70 Jahre nach der "Mühlviertler Hasenjagd": Schwertberger Zeitzeugin erinnert sich zurück
Anna Hackl im Gespräch: 70 Jahre nach der "Mühlviertler Hasenjagd"
SCHWERTBERG (mikö). Knapp 14 Jahre war Anna Hackl am 3. Februar 1945 alt. Als ihre Mutter Anna Langthaler zwei geflohene Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen am heimischen Bauernhof aufnahm und so vor dem sicheren Tod bewahrte (siehe unten "Zur Sache – Mühlviertler Hasenjagd").
BezirksRundschau: Sie erinnern sich noch genau?
Anna Hackl: Das hat sich eingeprägt, ich sehe das noch genau vor mir. Die Mutter sagte: Wenn zu uns ein KZ-Flüchtling kommt, helfen wir. Und am nächsten Tag hat es dann tatsächlich geklopft.
Eine Heldentat ihrer Mutter?
Ja, weil der Befehl lautete: Wenn ihr den Flüchtigen Essen oder Trinken gebt, seit ihr selber dran. Dass man jemanden bei sich aufnimmt, hätte keiner gedacht. Wenn uns die SS erwischt hätte, wären wir alle dran gewesen. Der Vater sagte "das geht nicht" in seiner ersten Reaktion, nachher gab es aber kein Problem. In den drei Monaten, in denen wir die Zwei versteckten, hat sich viel abgespielt. Wir haben bis zur Befreiung Ängste erlebt.
Sie sind heute noch als Zeitzeugin unterwegs?
Ich bin in 30 Schulen im Jahr. Es ist wichtig, dass die jungen Menschen wissen, wie es sich damals abgespielt hat.
Zur Sache: Vor 70 Jahren - "Mühlviertler Hasenjagd"
Am 2. Februar 1945 brachen mehr als 500 Häftlinge aus der Baracke 20, dem "Todesblock", aus dem Konzentrationslager Mauthausen aus. Sie wurden von den Nazis gejagt, nur elf haben diese Flucht bei eisigen Temperaturen überlebt. Ein Großteil wurde durch die SS erschossen. Die Ereignisse gingen als „Mühlviertler Hasenjagd“ in die Geschichte ein. Zwei der Flüchtigen fanden am Hof in Winden bei Anna Langthaler (der Mutter von Anna Hackl) Asyl. Ab 3. Februar versteckte die tapfere Frau die russischen Gefangenen Michail Rybtschinskij († 2008) und Nikolai Zimkolo († 2001). Drei Monate lang – bis zur Befreiung durch die ausländischen Armeen – wurden die Männer am Bauernhof versteckt. Nachdem die Männer nach Russland heimgekehrt waren, brach der Kontakt ab. 19 Jahre später kam es zum ersten Wiedersehen mit der Familie Langthaler.
Zur Sache: Gedenkwanderung
Am 28. Februar, 13 Uhr, findet eine zeitgeschichtliche Wanderung statt. Treffpunkt: KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Danach Zeitzeugengespräch mit Anna Hackl (bis 18.30/19 Uhr). Anmeldung: www.perspektive-mauthausen.at
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