"Single Trail" auf der Höss geplant

Peter Fernbach | Foto: Fernbach

PYHRN-PRIEL, HINTERSTODER. Im Masterplan 2020 hat die Region Pyhrn-Priel Strategien und Maßnahmen für die touristische Entwicklung festgelegt. Einige Projekte sind bereits umgesetzt, die Entwicklung des "Hotspots Höss" steckt noch in der Planungsphase. Für die Umsetzung der neuen Mountainbikerouten sind die Zustimmungen der Grundbesitzer noch ausständig. Der Tourismusverband arbeitet seit einiger Zeit mit den Spezialisten der Firma Alpreif zusammen, die seit Jahrzehnten die Bikerszene verfolgen und die Ansprüche der Gäste genau kennen. Die BezirksRundschau sprach mit Peter Fernbach, Geschäftsführer der Fa. Alpreif.

Herr Fernbach, können Sie sich kurz vorstellen?
Ich komme aus ÖO, bin 33 Jahre alt und als begeisterter Radfahrer und Bergsteiger seit einigen Jahren nun auch Geschäftsführer der Alpreif GmbH aus Schladming. Alpreif ist eine Qualitätsmarke für regionale Strukturentwicklung im Outdoor- und Freizeitsektor mit Fokus auf Mountainbike.
Als Komplettanbieter planen, bauen und betreiben mittlerweile Mountainbike-Strecken und Bikeparks in ganz Österreich und führen 3 Bikeshops, sowie den Salewa Mountain Shop in Schladming.

Können Sie uns etwas über Ihre derzeitige Aufgabe für Hinterstoder erzählen?
Im Zuge der Umsetzung des Masterplanes (Langfristiges Konzept von Tourismus und Gemeinden der Region zur Standort- und Arbeitsplatzsicherung) ist Hinterstoder gefordert, ein Bike Projekt zu erstellen und zu realisieren. Geplant ist ein sogenannter "Single Trail" mit leichtem bis mittelschwerem Charakter, von der Mittelstation bis ins Tal. Derzeit finden Mountainbiker in diesem Bereich kein entsprechendes Angebot vor, und suchen sich eigene, meist verbotene Wege, was natürlich zu Ärgernissen führt. Mit den Grundbesitzern wurden schon erste Gespräche geführt und die Vorstellungen erläutert.

Beim boomenden Bike-Tourismus hört man immer wieder das Wort „Kanalisierung“, was ist damit gemeint?
Zunächst ist es tatsächlich so, dass der Bike-Tourismus boomt und in Österreich mit 317mio€ Wertschöpfung und über 7.600 Arbeitsplätzen seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Gut finde ich persönlich, dass es sich dabei um eine sanfte Tourismus-Art handelt die sich an eine breite Zielgruppe richtet. Die Beliebtheit des Radsports und stetig wachsende Zahl der Biker in der gesamten Bevölkerung bringt auch mit sich, dass zu Hause wie auch Urlaub das Bike genutzt wird. Dafür benötigt es aber eine entsprechende Infrastrukturstruktur, wie etwa den Singletrail auf der Höss. Wie in der letzten Ausgabe der Gemeindezeitung bereits richtig erwähnt, suchen sich Biker beim Fehlen von entsprechenden Wegen selbst ihre Routen, was bei Unkenntnis von lokalen Bedingungen und landwirtschaftlichen Gepflogenheiten unweigerlich zu Konflikten führt.
Da man die Mountainbiker, egal ob Gast oder Einheimischer, nicht einfach ignorieren und wegdiskutieren kann, haben wir bereits Ansätze erarbeitet, um diesem Thema Herr zu werden.
Ein Lösungsansatz ist die Kanalisierung auf einen entsprechend vorbereiteten Korridor, in Form eines Leitkonzepts. Ein Leitsystem mit speziell abgestimmter Infrastruktur durch Wege und Beschilderung um die Biker in problematischen Bereichen zu bündeln. Dies bietet Vorteile für die Biker, indem sie sich nicht mehr verfahren und dann selbstständig Wege suchen, die vielleicht auch nicht erlaubt sind oder nur suboptimales Gelände zum Biken bieten.
Zum anderen kann die Situation mit Grundbesitzern und Bewirtschaftung entspannt werden, weil die Biker sich in einem kleinen, ausgewiesenen und beschränkten Korridor bewegen, für den es auch eine vertragliche Haftungsabsicherung und Entschädigung gibt.

Das heißt, Sie haben schon Erfahrung beim Streckenbau?
Wir verfügen über mehr als 20 Jahre Erfahrung beim Bau von Mountainbikestrecken im Unternehmen und betreuen viele Regionen in Österreich und sind seit Kurzem sogar bis in die Schweiz hinaus aktiv.
Vor 2 Saisonen haben wir den Betrieb vom Bikepark Wagrain in Salzburg übernommen und diesen saniert. Im Bikepark in Schladming arbeiten wir nun seit vielen Jahren, von der Konzeption über den Bau und die Wartung. Aber auch das Bikecenter mit Verkauf von Biketeilen, Werkstatt, Verleih und Guiding wird hier von Alpreif betrieben. Ab nächster Saison soll auch am Wurbauerkogel ein Bikepark mit einem solchen Komplettpaket aus der Hand von Alpreif entstehen.

Entscheidend sind ja die Vorbereitungen – wie gehen Sie hier vor?
Wichtig ist eine Entscheidung vom Tourismus auf breiter Basis, das Thema Mountainbiken in der Region zu fördern. Diese wurde ja mit dem Masterplan 2020 bereits getroffen. Wir haben für die Umsetzung ein Prozessmodell entwickelt, um stufenweise zum Erfolg zu gelangen. Unsere Erfahrung ist, dass meist nach anfänglicher Skepsis, unsere Projekte doch breite Zustimmung finden. Da durch fertige Umsetzungen dem Wildwuchs Einhalt geboten wird und zudem noch ein positiver Einfluss auf den Tourismus gegeben ist.
Generell trägt die Summe der einzelnen Angebote in der Region zur Attraktivität einer Urlaubsdestination bei. Und für die Einheimischen bringen abwechslungsreiche Angebote auch ein Stück Lebensqualität mit sich. Es ist jedoch entscheidend, dass entsprechendes Verständnis für die Wichtigkeit des Tourismus entgegengebracht wird.

Welche Schwierigkeiten sind hier zu erwarten?
Zunächst gilt es das generelle Verständnis für das Projekt herzustellen, denn es sind die verschiedensten Interessen betroffen, wie etwa die Land-, Vieh- und Forstwirtschaft der Grundbesitzer. Die haben es letztendlich in der Hand ein solches Projekt zu verhindern und somit auch die damit verbundenen Tourismusmöglichkeiten.

Wie haben Sie bei Ihren Projekten diese Probleme gelöst?
Es kommt hauptsächlich auf die Ehrlichkeit in der Überzeugungsarbeit an, denn am Ende ist mit der Region auch jeder irgendwie vom Tourismus geprägt und sollte sich auch mit den Projekten identifizieren.
Nachvollziehbare Argumentationen und die Miteinbeziehung sämtlicher Meinungen helfen einen Kompromiss zu schließen, der für jeden ok ist.

Von Grundbesitzern wird immer wieder das Thema Haftung eingewendet – wie haben Sie das gelöst?
Die Zielsetzung ist hier klar, dass die Grundeigentümer gänzlich haftungsfrei gestellt werden. Dafür gibt es ein fertiges Modell mit Versicherung für Mountainbike-Routen vom Land, zusätzlich wird es wohl eine Übernahme der möglichen Resthaftung von offizieller Seite her geben. Bei Bikeparks, also in Anlagen wo eine entgeltliche Nutzung von mehreren Strecken vorliegt, wird eine Haftpflichtversicherung vom jeweiligen Betreiber abgeschlossen und die Strecken entsprechend gewartet. So soll es ab dem nächsten Jahr auch am Wurbauerkogel laufen, wo Alpreif den Betrieb des neuen Bikeparks übernehmen wird.

Auch Wanderer und Weidevieh sollen durch eine Bike Strecke keinen Schaden nehmen – lässt sich das bewerkstelligen?
Ja das ist möglich, und es wird auch bei der Konzeption entsprechend behandelt. Bei Wanderern und Bikern ist es das Thema die Entflechtung der Wege. Möglichst wenig Kreuzungen und nur an übersichtlichen Stellen, sowie eine klare Beschilderung helfen dabei. Teilweise wird es aber notwendig sein neue Wegabschnitte für die Wanderer anzulegen. Dass es manchmal aber auch miteinander geht, zeigt der Weg von Steyrsbergerreith Richtung Edtbauernalm, wo bereits seit 10 Jahren eine Koexistenz von Wanderern und Bikern problemlos möglich ist. Gerade hierfür würde sich ein Singletrail von den Huttererböden nach Hinterstoder als optimale und sinnvolle Ergänzung der bestehenden Infrastruktur anbieten.
Wildtiere bzw. Weidevieh gewöhnen sich schnell an die Radfahrer, werden aber auch entsprechend berücksichtigt, etwa durch festgelegte Öffnungszeiten der Strecke für Radfahrer und Hinweisen zum Verhalten. Es lässt sich leider nicht vermeiden, dass Biker und Wanderer auf ihren Wegen immer wieder einmal Weideflächen kreuzen. Hier wird versucht die Weideflächen an passenden Punkten zu queren wo Möglichkeiten bestehen, durch ein Umsetzen der Umzäunung einen Korridor zu schaffen, und die Geschwindigkeit der Biker auch niedrig gehalten wird.
Querungen von Weiden funktionieren, das zeigt sich in Bikeparks mit hohem Verkehrsaufkommen. Trotzdem sollte auf die Tiere entsprechend Rücksicht genommen werden und zwar schon bei der Konzeption. Normalerweise ist die Viehwirtschaft in diesen Bereichen auch nicht so intensiv, dass es auf jeden Quadratmeter ankommt, somit lässt sich im Falle auch meist ein Korridor realisieren.

Wenn es nun um die Realisierung geht, wie kann man sich das Anlegen eines derartigen Trails vorstellen und wer ist der „Bauherr“?
Ein Trail wird je nach Anforderung meist mit kleineren Baggern und viel Handarbeit angelegt, teilweise auch geschottert. Bauherr kann Gemeinde, Tourismus oder eine entsprechende Organisation sein.

Nach Fertigstellung – wer betreibt dann diese Strecke und wer ist für die Pflege und Erhaltung zuständig?

Auch hier gibt es je nach Größe und Typ der Anlage verschiedenste Formen von Betrieb und Pflege, zumeist über eine eigene Betreiber- bzw Wartungsfirma. Hier gilt es individuell die beste Lösung aus Qualität und Kosten für die jeweilige Anlage zu finden.

Kann man schon etwas über die Kosten sagen?

Da es noch keine finale Streckenführung gibt, können die Kosten nur geschätzt werden. Ein solcher Singletrail kostet je nach Ausprägung und Gegebenheiten etwa 15-25.000€ pro km.

Gibt’s Erfahrungswerte über die Wertschöpfung und wieweit auch der Ort davon mit profitiert?
Die Wertschöpfung im Ort hängt klar von der Anzahl der Gäste und dem vorherrschenden Angebot ab. Je mehr Möglichkeiten es gibt etwas zu erleben, desto besser liegt man im Regions-Vergleich und umso mehr Gäste können gewonnen werden. Wenn das Highlight einer Bike-Runde über den Singletrail mitten im Ort endet, so wie es die derzeitigen Pläne vorsehen, dann ist das auch ein guter Ausgangspunkt die Runde in Angriff zu nehmen, was den Ort Hinterstoder in den Fokus rückt. Zudem kann der Trail ja auch mit der Hössbahn erreicht werden und mehrmals abgefahren werden, was ein wenig Bikepark-Charakter schafft und die Möglichkeit auch Veranstaltungen durchzuführen. Das ist der Richtige Weg um über eine spezielle Aktivität oder Interesse Nächtigungen zu generieren. Athleten, Aussteller und Zuseher finden sich über das gemeinsame Interesse an einem Austragungsort ein.

Ist ein Trail genug oder erst der Anfang?
Zunächst einmal ist der Anfang bereits gemacht, es gibt ja schon Möglichkeiten zum Mountainbiken in der Region. Aber es werden sicher in Zukunft noch weitere Projekte und Umsetzungen zum Thema Mountainbike auf die Region zukommen, ob und in wie weit sich diese dann auch auf Hinterstoder als Hot-Spot konzentrieren werden, hängt aber sicher davon ab, ob bereits Infrastruktur besteht, wie etwa der geplante Singletrail auf der Höss.

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