Bayernbier trifft Weinviertelwein: Warum Niederabsdorf und Niederalteich seit Jahrhunderten miteinander verbunden sind
Hier der Eichhorner Bach, dort die Donau. Hier die kleine Pfarrkirche, dort die Basilika. Hier der Wein, dort das Bier.
NIEDERABSDORF. Was Niederabsdorf und seine bayrische Partnergemeinde unterscheidet, verbindet die beiden zugleich. „Ihr habt den Wein, wir haben das Bier“, lacht der Wirt des Klosterkellers mit dem passenden Namen Manfred Ketzer. In seinem Biergarten herrscht beste Stimmung, denn neben der Maß Bier und der Weißwurst gibt’s gerade Weinwoche mit Niederabsdorfer Weinen und Schmankerln aus der Kellergasse.
Das Dorf des Abtes
Dass mitten in Bayern gern auch der Grüne Veltliner getrunken wird, ist gar nicht so neu und hat seinen Ursprung in der Geschichte der beiden Partnergemeinden. Tatsächlich war Absdorf – das Dorf des Abtes - im elften Jahrhundert eine Schenkung Heinrichs III. an die Niederalteicher Mönche. Die Abtei sorgte in Niederalteich im Laufe der Jahrhunderte für Wohlstand. „Doch die Mönche brachten auch Bildung, Kultur und den Glauben“, erzählt Helene Gehwolf. Die pensionierte Niederalteicher Lehrerin ist Obfrau des örtlichen Kulturvereins und unerschöpflicher Quell kulturhistorischen Wissens.
28 Benediktinermönche
Abt Joscio Hamberger erbaute im 18. Jahrhundert das Barockkloster und die Kirche. 1803 wurde das Kloster säkularisiert, 1918 durch die Versetzung von Tiroler Benediktinermönchen wiederbesiedelt. Heute leben hier 28 Mönche, das jahrhundertelange Wirken des Ordens hat im Ort nachhaltige Spuren hinterlassen. Wenn auch die Klosterbrauerei stillgelegt wurde, bietet die 1900-Einwohner-Gemeinde einiges an kulturellem und wirtschaftlichem Leben: Gymnasium, Volkshochschule, byzantinische Kirche, Bildungshaus, Hospiz, Banken, Nahversorger, Museum und Gästehäuser findet man hier.
In der Weinviertler Partnergemeinde geht es ein bisschen beschaulicher zu. Im 16. Jahrhundert hatte der bayrische Orden die Zweigstelle wieder abgegeben. Aus wirtschaftlichen Gründen. „Die Mönche hatten Kultur in die öde Landschaft bringen wollen, aber die Abtei warf keine Gewinne ab“, kennt Gehwolf die Hintergründe für diese Entscheidung.
Zwei Mann und ein Empfangskommitee
Es sollte ein paar Jahrhunderte dauern, bis die beide Orte wieder zusammenfanden. Niederabsdorfs Kulturvereinsobmänner Willi Hochmeister und Hans Geyer initiierten die Gemeindepartnerschaft, die seit 1995 besteht. „Unser Erstkontakt basierte auf ein Missverständnis. Wir hatten unser Kommen angekündigt und in Niederalteich erwartete die hohe bayrische Politik eine offizielle Abordnung des Landes NÖ und der Gemeinde.“ Als dann nur Geyer und sein Kollege aus dem Auto ausstiegen, zerstreute sich das Empfangskommitee rasch. Der Grundstein für die Partnerschaft war dennoch gelegt, Niederabsdorf und Niederalteich fanden wieder zueinander. Ohnehin wird Gastfreundschaft in beiden Orten großgeschrieben. Da kann es schon passieren, dass der Besuch aus Bayern den offiziellen Termin verpasst, weil er im Absdorfer Wirtshaus hängenbleibt, ebenso, wie der eine oder andere Pilger spontan im Niederalteicher Gotteshaus mit selbstgebranntem Schnaps gestärkt wird.
Gelegenheit zum völkerverbindenden Miteinander findet man genug. So feierte die Niederalteicher im August Weinfest, am Wochenende lud Niederabsdorf zur großen Feier zum 20. Jubiläum der Partnerschaft.
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