Gesundheit beginnt im Darm

Informierten: Leiter der Inneren Medizin I Herbert Tilg mit Moderator Dieter zur Nedden
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  • hochgeladen von Katja Astner

Vor dem vollen Hörsaal der Frauen-Kopf-Klinik referierte vergangenen Dienstag im Rahmen des MINI MED Studiums der Vorstand der Inneren Medizin I, Herbert Tilg, über den Zusammenhang von Darmflora und Zivilisationskrankheiten. Die Moderation übernahm erneut Dieter zur Nedden. Tilg eröffnete mit aktuellen Forschungsergebnissen: "Die Zusammensetzung der Keimwelt im Verdauungstrakt entscheidet über Gesundheit und Krankheit. "Krankheiten wie Diabetes Typ zwei, Atherosklerose, Dickdarmkrebs, Adipositas oder Allergien stehen demnach in direktem Zusammenhang mit dem Auftreten bestimmter Keime im Darm. "Diese Erkenntnisse ermöglichen es, in Zukunft solche Krankheiten früher zu erkennen sowie Behandlungen durch Veränderungen der Darmflora durchzuführen", so Tilg weiter. Auch führten erste Versuche von Stuhltransplantationen, bei denen Keime von gesunden Menschen in den Darm von Kranken transferiert wurden, zu erheblichen Verbesserungen der Krankheitsverläufe. Um das Wohl der Darmflora zu erhalten, empfiehlt Tilg eine gesunde und fleischarme Ernährung.

Die Mikrobiota im Darm

Der Verdauungstrakt beherbergt die meisten Keime des Menschen mit 10 hoch 14 Organismen, welche ihn besiedeln. Diese werden Mikrobiota genannt und bilden die Darmflora des Menschen. Dabei besitzt jeder Mensch im Darm ca. tausend Keimfamilien, welche bei jedem individuell anders zusammengesetzt sind. Sie sind lebensnotwendig, da sie das Immunsystem steuern und die Verstoffwechslung bzw. Energieextraktion übernehmen. Neuesten Erkenntnissen zufolge entscheidet die Zusammensetzung der Keimwelt auch, wie viel Energie aus Nahrung tatsächlich aufgenommen wird. Dies erklärt auch, wieso manche Menschen trotz übermäßigem Essen schlank bleiben können. Die Funktionen bei fast 60 % der Keime in unserem Darm sind jedoch noch nicht bekannt.

Chancen für die Medizin

Durch Vergleiche von afrikanischen und westlichen Probanden konnten erhebliche Unterschiede der jeweiligen Keimzusammensetzungen im Darm festgestellt werden. Daraus resultiert, dass Ernährung einen erheblichen Einfluss auf die Zusammensetzung der Keimwelt hat und diese wiederum im Zusammenhang mit dem Auftreten bestimmter Zivilisationskrankheiten steht. So wurden andere Keimzusammensetzungen beispielsweise bei Diabetikern (Typ 2) festgestellt, als bei gesunden Menschen. Diese Erkenntnis führt Mediziner derzeit zu einer Erforschung hinsichtlich einer Manipulation der Keimwelt, um solche Krankheiten auf dieser Basis heilen zu können. Zukünftig könnte es dann auch möglich sein, anhand einer Analyse der Keimzusammensetzung im Darm, das Risiko für gewisse Krankheiten früher abschätzen zu können.

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