Ausgebacken - Sandler Bäcker geht in Pension
SANDL. Ab 1. Juli wird der Backofen in der Cafe-Konditorei Wallnberger nicht mehr angeheizt. Bäckermeister Dietmar Wallnberger hängt die Bäckerhaube endgültig an den Nagel und verabschiedet sich nach 46 Jahren in den verdienten Ruhestand.
1981 hat er das Geschäft von seinem Vater übernommen und bereits in der vierten Generation weiter geführt. In seiner Zeit als Bäckermeister hat Dietmar Wallnberger ca. 25 Lehrlinge ausgebildet. Zu Spitzenzeiten waren 11 Mitarbeiter bei ihm beschäftigt.
„Ich habe um Pension angesucht, und diese gleich bewilligt bekommen.“ erklärt Wallnberger auf die Frage, warum das mit dem Zusperren jetzt so schnell geht. Im Schaufenster hat Dietmar Wallnberger einen Abschiedsbrief angebracht. Darin bedankt er sich bei seinen langjährigen Kunden und deponiert aber im Zuge dessen auch ein wenig Kritik am Einkaufverhalten der Konsumenten. Leider haben sich sehr viele in den letzten Jahren für die Fertigprodukte in den Supermärkten entschieden und somit den kleinen Bäckern das Leben schwer gemacht, gibt er darin zum Denkanstoß.
Mit der Buckelgraxn ins Gei
Fünfmal in der Woche fuhr Wallnberger mit Brot, Semmeln und Gebäck aller Art ins Gei. Dabei kam er mit seinen Backwaren weit über die Gemeindegrenzen bis Bad Großpertholz, Freistadt, Gallneukirchen und Bad Leonfelden. „Das waren noch Zeiten!“, beginnt Wallnberger zu erzählen. „Bei zwei Meter Schnee ins Gei fahren war schon speziell. In manchen Ortschaften musste ich den Bus stehen lassen, weil so viel Schnee lag und bin mit der Buckelgraxn kilometerweit zu den Häusern gewatet.“
Die vier Kinder von Dietmar und seiner Frau Leopoldine sind in der Backstube groß geworden. „Mein Gitterbett ist in der Backstube gestanden. Und als wir schon größer waren, war zwischen den Backöfen unser schönster Spielplatz!“ erinnert sich Tochter Patricia. Die Kinder haben alle andere Wege eingeschlagen, und wollen das Geschäft nicht übernehmen.
Fad wird ihm im Ruhestand nicht. Jetzt ist endlich einmal Zeit für alle Arbeiten, die zuvor immer hintan gestellt wurden. Besonders freut sich Wallnberger darauf, sich nun seinem Hobby den Oldtimern widmen zu können. Nach vier Jahrzehnten um ein Uhr nachts aufstehen, wird schon alleine das längere liegen bleiben eine Wohltat.
Tradition Sternspielen
… und vielleicht findet sich ja auch wieder ein Bäcker (für das Lokal) der die beliebten Semmelsterne zu Neujahr bäckt, damit die Tradition des Sandler Sternspielens nicht ausstirbt.
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