Fabasoft
Nächster Konflikt um Grünland droht
Fabasoft möchte seine Firmenzentrale nahe der JKU auf Grünland errichten. Die dafür notwendige Umwidmung sorgt für politische Diskussionen.
LINZ. In Urfahr bahnt sich der nächste Konflikt um ein Bauprojekt an. Das Linzer Softwareunternehmen Fabasoft möchte seine neue Firmenzentrale auf einem Grundstück in unmittelbarer Nähe zur Johannes Kepler Universität (JKU) errichten. Dafür müssten aber 11.000 Quadratmeter Grünland in Bauland umgewidmet werden. Von der Politik kommen dazu unterschiedliche Signale. Während Grüne und Neos strikt gegen eine Umwidmung sind, wollen Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) die Ergebnisse der Gutachten abwarten. Dann werde es zu einer Güterabwägung zwischen den Interessen des Wirtschaftsstandortes und dem Natur- und Klimaschutz kommen, so Luger. "Es ist absolut noch nicht entschieden." Auch Hein verweist auf die ausständigen Stellungnahmen, wie der Wildbach- und Lawinenverbauung. "Wenn diese negativ sind, dann sehe ich eine Umwidmung als eher sehr schwierig", so Hein. Bei Fabasoft ist man jedoch zuversichtlich, alle Auflagen erfüllen zu können.
Schobesberger erwartet "klare Absage"
Trotzdem erwartet die grüne Umweltstadträtin Eva Schobesberger vom Bürgermeister "endlich eine klare Absage" für dieses Bauvorhaben. Luger solle Fabasoft bei der Suche nach einer geeigneten Fläche im Bauland behilflich sein.
„Wir müssen unseren Grüngürtel schützen, weil er für die Kühlung und Durchlüftung unserer Stadt sorgt. Den Grüngürtel zu verbauen, ist, als ob man in der eigenen Wohnung alle Fenster zunagelt“, so Schobesberger.
"Raubbau am Grüngürtel"
Schärfster Kritiker des Projektes ist Neos-Fraktionsobmann Lorenz Potocnik. Aus seiner Sicht ist es nicht notwendig, Grünland zu verbauen. "Es gibt viele andere mögliche Standorte. Wir haben Flächen ohne Ende", so Potocnik, der einen "Raubbau am Grüngürtel" ortet. Und Potocnik hat auch einen konkreten Alternativ-Vorschlag: Nur wenige hundert Meter weiter südlich gäbe es zwischen der Mühlkreisbahn und dem Pleschinger See genügend geeignete Flächen. Auch Hein nennt weitere Optionen, wie ein Grundstück des gleichen Eigentümers in unmittelbarer Nähe, das als Siedlungserweiterungsgebiet ausgewiesen sei und demnach umgewidmet werden könne. Auch die Post City beim Hauptbahnhof ist für Hein eine Option.
Kein anderer Standort
Für Fabasoft kommt ein anderer Standort allerdings nicht infrage. Seit März 2019 gäbe es einen Kaufvertrag*. Den könne man jetzt nicht einfach zerreißen, sagt Fabasoft-Anwalt Johannes Hochleitner gegenüber der StadtRundschau. Außerdem bringe die Nähe zur JKU, mit der das Unternehmen schon jetzt kooperiert, eine wechselseitige Befruchtung und sei ein "unheimlicher Vorteil für die Standortentwicklung", sagt Hochleitner. Selbst in Zeiten des Internets sei der persönliche Kontakt zwischen den Menschen wichtig.
Areal wurde aus Grünzug gelöst
Warum Fabasoft dann fast zwei Jahre fernab der JKU gesucht hat, erklärt Hochleitner mit dem Zeitpunkt. Beim Start der Grundstückssuche Anfang 2017 war das Areal noch Teil des überregionalen Grünzugs und deshalb keine Option. Im November 2018 hat es das Land OÖ jedoch aus dem Schutzgebiet herausgelöst und die Ausgangslage damit verändert. Weitere Kritikpunkte an der Standortwahl weist Fabasoft entschieden zurück: Das Landschaftsbild sei kein Argument, denn das Grundstück sei von bestehenden oder geplanten Verbauungen umgeben. Die Waldbestände würden zudem auf dem späteren Campusgelände erhalten werden. Das Unternehmen sei auch bereit, das durch eine behördliche Auflage abzusichern. Ein beigezogener Naturschutzexperte würde zudem für die Umsetzung dieser Vorhaben sorgen.
"Keine Erpressung"
Als Erpressung sehen Luger und Hein die Ankündigung des Unternehmens, im Falle einer Ablehnung außerhalb von Linz zu suchen, nicht.
"Mit solchen Vorgangsweisen bin ich öfter konfrontiert und habe mich nie sehr davon beeindrucken lassen", so Luger.
Die Frage, ob es zu einer Umwidmung und in der Folge zu einer Baubewilligung komme, hänge nicht davon ab, ob jemand weggeht oder nicht. Ähnlich sieht das auch Hein:
"Ich werde das ganz pragmatisch beurteilen, wenn es nicht geht, dann geht es nicht, aber dann muss das akzeptiert werden."
* Ergänzung vom 13.2.20: Es handelt sich dabei um einen "aufschiebend bedingten Kaufvertrag", der Abschluss hängt also vom Eintritt einer Bedingung nach Vertragsabschluss ab.
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