"Balldini KOMMT" – Die Fangemeinde wächst und jubelt Barbara Balldini zu

Barbara Balldini thematisiert, was vielerorts noch tabu ist. Mit einer kräftigen Portion Humor bricht Balldini das Schweigen und spricht eine breite Palette von Ehe- und Beziehungsproblemen sowie Sexualthemen an. (von Elisabeth Laiminger)

STADTBLATT: Sie sind Dipl. Sexualpädagogin und Dipl. Lebens- und Sozialberaterin. Welches sind die drei häufigsten Themen, die in Ihrer Praxis auftreten?
Barbara Balldini: Fragen, wie "Warum haben wir keine Lust mehr als Paar aufeinander?" – "Ist Treue überhaupt lebbar?" – "Bin ich mit meinen sexuellen Neigungen normal oder nicht?"

Sie bringen die Menschen zum Lachen. Welchen weiteren Nutzen stiftet Ihr Programm "Balldini kommt" dem Publikum?
Balldini: Zwei Stunden Selbsterkenntnis und die Antwort auf die Frage: "warum bin ich so, wie ich bin?" Wir lernen vier Charaktertypen und deren (bzw. unser eigenes) sexuelles Verhalten besser verstehen. Wir lernen, wie und wann Sexualität entsteht und dass wir letztendlich alle einzigartig sind und okay.

Woran erkennen Sie im Sexualleben von Erwachsenen die Einflüsse der leistungs- und erfolgsorientierten Gesellschaft?
Balldini: Ganz stark durch das Thema Lustverlust. Immer mehr Männer verweigern sich im Bett, sind überfordert und fühlen sich auch beim Sex unter Druck gesetzt. Viele Menschen lassen sich lieber von Pornos ablenken, statt sich der Partnerin zuzuwenden. Weil`s einfacher ist und schneller geht und man sich dadurch nicht auf die Bedürfnisse eines anderen einstellen muss.

Wie lautet Ihr Statement hinsichtlich Perfektion im Bett?
Balldini: Allein das Wort "Perfektion" hat im Bett keinen Platz. Guten Sex kann man nicht "machen". Guter Sex entsteht, wenn man aufhört, sich nach Konzepten und Bildern zu orientieren, sondern einfach ohne Erwartung im Hier und Jetzt ist. Wenn man sich für das "Du" interessiert und bestrebt ist, dem Gegenüber Freude zu schenken. Wenn man fähig ist, sich hinzugeben, ohne Angst davor, ob man es eh "richtig" macht. Wenn man aufhört, sich anzustrengen, sondern einfach genussvoll neugierig den anderen immer wieder neu erforscht. Guter Sex entsteht dann, wenn sich zwei Menschen auch auf Herzensebene begegnen. Leidenschaft entsteht aus sich heraus, die kann man nicht "machen". Die meisten Menschen haben ein völlig falsches Bild von Sex. Viel Sex bedeutet nicht zwangsläufig "guter Sex". Nirgends wird so viel vorgetäuscht wie im Bett.

Hat sich die Aufklärung in Sachen Sex in den letzten Jahren verändert?
Balldini: Leider oft fatal.

Wie wirkt sich diese Veränderung auf die Jugendlichen bzw. ihre Vorstellungen von Sex aus?
Balldini: Pornos sind nicht echt! Das wissen Jugendliche zum Teil nicht und vor allem junge Frauen denken, wenn sie sich so geben wie im Film, dann ist es "richtig", auch wenn sie selbst dabei überhaupt keinen Spaß haben. Junge Männer bekommen ein völlig falsches Bild von Sex. Es geht mehr um Technik, als darum, raus zu finden, was mein Gegenüber wirklich will? Der Focus liegt auf Geschlechtsorganen und dem Erreichen des Orgasmus, statt auf dem ganzen Menschen, seinen Bedürfnissen, seine Ängsten, seinem Wesen. Sex wird zur Leistung. Das stresst Mädchen wie Buben.

Sie gehen in Ihren Programmen vor allem auf die "Intimwelt" von Erwachsenen ein. Gedenken Sie auch für Jugendliche ein Programm zu schreiben?
Balldini: Nein. Dann müsste ich auch eines für ältere Menschen schreiben ab 60 aufwärts. Meine Programme sind sowohl für ganz junge, als auch ältere Menschen gedacht! Beide Zielgruppen sagen mir, dass sie noch viel gelernt haben. Mein jüngster Zuschauer war 14 Jahre alt, mein ältester 100 Jahre. Beide waren begeistert!

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