Das ewige Spiel um Macht und Liebe

Fasziniert als fintenreiche Verführerin und machtbewusste Liebende: Brigitte Jaufenthaler als Kleopatra. | Foto: Foto: Kellertheater
  • Fasziniert als fintenreiche Verführerin und machtbewusste Liebende: Brigitte Jaufenthaler als Kleopatra.
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Elmar Drexel verdichtet Shakespeares „Antonius und Kleopatra“ zu einem zeitlos modernen Kammerspiel.

Von Christine Frei

„Der Mensch ist ein Rätsel“, befand Churchill, bekanntlich nicht nur einer der bedeutendsten Staatsmänner des letzten Jahrhunderts, sondern als Autor 1953 sogar mit dem Literaturnobelpreis geadelt. „Wer die Lösung sucht, der sollte Shakespeare lesen.“ Tatsächlich vermochte Shakespeare wie kaum ein anderer die Abgründe und Widersprüche der menschlichen Seele auszuleuchten. Und in einem Punkt schien er sich vollends sicher: Sobald Menschen aufeinandertreffen, geht es um Machtanspruch und dessen Verteidigung. Und Eros hat in diesem Spiel um Begehrlichkeiten natürlich seinen festen Platz und in den allermeisten Fällen eine das gesamte Geschehen und insbesondere den kühlen Sachverstand unterwandernde und quer treibende Rolle. Da kann sich glücklich schätzen, wer vom hinterlistigen Pfeil vorerst nicht getroffen ward. Daher wird der junge Caesar (Ivan Pantner) in Shakespeares Tragödie „Antonius und Kleopatra“ letztlich auch als Sieger von diesem Schlachtfeld der Gefühle ziehen, während das so leidenschaftlich ineinander verhedderte Paar seinen eigenen Fallstricken erliegen wird. Kellertheater-Mitbegründer Elmar Drexel, der zuletzt durch seinen gelungenen Erinnerungsroman über die Anfänge dieser Theaterinstitution von sich reden machte, hat das personen- und fintenreiche Stück jedenfalls zu einem eindrücklichen Kammerspiel verdichtet, für das er ein ganz eigenes zeitlos-elegantes Setting wählt. (Ausstattung: Katrin Böge). Die Männerfiguren erscheinen beispielsweise allesamt in Anzügen, über rote Krawatten und Socken lässt Böge Spieltreiber Eros aufblitzen. Brigitte Jaufenthaler ist wie nicht anders zu erwarten eine ebenso bestechend schöne wie unglaublich kraftvolle Kleopatra, die ihre melodramatischen Divenausbrüche punktgenau einzusetzen versteht. Johannes Gabl zeigt einen Antonius, der sich nicht zuletzt deshalb in die Obsession zu flüchten scheint, weil seine äußeren Spiel- und Betätigungsfelder ihm kaum noch sinnstiftende (Macht-)Optionen bieten. Und Daniela Bjelobradic und Benjamin Lang, die beiden jungen Schauspieler, die schon bei Hedda Gabler im theater praesent begeisterten, überzeugen auch hier in wechselnden Rollen als Charmian, Eros, Enobarbus und Lepidus. Gleichwohl Shakespeares komplexe Sprache selbstredend immer eine Herausforderung ist, gelingt Drexel und seinem Ensemble im Kellertheater ein hochinteressanter wie kurzweiliger Theaterabend. Was es mit der zuweilen zerstörerischen Macht des Eros tatsächlich auf sich hat, bleibt zwar ein Mysterium – aber das ist möglicherweise auch gut so.

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