Hunger nach Nähe und Anerkennung

Michael Schrotter | Foto: Dietmar Blaschko
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Es gibt unterschiedliche Formen der Magersucht, die häufigste ist die in der Pubertät (Anorexie). Diese wirklich lebensbedrohende Krankheit ist für Eltern oft schwer zu erkennen, die Ursachen sind relativ wenig erforscht. Anzeichen sind sehr schneller und extremer Gewichtsverlust, Leistungsabfall, Schwächeanfälle, übermäßig viel Sport ohne entsprechende Nahrungsaufnahme, Ausbleiben der Regelblutung, alles dreht sich ums Essen, kaschieren mit weiter Kleidung, BMI unter 17 - unter 14 erfordert Versorgung im Krankenhaus. Als mögliche Gründe werden der enorme Druck in unserer leistungsorientierten Gesellschaft, geltende Schönheitsideale, Anerkennung in einer Peergroup und vor allem der Mangel an emotionaler Nähe angenommen. Michael Schrotter, Psychotherapeut, erklärt: "Wenn Eltern die Anorexie ihres Kindes erkannt haben, kommen zuerst der Schock und die Schuldgefühle. Es ist nicht leicht, damit umzugehen. Am besten, man sucht sofort professionelle Hilfe auf. Ein unterernährtes Kind gehört ins Krankenhaus, muss zuerst körperlich aufgebaut werden und braucht schulmedizinische Akutversorgung. Wichtig ist dann vor allem, zu verstehen, was in dem Kind vorgeht." Die Kinder leiden oft an einer Körperwahrnehmungsstörung. Essen sollte man nicht erwähnen, um nicht wieder Druck zu machen.
Die betroffenen Kinder seien versorgt mit Nahrung, Schulbildung, und so weiter, werden von A nach B gefahren und sehnen sich doch nach wirklicher Nähe, Verständnis, Wertschätzung und emotionaler Wärme. Wenn es in den Familien keine Konfliktkultur gibt, keine Konfliktbereitschaft, können die Kinder ihre Selbstwirksamkeit nicht erleben. Anorektische Kinder seien oft sehr auf Leistungen bedacht. Die Pubertierenden müssen in diesem sensiblen Alter der Identitätsfindung die Möglichkeit haben, sie selber zu werden, selbständig zu werden. Schrotter gibt zu bedenken: "Wenn die Nahrungsaufnahme das Einzige ist, was sie selber kontrollieren können, ist das dramatisch." Wie dramatisch, ist an den Folgen klar zu erkennen: Durch das Nicht-Essen wird die Hormonausschüttung eingestellt, Muskeln werden abgebaut. Es kommt zu Herzrhythmusstörungen, niederem Blutdruck, Schwächeanfällen, Haarausfall, Behaarung (feiner Flaum) am ganzen Körper und als Spätfolgen zu Unfruchtbarkeit, früher Osteoporose, die Zerbrechlichkeit bleibt (körperlich und psychisch - führt oft zu Depressionen). Besonders erschreckend ist, dass zehn bis fünfzehn Prozent der mit Anorexie diagnostizierten Menschen sterben. Michael Schrotter erläutert: "Die Betroffenen sind permanent in einem körperlichen Ausnahmezustand, wo das ganze System herunterfährt. Das ist wirklich ein lebensbedrohlicher Zustand, in den diese Menschen gehen. Es ist der Hunger, den die Jugendlichen besiegen wollen oder über den sie Kontrolle haben wollen." Heilungschancen sieht er vor allem bei einem guten Umfeld, das bei der Therapie mitmacht und wo professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird. Bei manchen bliebe die Anorexie auch nur ein pubertäres Phänomen. Fünf Prozent der Anorexiefälle sind übrigens Burschen.

Michael Schrotter | Foto: Dietmar Blaschko
Michael Schrotter | Foto: Privat
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Foto: Diözese Linz/Kienberger
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