Nach 44 Jahren Abschied von der Standseilbahn

Klaus Exenberger, Geschäftsführer der Bergbahnen Ellmau-Going, präsentiert an der Hartkaiser-Talstation die kommende Gondelgeneration.
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ELLMAU/BEZIRK (nos). Um den steigenden Ansprüchen ihrer Gäste gerecht zu werden, nehmen die Bergbahnen Ellmau-Going rund 23 Millionen Euro in die Hand und ersetzen im heurigen Frühjahr die Standseilbahn am Hartkaiser durch eine Zehner-Gondelbahn. Die 1970 errichtete Anlage war seinerzeit die modernste ihrer Art in den Alpen und "bis in die 90er-Jahre sicherlich marktgerecht", erkärte Geschäftsführer Klaus Exenberger. "Ellmau steht vor der größten Herausforderung seit der Gründung der SkiWelt", hält er weiter fest. Am Ostermontag, dem 6. April soll es die letzte Gelegenheit geben, sich von der Standseilbahn zu verabschieden, die über 44 Jahre treue Dienste leistete und etwa 34 Millionen Fahrgäste beförderte. Voraussetzung ist allerdings, dass die Seilbahnrechtlichen Verhandlungen am 15. Jänner positiv verlaufen, wovon Exenberger ausgeht.

Kapazität mit neuer Anlage mehr als verdoppeln

Mit der neuen Gondelbahn und den dafür notwendigen neuen Stationen wollen die sich Bergbahnen weiter an die Service-Bedürfnisse ihrer Kunden annähern. Statt bisher 1.500 Personen pro Stunde, können in Zukunft 3.200 Personen stündlich zur Bergstation Hartkaiser und damit in die "SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental" befördert werden. Damit sollten auch die "für unsere Gäste unzumutbaren Wartezeiten" an der Talstation, bis zu 100 Minuten an Spitzentagen, stark reduziert werden können, wie Exenberger meint. Mit drahtloser Internetverbindung und Sitzheizungen in den Gondeln sollen die Fahrgäste zudem einen weiteren "Kick" bekommen, schmunzelt der Geschäftsführer. Neun Minuten soll die 2,1 Kilometer lange Fahrt über 703 Höhenmeter auf den Hartkaiser in Zukunft dauern.
Neben der Seilbahn selbst, deren Trasse verlegt wird, müssen auch die Berg- und Talstationen neugestaltet werden, außerdem wird eine neue Mittelstation gebaut. Um den Fahrgästen die Hektik beim Ein- und Ausstieg zu nehmen, werden diese Bereiche in die Gerade verlegt und um bis zu acht Meter verlängert. Alle Anlagenteile werden barrierefrei erschlossen, merkte Exenberger an. An der Talstation entsteht laut Planung eine Tiefgarage mit 150 Stellplätzen, die für die Fahrgäste kostenlos zur Verfügung stehen soll. Auch ein 1.500 Quadratmeter großes Skidepot, ein neuer Sportshop, ein Restaurant, eine Aprés-Ski-Bar, Büros und Betriebswohnungen sind geplant. Letztere sind dringend notwendig, so Exenberger, denn "wir schaffen es nicht mehr, die Saisonniers im Dorf unterzubringen". Bereits in Betrieb ist das neugestaltete "Panoramarestaurant Bergkaiser" an der Bergstation der Hartkaiserbahn.
Der Sommerbetrieb in "Ellmi's Zauberwelt" wird 2015 nur eingeschränkt möglich sein, die Bergbahnen erreichten keine Teilgenehmigung für den Sommer.

Bei Weitem nicht die einzige Investition in der SkiWelt

Auch Hansjörg Kogler, Geschäftsführer der Bergbahnen Westendorf, weiß um die steigenden Ansprüche seiner Gäste. Sein Unternehmen setzte sich bis Mai diesen Jahres eine Frist, um die notwendigen Genehmigungen für einen neuen Speicherteich und den Neubau des Sessellifts am Fleiding zu bekommen. Schafft man die Deadline nicht, werde das Projekt auf das kommende Jahr verschoben. Auch hier sollen ein neuer Shop und ein neues Skidepot die Attraktivität steigern.
Walter Eisenmann, Geschäftsführer der Bergbahnen Söll, sieht besonders die Pisten als "Aushängeschild" und die SkiWelt hier "fast als Vorreiter", sind doch etwa 95 Prozent der Pisten mit Beschneiungsanlagen ausgestattet. 1,5 bis 2 Millionen Euro werden in Söll in die Erneuerung der Anlagen gesteckt, 2016 soll zudem am Salvenmooslift ein Sechser-Sessellift um rund 8 Millionen Euro gebaut werden. Zudem steht seit dieser Saison der einstige Getreidespeicher und ehemalige Gasthof "Kornkammer" nun als "KinderKornKammer" mit verschiedenen Themenstuben und pädagogisch ausgebildetem Personal als Kinderbetreuungseinrichtung zur Verfügung.
Für Johann Haselsberger, den Geschäftsführer der Bergbahn Scheffau und Vorstand der Bergbahn Brixen, stehen ebenso neue Projekte an: Die Achter-Sessellift-Anlage der Jochbahn ist genehmigt und wird ab April gebaut, zu Weihnachten diesen Jahres soll sie in Betrieb gehen und dann mit 3.000 Personen pro Stunde "die schnellste Sesselbahn der Welt" sein, so Haselsberger. Auch eine neue Abfahrt wird hier angelegt. In Scheffau wurden 10 Millionen Euro in die Aualmbahn gesteckt, das ist die größte Einzelinvestition dieser Saison in der SkiWelt. Daneben heißt die aktuelle Neuerung "Wohlfühlschnee". Im Bereich der Kinder-Übungspisten sollen spezielle Anlagen "rechtsdrehenden Kunstschnee" produzieren. Dieses eher esoterisch anmutende Konzept ist wissenschaftlich hoch umstritten, hat allerdings auch seine Befürworter. "Das ist wohl Glaubenssache", meinte Haselsberger dazu.
Die "Bergbahnen Hohe Salve Hopfgarten-Itter-Kelchsau" können bereits auf jüngste erfolgreiche Neuerungen verweisen: "Mit dem Parkhaus in Hopfgarten ist die Parkplatzsituation gut gelöst", so Prokurist Friedl Eberl. Die neuen 500 Tiefgaragen- und 120 Außenparkplätze waren "wichtig und die richtige Entscheidung". Derzeit werde mit Grundeigentümern über die Erneuerung des Scheralmliftes gesprochen. In Itter gäbe es noch Probleme bei der Beschneiung der Schlepplifte in Dorfnähe, die besonders bei einheimischen Familien beliebt sind. Die Schlepper sollen erneuert und eine Beschneiungslösung umgesetzt werden. Der Fortbestand der Liftanlagen in der Kelchsau sei weiterhin gesichert, sie sollen "ganz klar in dieser Form" weiter betrieben werden. Vielmehr möchte man das Seitental nutzen, um "Pistengeher" dorthin zu lenken, "damit sie nicht im Weg umgehen. Da haben sie Platz", führt Eberl aus. Auch die Tiroler Bergrettung sieht das Pistengehen auf stark frequentierten Abfahrten sehr kritisch.

Mittlerweile stehen in der "SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental" 76 Hütten, 90 Bahnen und Lifte sowie 280 Pistenkilometer zur Verfügung, 245 Kilometer davon sind mit künstlichen Beschneiungsanlagen ausgestattet. Etwa 780.000 Personen nutzen die Hartkaiserbahn jährlich, 2,6 Millionen Gäste zählt die SkiWelt pro Wintersaison.

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