Mali: Der "Garten des Friedens" in Timbuktu erlebt seine Renaissance

Frau beim Gießen ihrer Gemüsebeete
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Gemüseanbau im Wüstensand

„Wir haben jetzt zu essen und verdienen mit dem Verkauf des Gemüses viel Geld“ sagt Nia Sada, die Präsidentin des Dachverbandes von 18 Frauenorganisationen, die im „Jardin de la Paix“, dem Garten des Friedens in Timbuktu, tätig sind. Die Förderung des Gemüseanbaus ist eine von mehreren Maßnahmen mit denen wir die Bevölkerung bei der Wiederaufnahme ihrer wirtschaftlichen Tätigkeiten in der Region Timbuktu unterstützen.

Im März 2012 putschte ein Teil des Militärs, das zum Sturz des malischen Präsidenten führte. Das politische Vakum nutzten Tuareg-Rebellen und islamistische Terroristen und brachten den gesamten Norden in ihre Gewalt. Massive Plünderungen, Zerstörungen und die Einführung der Scharia stürzten das Land ins Chaos. Mithilfe einer französischen Militärintervention wurden im Januar 2013 ein Großteil der Städte im Norden wieder zurückerobert.

Die Welthungerhilfe gemeinsam mit ihrem malischen Partner AMSS, ist seit der ersten Stunde der Befreiung von den bewaffneten Rebellen mit einem Nothilfeprogramm in der Region Timbuktu tätig. Im Frühjahr/Sommer 2013 wurden vorwiegend Nahrungsmittel und lebensnotwendige Güter verteilt. Seit September 2013 leite ich ein Projekt, bei dem wir die Bevölkerung in der Region Timbuktu bei der Wiederaufnahme ihrer wirtschaftlichen Tätigkeiten unterstützen.

Mahamane Maiga, stellvertretender Projektleiter, erinnert sich noch gut: „Als ich im März 2013 nach Timbuktu kam, war es hier wie in einer Geisterstadt. Kein Mensch war auf der Straße. Viele Menschen sind geflohen und jene die zurückgeblieben sind, saßen hinter verschlossenen Türen. Obwohl die Rebellen bereits aus der Stadt vertrieben wurden, hatten die Menschen immer noch Angst ihre Häuser zu verlassen.“ Davon ist heute nichts mehr zu spüren. In Timbuktu ist das Leben zurückgekehrt, auch wenn die Sicherheitslage immer noch instabil ist.

Nia Sada erinnert sich: „Vorher gab es hier im „Garten des Friedens“ nichts, er war verwüstet und verlassen. Es gab keine Vegetation, weil uns das Wasser fehlte“.
Der Garten des Friedens hat eine historische Bedeutung und wurde 1996, nach der Tuareg-Rebellion Anfang der 90er Jahre, als Symbol des Friedens errichtet. Die 12 ha große Fläche wurde den Frauen zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Doch die Voraussetzungen für den Gemüseanbau waren nicht ausreichend. Es fehlte eine Einzäunung und ein funktionierendes Bewässerungssystem, um Gemüse anzubauen.

„Dank des lieben Gottes und Dank der Welthungerhilfe, haben wir heute eine Einzäunung für eine Anbaufläche von 2,5 ha, ein Bewässerungssystem mit 12 Wasserbecken und eine Solarpumpe, um das Wasser in das Bewässerungssystem zu leiten.“ freut sich Nia Sada. Außerdem verteilten wir Gartenwerkzeuge, Gießkannen und Gemüsesamen. In einem dreitägigen Training wurden die Frauen in Anbautechniken, der Verwaltung der Ernte und Formen der Konservierung geschult.

Infolge des Projekterfolges wurde der Garten um weitere 2 ha ausgebaut und ein zweiter Wassertank mit 20 m³ sowie eine zusätzliche Solarpumpe mit einer Leistung von 18.000 Liter/Tag installiert. Mit einer Gesamtanbaufläche von 4,5 ha und der Sicherstellung der Bewässerung wurden insgesamt 800 Arbeitsplätze für Frauen geschaffen.
Insgesamt wurden im Rahmen des Projektes in der gesamten Region Timbuktu über 55 ha Anbauflächen für den Gemüseanbau rehabilitiert.

Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch im "Garten des Friedens" im November letzten Jahres. Damals sah ich nur Wüste und der Wind bließ mir den Sand ins Gesicht. Ich fragte meinen Kollegen Maiga: „Hier sollen wir Gemüse anbauen? Was soll denn in dem Sand wachsen außer Skorpione und ein paar Dornensträucher?“ Maiga lachte. Inzwischen sind einige Monate vergangen und wenn ich mich heute auf der gleichen Fläche umsehe, ist alles grün. Soweit das Auge reicht sehe ich Blattsalat, Kohl, Tomaten, Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln, Rote Rüben, Chili-Schotten uvm.

Nia Sada nimmt mich an der Hand und führt mich an den Rand des Gartens zu einem Wasserbecken. „Schau mal, dieses Becken ist gestern fertig geworden. Ich habe es selbst bezahlt, mit dem ersten Geld, das ich durch den Verkauf meiner ersten Ernte verdient habe. Damit können wir nochmals 6 zusätzliche Beete bewässern.“ Stolz steht sie vor mir und ein breites Lächeln zieht sich über ihr Gesicht. Ich bin gerührt und umarme sie.
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Information: Vortrag im Rahmen des Symposions "Neue Formen des Politischen" zum Thema: "Mali: Dilemmata zwischen Interventionspolitik und Hilfsmaßnahmen" - Freitag, 9. Mai 2014, 17.00 Uhr
Veranstalter: Kulturinstitut der Johannes Kepler Universität Linz
Mehr Information unter http://www.regina-tauschek.at/mali-dilemmata-zwischen-interventionspolitik-und-hilfsmassnahmen/

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