Wenn alle Lehrer Deppen wären…
…dann müßte ich womöglich meine Wahrnehmung mit einer Axt nachjustieren. Sie merken schon, da haben wir gleich etwas grobe Kategorien bei der Hand. Aber ganz unter uns: Das Generalisieren ist natürlich Blödsinn. Ausnahmslos.
Freilich habe ich unter dem pädagogischen Personal schon so manche Kanaille gesehen, so manche Schnarchnase fast aufgeweckt. In welcher Sparte gäbe es diese Typen nicht?
Wenn nun ein Kellner Mist baut oder eine Blumenhändlerin für ihre Branche nichts taugt, hat das gewöhnlich bescheidenere Konsequenzen als wenn jemand an unseren Kindern herumstümpern darf.
Muß ich mich in meiner Sicht auf die Welt an den möglichst schlechtesten Beispielen orientieren? Ich hab mehr Freude dran, mich an guten Beispielen auszurichten.
Dadurch weiß ich dann ja auch genauer, was ich an den schlechten Exemplaren kritikwürdig finde. Darüber kann man schließlich reden; falls jemand das Maul aufkriegt.
Wir sind in Österreich so ein bißl die große Sekte der Hintenherumredenden. Häufiges Szenario: Hinter jemandes Rücken geht es oft ganz schön lebhaft zu und vornherum wird bloß so allgemein gesudert bis angeschüttet.
Lehrerinnen und Lehrer. Manche kenne ich besser, manche nur flüchtig. Ich will nicht so generell dahinreden. Darum nenne ich ein paar Beispiele, Namen, damit klar wird, was ich meine.
Seit Jahren fällt mir Peter Gerstmann auf. Was der in Fragen der Zeitgeschichte mit seinen Leuten arbeitet, finde ich außergewöhnlich. Das wirkt nicht nun in der Schule sondern auch in der Öffentlichkeit der Stadt, was Gleisdorf gut vertragen kann.
An der gleichen Schule ist mir Marianne Ofner aufgefallen. Gegenwartskunst ist ein sprödes Thema. Dazu braucht man Mumm, Sachkenntnis und Emotionen. Hat sie offenbar. Das ist keineswegs Standard, wenn ich bedenke, wie der Gegenwartskunst allgemein begegnet wird.
Ich versäume keine Möglichkeit des Plauderns mit Religionspädagogin Adelheid Berger. Nun bin ich praktizierender Heide und sie nicht gerade eine Missionarin. Das ergibt einen ganz erheblichen Kontrast. Ja, man kann sich in der Praxis des Kontrastes sehr gut verstehen.
Dann denke ich an Wolfgang Seereiter, mit dem ich mich einmal vollkommen überworfen habe, was aber nichts an meiner Wahrnehmung seines Engagements für gesellschaftliche Fragen und zeitgeschichtliche Themen geändert hat.
Eben dieses Engagement war dann auch der Anlaß, einander wieder respektvoll zu begegnen.
Ich muß auf jeden Fall die erste Volksschullehrerin meines Sohnes erwähnen. Wäre es möglich gewessen, ich hätte Luise Huber für alle übrigen Jahre seiner gesamten Schulzeit verpflichtet und mir um den Buben keinen Augenblick lang mehr Sorgen gemacht.
Oder ich denke an den Ingenieur Karl „Charly“ Haar, der im technischen Bereich tätig ist und mit den ihm anvertrauten Jugendlichen Projekte realisiert, da staune ich neugierig hinterher.
Dabei verknüpft er technische Anforderungen mit historischen Fragestellungen und sie produzieren gemeinsam Ergebnisse, die auch außerhalb der Schule Interesse wecken.
Ich könnte nun so eine Stunde lang weiter auflisten, was ich an bemerkenswerten Beispielen kenne. Sie verstehen, was ich meine? Abschätzig herumschlatzen kann jeder Depp.
Wenn ich aber über das rede, was beispielhaft ist, dann kann ich auch darüber reden, was uns allen zu tun bliebe, damit sich die guten Beispiele vermehren können.
Eines sei hier zum Abschluß noch hervorgehoben. Unter meinen eigenen Deutschlehrern ist jemand gewesen, den irgend ein Kummer zum Selbstmord trieb. Er ist mir dadurch unvergeßlich, daß ihm meine schwachen Grammatikkenntnisse stets nachrangig waren.
Das Erzählen von Geschichten hatte für diesen Mann höhere Priorität. Dazu forderte er mich auch immer wieder auf. Es steht außer Frage, daß er mir ein Fundament für mein Leben als Autor gelegt hat.
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