Aufgeblättert – "Der Administrator" von Ferit Payci
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Als Liebhaberin des österreichischen Krimis im Stile eines Andreas Gruber oder Josef Haderer war mir Ferit Payci bisher völlig unbekannt. Nicht überraschend, zumal „Der Administrator“ Paycis Debüt-Roman darstellt und zweitens kein finanzkräftiger Verlag im Hintergrund die Zügel festhält. Nach dem Genuss des „Administrators“ muss ich neidvoll anerkennen, dass Payci sein Handwerk bereits bei seinen ersten Gehversuchen versteht und mit Chefinspektor Onders einen Protagonisten erschaffen hat, der mich als Leserin sehr anspricht. Das liegt sicher daran, dass Onders nicht nur eine überzeichnete Figur darstellt, sondern bis ins kleinste Detail mit positiven und negativen (ohne zu viel zu verraten: davon gibt es einige!) Attributen behaftet wurde, die sich wunderbar ergänzen.
„Der Administrator“ ist ein Thriller und – ich hoffe, ich darf dies an dieser Stelle anmerken – eventuell für zart besaitete Krimi-Liebhaber, nicht immer geeignet. Payci beschreibt brutale Situationen detailliert und Angst überaus real. Das Gefühl mitten im Geschehen zu sitzen, machte sich bei mir mehr als nur einmal bemerkbar. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass Payci Onders und sein Team in Wien angesiedelt hat und mir dadurch vieles vertrauter vorkommt.
Mit einem zunächst als Selbstmord eingestuften Todesfall ist man bereits zu Beginn mitten im Geschehen. Ein Mann hat sich das Leben genommen. Im Zuge erster Ermittlungsschritte erkennen Onders und sein Team, dass es kein Selbstmord war und wohl auch nicht der letzte Mord bleiben wird. Auf insgesamt mehr als 350 Seiten entspinnt sich zwischen dem Mörder und der Polizei ein Katz- und Maus-Spiel, bei dem nur eines sicher ist: Onders, dessen Kollege Schnell und das ganze Team der Kriminalpolizei müssen an die Grenze ihrer Belastbarkeit gehen und manchmal darüber hinaus. Der Mörder ist nicht nur intelligenter als der Durchschnittskriminelle, sondern als IT-Spezialist den Ermittlern oft einen großen Schritt voraus.
Payci versteht es ausgezeichnet, diese Wechsel-Spannung aufrecht zu erhalten und notwendige dramaturgische Wendungen an den richtigen Stellen zu platzieren. „Der Administrator“ liest sich schnell und rasant. Man selbst fiebert mit, hofft und wird nur zu oft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, um zu erkennen: Der Mörder ist einfallsreich und macht mit seinem perfiden Spiel auch nicht vor der Polizei halt.
„Der Administrator“ ist ein überaus gelungenes Debüt, das ich an dieser Stelle jedem wärmstens empfehlen möchte. Payci selbst schreibt bereits an seinem zweiten Roman rund um Chefinspektor Onders. Wann dieser erscheinen wird, steht bisher noch nicht fest.
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