Betrüger nutzen Traueranzeigen im Netz, um Hinterbliebene abzukassieren

Vor einer neuen, besonders infamen Abzocke warnen die Konsumentenschützer der AK Tirol: So werden derzeit von einer „Traueranzeiger Ges. m. b. H.“, angeblich mit Sitz in Krems an der Donau, falsche Rechnungen an trauernde Angehörige verschickt. Die Spuren führen nach Spanien und Frankreich.

Skrupellos versuchen Unbekannte die Ausnahmesituation zu missbrauchen, in der sich Menschen nach einem Todesfall befinden: Von einer „Traueranzeiger Ges. m. b. H.“ in Krems an der Donau werden derzeit falsche Rechnungen für Traueranzeigen verschickt. Doch laut gerichtlichem Firmenbuch existiert die Firma gar nicht! Umso perfider ist die Vorgangsweise: Dazu machen sich die Gauner ganz frech zunutze, dass die Hinterbliebenen zuvor tatsächlich Traueranzeigen bei einem Bestatter in ihrer Nähe in Auftrag gegeben hatten, die dann – wie mittlerweile üblich – im Internet veröffentlicht wurden.

Dort kopieren sich die Täter einfach dreist die Parte und schicken Rechnungen gemeinsam mit einem Scan der Parte an die „Trauerfamilien“. Namen und Wohnort der Angehörigen dürften sie ebenso von den Parten ablesen, wie den Namen des Bestatters, der meist ganz unten zu finden ist, und den sie ebenfalls anführen, um besonderes Vertrauen zu erwecken und Zweifel von vornherein zu zerstreuen.

Trauerfamilie informierte AK Tirol
Eine Familie aus Innsbruck, die vor kurzem den Tod des Ehemannes und Vaters zu beklagen hatte, wäre beinahe auf diesen Trick hereingefallen und hätte die geforderten 456 Euro überwiesen, wäre den Betrügern nicht ein Fehler unterlaufen! Deshalb informierten die Tiroler sofort die AK, um andere zu warnen.

Nach dem Todesfall hatte die Familie ein Innsbrucker Bestattungsunternehmen beauftragt und Trauerparten anfertigen lassen, die auch im Internet veröffentlicht wurden. Schon kurz nach der Beerdigung erhielt die Trauerfamilie eine Rechnung mit dem Absender „Traueranzeiger – Trauerregister, Trauerbekanntmachungen“ unter einer Adresse in Krems an der Donau mit folgendem Text: „Sehr geehrte Damen und Herren, für die, von Ihrem Bestatter (Name des Bestatters) in Auftrag gegebene Traueranzeige für (Name des Verstorbenen), stellen wir folgende Kosten in Rechnung …“. Abzüglich eines Rabatts von 15 % wurden inklusive Mehrwertsteuer insgesamt 456 Euro verlangt. Die Familie wurde sogar noch aufgefordert, die Zahlung schnell „innerhalb von 5 Tagen“ zu entrichten und darauf hingewiesen, dass „bei verspäteter Zahlung zusätzliche Kosten entstehen können“!

BIC führt nach Spanien, eMail-Adresse nach Frankreich
„Die Rechnungen sind ziemlich professionell gemacht und enthalten neben einem Scan der tatsächlich in Auftrag gegebenen Parte auch den Namen des tatsächlich zuständigen Bestatters“, betonen die AK Experten. Doch die auf der Rechnung angeführte IBAN, an die der Betrag überwiesen werden soll, führt nicht etwa, wie angeführt, zur Deutschen Bank, sondern in Wahrheit nach Spanien: Der BIC gehört der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria S.A. mit Sitz in Bilbao. Und die Kontakt-eMail-Adresse wurde über das französische Portal „caramail.com“ eingerichtet, welches vom französischen GMX-Ableger „gmx.fr“ betrieben wird.

Die Innsbrucker hatten es rein dem Zufall zu verdanken, dass sie den Betrug bemerkten: Durch einen Fehler der Täter wurden ihnen nicht nur eine, sondern gleich noch zwei weitere „Rechnungen“ zugestellt, die jedoch andere Todesfälle betrafen. Da schöpften sie Verdacht und fragten zur Sicherheit noch einmal bei ihrem Bestatter nach, der den Schwindel sofort erkannte. Der Sohn des Verstorbenen meinte gegenüber der AK Tirol: „In der Zeit nach dem Tod eines nahen Menschen hat man so viele Dinge im Kopf, da möchte man Rechnungen einfach nur schnell erledigt haben. Wäre den Absendern nicht der Fehler mit den zwei weiteren Schreiben unterlaufen, dann hätten wir bestimmt gezahlt.“

Die Familie hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Inzwischen sind zudem schon weitere Fälle in Tirol bekannt geworden. Deshalb warnt die AK Tirol vor derartigen Rechnungen und rät, keine Zahlungen zu leisten: Kontaktieren Sie im Zweifel das tatsächlich beauftragte lokale Bestattungsunternehmen, um die Rechtmäßigkeit einer Rechnung vorab abzuklären. Stellt sich heraus, dass es sich um eine Fälschung handelt, sollte sofort Anzeige bei der Polizei erstattet werden.

Bei Fragen helfen die Konsumentenschützer der AK Tirol unter Tel. 0800/225522 – 1818 gerne weiter.

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