"Die Frau im Morgengrauen" am BG/BRG Kufstein

Magd Telva, am Tisch die Mutter und der Großvater des Hauses, dahinter Knecht Quico.
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  • Magd Telva, am Tisch die Mutter und der Großvater des Hauses, dahinter Knecht Quico.
  • hochgeladen von Sebastian Noggler

KUFSTEIN (nos). 1944 schrieb der spanische Dramatiker Alejandro Casona (1903-1965) "La Dama del Alba", zu Deutsch "Die Frau im Morgengrauen". Schwere Kost für Publikum wie Schauspieler, denn das Melodram um Leben und Liebe, Treue und Sittlichkeit, zeigt seine Lichtblicke und Hoffnungsfunken in menschlichen Abgründen und besonders in der Vergänglichkeit des Seins.
Die motivierte Truppe um Spielleiter Stephan Obergmeiner schreckte dieser gewaltige Themenkomplex allerdings nicht ab, vielmehr suchten sich die jungen Darsteller selbst dieses Stück für ihre heurige Spielsaison aus. Kenner der Kufsteiner Gym-Bühne verwundert dies freilich nicht, die Gruppe "Darstellendes Spiel" ist schon über Jahrzehnte hinweg bekannt für ihre nicht alltägliche Stückwahl – und für die Qualität ihrer Aufführungen.

Die verlorene Tochter, die Pilgerin und der Tod

In Casonas Erzählung trauert eine asturische Bauernfamilie ihren Verstorbenen nach, besonders der vor vier Jahren verschwundenen ältesten Tochter, die im nahen Fluss ertrunken sein soll. Gefunden wurde sie nie. Doch das gesamte Dorf ist gebeutelt vom Tod, ein Minenunglück raubte nicht nur der Magd Telva alle sieben Söhne auf einmal.
In einer Vollmondnacht wird die gramgebeutelte Gesellschaft am Hof von einer Unbekannten aufgesucht, als Pilgerin wird sie den guten Sitten nach herein gelassen, um sich zu wärmen. Wer die junge Frau unter der tiefen Kapuze wirklich ist, erkennt nur der Großvater des Hauses, denn er ist ihr bereits begegnet.
Sieben Monate später, wieder zu Vollmond, trifft die Pilgerin ein weiteres Mal im Haus ein. Das Schicksal sponn inzwischen seine Fäden und brachte neues Leben in die vormals triste Trauerfamilie. Dass diese nicht unbedacht und jäh schmerzvoll gekappt werden, ist der schlussendliche Verdienst der mysteriösen Pilgerin.

Jung, mutig, engagiert

Das konservative asturische Sittenbild scheint auf den ersten Blick nicht gerade ein Jugendstück zu sein, doch vielleicht war es gerade deshalb so spannend für die Theaterteenager. Es ist eben kein Stück, das den Tod in seine "klassische" Rolle als Vernichter drängt, sondern ihm eine gedeihliche, eine schöne und beinahe heilsbringende Position einräumt. Dieser Ausdruck des tiefverwurzelten Katholizismus Spaniens kommt in Casonas Stück wunderbar ans Licht und wird im Spiel der jungen Truppe durchaus passend wiedergegeben. Kleinere Ausrutscher in Betonung oder Textsicherheit sind freilich dem Alter der Darsteller geschuldet und werden von den geneigten Besuchern – an die 60 sahen die Premiere am 25. Februar – wohlwollend übersehen. Aus Obergmeiners engagierter Truppe stachen dafür aber besonders Berfin Eren als Magd Telva und Luca Anker als Großvater heraus, die ihre Rollen beherzt und phasenweise ziemlich ausgefeilt in Szene setzten. Dies soll die Leistungen der weiteren Besetzung nicht schmälern, so überzeugte etwa Soraya Horejs als Pilgerin über weite Strecken hinweg.
Ebenso überzeugend war wieder einmal das großartige Bühnenbild von Stephan Obergmeiner, der eine karge Bauernstube in die Aula des Gymnasiums verlegte. Die aufwändige Arbeit, die er mit seinen fünf jungen Helfern hier hineinsteckte, kann nur erahnt werden und ist mindestens soviel Applaus wert, wie die gesamte Riege am Ende der Premiere vom zufriedenen Publikum entgegennehmen durfte.

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