Syrien erleben beim Frauencafé in Linz

Foto: Violetta Wakolbinger
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Beim Internationalen Frauencafe informierten sich rund 80 Frauen über das Land und die derzeitige Situation der Flüchtlinge. Beim anschließenden Mittagstisch kochte ein syrischer Koch gemeinsam mit Mitarbeitern des Vereins Arcobaleno Speisen aus seiner Heimat. Rund 50 Personen ließen sich die Köstlichkeiten schmecken.

Als Syrerin in Österreich

Diana Gostner kam vor rund 30 Jahren mit ihrer Familie von Syrien nach Österreich. Heute ist sie Flüchtlingsbetreuerin beim Diakoniewerk in Oberösterreich. „Vor zehn Jahren war das Interesse an meinem Land hauptsächlich in Richtung Reisen und Kulturschätze, heute ist das Land nicht mehr so, wie es einmal war.“ Diana Gostner erzählte beim internationalen Frauencafé im Haus der Frau über ihren Schmerz über die Kriegssituation und Zerstörung in Syrien, über Telefonate mit resignierenden Familienmitgliedern mitten im Bombenlärm, über Hilferufe der Verwandtschaft und von Freunden, über den Schrei von Syrern auf der Flucht. Sie selber ist hier in Österreich in dieser Kultur aufgewachsen. Sie hat die Matura abgeschlossen, studiert und eine Familie gegründet. Ihr Lebensstil als Frau mit Familie und Beruf sei für arabische Frauen nicht selbstverständlich, so Gostner. Heute merke sie, dass es einige Zeit brauche für Frauen aus Syrien, um sich auf diese Kultur und den Stellenwert der Frauen einzulassen. „Ich habe immer anderen die Zeit gegeben, mich kennenzulernen“, das rate sie nun auch neu Ankommenden. Gostner hat bald begonnen als Dolmetscherin und Begleiterin den ankommenden Flüchtlingen zu helfen. Das habe ihr auch selbst sehr geholfen.

Telefonate im Bombenlärm

Diana Gostner bewegt die Situation ihrer Verwandten und Freunde und der flüchtenden Menschen sehr. Sie erlebt, wie resigniert und apathisch ihre Verwandten inmitten des Krieges sind. Sie begleitet traumatisierte Menschen, die zum Beispiel immer wieder von der schrecklichen Überfahrt nach Griechenland im Schlauchboot berichten. Es gehen nur die Gesunden und Starken, beschreibt Gostner die Fluchtbewegung. „Alle sind momentan in Syrien bedroht“, so Gostner über die Hintergründe des Krieges aus ihrer Sicht: „Menschen aller Religionen sind betroffen. Früher haben wir gemeinsam gelebt, zu den Feiertagen den anderen gratuliert und uns mit ihnen gefreut. Die Radikalisierung im Land hat bereits vor 20 bis 30 Jahren begonnen.“

Der Facebookeintrag eines Syrers

Sehr berührend war der Facebookeintrag eines Syrers über seine Gefühle. Trauer und Frust, Angst und Entsetzen beschrieb er. Diana Gostner las den Text zuerst auf Arabisch vor. Die anwesenden Syrerinnen weinten, die eigenen Erfahrungen kamen bei diesem Text hoch. „Viele haben den Tod gesehen, sodass sie nicht mehr verstehen können, was ihr eigenes Leben wert ist“, so beschriebt Gostner ihre Begegnungen mit den Geflüchteten derzeit: „Jede und jeder hat die Familie zurückgelassen, viele sind geschockt und fühlen sich einsam.“

Gefragt aber nach den schönen Besonderheiten der syrischen Menschen kam Diana Gostner ins Schwärmen: „ Für mich sind die Syrer sehr gastfreundlich, sie sind wissbegierig und sie erzählen gerne. Für jede Sache gibt es in unserer Sprache 20 bis 30 verschiedene Wörter, damit wir alles ganz besonders gut beschreiben können. Wir reden in einer sehr blumigen Sprache mit vielen Gesten!“ Die Lebensfreude und Kultur zeigte sich dann auch in den Speisen des anschließenden Mittagstisches. Von syrischen Köchen zubereitet erfreuten Kichererbsen, Humus oder Dattelsaft die Gaumen der Gäste. Das Bildungszentrum Haus der Frau arbeitete hier mit dem Verein Arcobaleno zusammen.

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