, errichtete der Abfallspezialist AVE mit den Firmen Bilfinger und Saubermacher eine "Absperrung" im Untergrund. "Die betonierte Dichtwand ist L-förmig und reicht 19 bis 25 Meter tief hinunter bis zum Schlier, dem wasserundurchlässigen Gestein", erklärt AVE-Projektleiter Martin Schuster. "In die Wand sind fünf sogenannte Gates mit Aktivkohlefiltern eingebaut. Diese reinigen das durchströmende Grundwasser von schädlichen Inhaltsstoffen aus der Altlast" so Schuster. Der vom "Greifer" hervorgeholte Aushub wurde vor Ort chemisch analysiert und danach deponiert. "Wir haben dabei keine gefährlichen Abfälle gefunden", sagt Schuster. Die Baumaßnahmen sind größtenteils abgeschlossen. "Fünf Jahre lang überwacht die AVE nun die 'Gates' und misst die Grundwasserqualität. Dann wird die Anlage an die Stadt übergeben" erklärt Stadtbaudirektor Werner Gurtner.
Im Mai erste Ergebnisse
Außer der Spattgrube befindet sich in Enns mit der ehemaligen Imprägnieranstalt noch eine weitere vom Umweltbundesamt ausgewiesene Altlast. Von 1869 bis 1972 wurden auf dem Areal nördlich des Bahnhofs Bahnschwellen und Masten mit Teeröl imprägniert, welches sich im Untergrund als eine Art See ablagerte. Diese "Altlast O45" dient derzeit als Versuchsfeld für einen neuen Sanierungsansatz. "Im Auftrag des Landes OÖ führen wir hier Forschungen zum bakteriellen Abbau der Teeröl-Schadstoffe durch", erklärt Manfred Nahold, einer der Geschäftsführer des Linzer Ingenieurbüros G.U.T. Die Experten versorgen die im Boden bereits vorhandenen Bakterien gezielt mit bestimmten Grundsubstanzen, sodass die Kleinstlebewesen sich mit voller Kraft dem Schadstoffabbau widmen können. "Wir werden voraussichtlich im Mai erste offizielle Ergebnisse präsentieren können", sagt Nahold und betont, dass die "über dem Teerölsee" angesiedelten Betriebe, insbesondere die Firma Pfanner, in keiner Weise von der Altlast beeinträchtigt würden. Auch den Anrainern im angrenzenden Wohngebiet drohe keine Gefahr. "Wir haben erst durch die Ingenieure von G.U.T. im August 2013 von der Altlast in unserer Nähe erfahren", sagt ein junger Familienvater, der vor einigen Jahren ein Haus samt Hausbrunnen in der Feldstraße errichtet hat. "Im Sommer haben wir im Garten gern das Wasser aus dem Brunnen getrunken und dabei vielleicht Schadstoffe aufgenommen", zeigt sich der Ennser beunruhigt. "Ein Hausbrunnen ist nicht bewilligungspflichtig", erklärt Baudirektor Gurtner. "Wenn die Menschen das Brunnenwasser trinken, so tun sie das auf eigenes Risiko." Im Übrigen sei die Altlast vom Land OÖ regelmäßig beprobt und kontrolliert worden.
Weitere Daten und Link zum Verdachtsflächenkataster:
http://www.meinbezirk.at/asten/wirtschaft/altlasten-in-enns-und-umgebung-d839385.html
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