(Keine) Lust aufs Vorlesen

Hatte irgendwie gar keine Lust aufs Vorlesen: Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz, hier mit Prosafestival-Gastgeber Robert Renk. | Foto: 2quadr.at
  • Hatte irgendwie gar keine Lust aufs Vorlesen: Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz, hier mit Prosafestival-Gastgeber Robert Renk.
  • Foto: 2quadr.at
  • hochgeladen von Christine Frei

Das 13. Innsbrucker Prosafestival bot erzählerische Vielfalt und machte durchaus Lust aufs Nachlesen

Drei Abende, drei Orte, 13 Autor/innen - aufgrund einer krankheitsbedingten Absage waren es letztlich nur zwölf – und zwei empathisch-wertschätzende und schlichtweg literaturbegeisterte Moderatoren – das war der sinnfällige Mix des mittlerweile 13. Prosafestivals, der von Donnerstag bis Samstag zahlreiche Vor- und Nachlesebegeisterte erst in die Stadtbücherei, dann ins Freie Theater und schließlich in die Bäckerei lockte. Als Mottogeber hatten sich Robert Renk und Markus Köhle mit Urs Mannhart zudem einen Autor geladen, dessen Buch „Bergsteigen im Flachland“, aus dem er im letzten Jahr gelesen hatte, mittlerweile vom Markt genommen wurde, weil er sich etwas zu üppig an Texten eines Kollegen bedient hatte. Die Mottos erwiesen sich zwar durchwegs als kryptisch, ihn gerade in dieser prekären Situation als Nicht-Vorleser einzuladen, als dafür umso eindeutigere und herzerwärmende Geste. Den Anfang des wochenendlichen Prosareigens machten jedenfalls am Donnerstag der aus Wien stammende Wahl-Stuttgarter Heinrich Steinfest, der es mit seinem im letzten Jahr erschienenen Roman „Der Allesforscher“ prompt auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis geschafft hatte und jetzt mit „Das grüne Rollo“ bereits einen neuen Roman im Gepäck hatte, der Innsbrucker Verleger und Autor Bernd Schuchter mit seinem eindrücklichen Südtirol-Roman „Föhntage“, Doris Knecht, der neue weibliche Star unter Österreichs Bestsellerautor/innen mit ihrem dritten Roman „Wald“ und der diesjährige „Innsbruck liest“-Autor Jonas Lüscher.

Am dritten und letzten Vorlese-Abend, der seinem Namen auch noch gerecht wurde – doch davon gleich mehr – beeindruckten vor allem die beiden österreichischen Nachwuchstalente Theodora Bauer und Elias Hirschl – Bauer bestach dabei durch ihre konsequente Sprachführung, Hirschl durch seine skurrile Sprachgewalt. Die beiden deutschen Gäste Frank Schulz und Katinka Buddenkotte begeisterten indes mit grotesker Situationskomik und herrlich aberwitzigen Romanfiguren. Der zweite Abend des Prosafestivals schoss dramaturgisch freilich ganz klar den Vogel ab. Möglicherweise gab Peter Stamms atemberaubende Erzählung „Die Erwartung“ den Anstoß für alles Weitere. Denn nachdem er derzeit kein neues Buch habe, wie er sagte, las Michael Ebmayer lieber aus seiner Mikrodramen- und Vierzeiler-Sammlung. Und Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz, dem aufgrund Nora Gomringers krankheitsbedingter Absage quasi die zweite Hälfte des Abends zur Gänze gehörte, wollte erst gar nicht mehr vor-lesen, weil – das könne ja jeder selber tun. Klar! Also verteilte er zunächst Cocktailschirmchen und ließ sich dann das Licht so einstellen, dass er sein Publikum bestens im Auge hatte, jene, die quasselten ebenso wie jene, die hinausgingen. Er begann zu erzählen, beiläufig, scheinbar ziellos, und landete schließlich bei Thomas Forstners Debakelauftritt beim Song-Contest 1991, für den er in der Folge punktelos und hochtraumatisiert nach Hause fahren durfte. Und mit dieser herrlich abstrusen Erzählnummer hätte sich der freche Tex auch gleich noch für ein Performancefestival bewerben können. Aber vielleicht wähnte er sich eh schon dort.

Wo: 13. Innsbrucker Prosafestival, Innsbruck auf Karte anzeigen
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.