Kinderbetreuung: im Bezirk Kirchdorf keine zusätzliche „1A-Gemeinde“

Foto: Robert Kneschke/Fotolia

BEZIRK. Mit dem Kinderbetreuungsatlas gibt die Arbeiterkammer jedes Jahr einen Überblick über das Angebot in den oberösterreichischen Gemeinden. Als Maßstab für das Ermöglichen einer Vollzeitbeschäftigung wurde auch heuer wieder den Vereinbarkeitsindikator für Beruf und Familie (VIF) herangezogen, der für Kindergärten folgende Kriterien vorsieht:

mindestens 45 Stunden wöchentliche Öffnungszeit, werktags Montag bis Freitag
an vier Tagen pro Woche mindestens 9,5 Stunden geöffnet
Mittagessen zumindest von Montag bis Donnerstag
maximal fünf Wochen im Jahr geschlossen

Jene Gemeinden, die alle diese Voraussetzungen erfüllen und darüber hinaus auch eine Betreuung für Unter-Dreijährige und Volksschulkinder anbieten, wurden als „1A-Gemeinden“ besonders positiv hervorgehoben. Im Bezirk Kirchdorf sind das
Inzersdorf, Kirchdorf, Micheldorf, Molln und Windischgarsten. Demnach erhalten 21,7 Prozent aller Gemeinden die Bestnote. Der Bezirk liegt damit über dem Oberösterreich-Durchschnitt von 17,9 Prozent.

In einigen Gemeinden gibt es Verbesserungen:
Edlbach und Rosenau a.H. konnten die Nachmittagsbetreuung für Volkschulkinder ausbauen. Grünburg, Pettenbach und Steinbach a.Z. bieten nun eine Betreuung für Unter-Dreijährige an.
Elf der insgesamt 23 Gemeinden (47,8 Prozent) im Bezirk fallen in die Kategorie „A“ und haben sowohl ein Angebot für Unter-Dreijährige und Volksschulkinder als auch einen Kindergarten mit Mittagessen und Öffnungszeiten von mehr als acht Stunden täglich (OÖ: 38,9 Prozent). Anmerkung: Die Kriterien für die Kategorie A erfüllen selbstverständlich auch alle 1A-Gemeinden, diese erfüllen aber noch zusätzlich die weiterreichenden VIF-Kriterien.
In 13 Prozent der Kirchdorfer Gemeinden (OÖ: 11,8 Prozent) gibt es kein Betreuungsangebot für Unter-Dreijährige. In jeweils einer Gemeinde (4,35 Prozent) gibt es keine Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder (OÖ: 9,9 Prozent) bzw. kein Mittagessen im Kindergarten (OÖ: 8,4 Prozent), und 30,4 Prozent der Kirchdorfer Gemeinden haben Kindergärten, die weniger als acht Stunden täglich geöffnet sind (OÖ: 38,9 Prozent).

„Immer mehr Arbeitszeitflexibilität zu fordern und gleichzeitig beim Ausbau der Kinderbetreuung auf der Bremse zu stehen, das geht nicht“, sagt AK-Präsident Johann Kalliauer. Schon jetzt arbeiten mehr als 62.000 oberösterreichische Beschäftigte mindestens die Hälfte der Arbeitstage am Abend, mehr als 137.000 mindestens jeden zweiten Samstag. „Wir brauchen längere Öffnungszeiten, aber nicht nur wegen der immer flexibler werdenden Arbeitszeiten der Eltern, sondern auch für Bildung und individuelle Förderung unserer Kinder“, so Kalliauer.

Die Detailergebnisse für den Bezirk Kirchdorf finden Sie auf ooe.arbeiterkammer.at/kirchdorf

„Trotz laufender Ankündigungen hat sich die Kinderbetreuungssituation auch im Jahr 2016 kaum verbessert“, resümiert die SPÖ-Vorsitzende und Frauen-Landesrätin Birgit Gerstorfer. Die heute präsentierten Ergebnisse der jährlichen Erhebung der Arbeiterkammer zur Kinderbetreuungssituation zeigen einmal mehr die unbefriedigende Situation in Oberösterreich unter der Frauen, junge Familien aber auch die Wirtschaft zu leiden haben. Abhilfe schafft ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung.
Zu viele Schließtage und unzureichende Öffnungszeiten von Kindergärten und Krabbelstuben passen längst nicht mehr zu den Lebens- und Arbeitsrealitäten der Oberösterreicher. „Manche Vertreter der Landespolitik wirken gerade in Sachen Kinderbetreuung, als seien sie aus der Zeit gefallen. Statt den Stillstand wortreich zu verwalten, braucht es einen Paradigmenwechsel und mehr Verständnis dafür, dass flächendeckende und qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsangebote den Grundstein für Familienfreundlichkeit und Chancengleichheit legen“, betont Gerstorfer.
Da Oberösterreich seit vielen Jahren hinter den anderen Bundesländern hinterherhinkt, will sich Birgit Gerstorfer nicht länger auf Ankündigungen verlassen: „Mit einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung nimmt sich die Politik selbst in die Pflicht, für ausreichend Angebote zu sorgen. Gleichzeitig bietet ein Rechtsanspruch den Eltern die notwendige Planungssicherheit, besonders dann, wenn es um die Rückkehr in das Erwerbsleben geht“, so Gerstorfer, die sich von dieser Maßnahme einen positiven Impuls für die oberösterreichische Wirtschaft erwartet.

„Niemand behauptet, dass alles perfekt ist, aber für Schwarzmalen besteht auch kein Anlass", so kommentiert OÖVP-Klubobfrau Stellvertreterin LAbg. Elisabeth Manhal den Kinderbetreuungsatlas der AK OÖ. Faktum ist, dass von den mehr als 46.000 Kindern in den OÖ Kindergärten und Krabbelstuben 94 Prozent eine ganztägige Form dieser Einrichtungen besuchen. „Dennoch entwickeln wir die Kinderbetreuung stetig weiter“, so Manhal. Daher waren für Kinderbetreuung 2015 rund 216 Mio Euro budgetiert und für 2016 sind Ausgaben von 227 Mio Euro geplant.
Oberösterreich setzt einen besonderen Schwerpunkt beim Ausbau von Krabbelstuben: Mindestens sechs Kinder und mindestens 20 Wochenstunden Betreuung sind die Bedingungen, unter denen eine Gruppe eingerichtet werden kann. Da manche Gemeinden diese Bedingungen nicht erfüllen, rät das Land OÖ zu gemeindeübergreifenden Angeboten.
Einmal mehr verweist Manhal darauf, „dass wir unser Kinderbetreuungsangebot an den tatsächlichen Bedürfnissen von Eltern und Kindern orientieren und nicht, um einen statistischen Schönheitswettbewerb zu gewinnen. So wie manche Firmen bzw. Institutionen einen Bedarf an einem Betriebskindergarten haben und einen solchen dann einrichten. Andere haben offensichtlich keinen Bedarf, daher gibt es dort auch keine betriebliche Kinderbetreuung.“ „Die gute Zusammenarbeit der Schulen mit den örtlichen Organisationen und Vereinen soll weiter vertieft und die Einbindung bei ganztägigen Schulen vor allem im Freizeitbereich stärker genützt werden. Durch regionale und dem pädagogischen Konzept des Standortes entsprechende Angebote sollen die Talente und Fähigkeiten der Kinder gefördert werden“, betont Elisabeth Manhal, die darin auch eine gute Möglichkeit sieht, dass die Vereine ihre Türen für Kinder und Jugendliche aktiv öffnen können.

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