Ein kleines Stück vom Paradies

Das Paradies, oder zumindest ein kleines Stück davon, liegt zwischen Tschurndorf und Weppersdorf, und es ist durchaus keine Bildungslücke, wenn man diese beiden kleinen Ortschaften im mittleren Burgenland nicht kennt. Schade wäre es jedoch dieses kleine Stück Paradies nicht kennengelernt zu haben, das anmutet wie eine kleine Arche Noah inmitten der sanften, hügeligen, bewaldeten Landschaft des Sonnenlandes Burgenlandes.

Ab und an hört man ein Auto vorbeifahren. Das ist das einzige, was das Säuseln des Baches und die Laute der verschiedensten Tiere übertönt. Stille und Geruhsamkeit strahlt es aus, eine Stille und Geruhsamkeit, nach der sich so mancher sehnt, und doch einige von uns nicht mehr aushalten. Wann kommt denn die Action? Es gibt keine Action, und doch etwa höchst Bemerkenswertes. Wenn man den Hof-Sonnenweide betritt, dann läuft einem vielleicht gleich einmal ein wehrhafter Truthahn über den Weg, der es sogar mit dem hauseigenen Dobermann aufnimmt. Hennen und Hähne, die frei herumlaufen, und mittendrinnen der aufgeregte Pablo, der schöne italienische Hahn mit dem auffälligen Kopfschmuck, der vor lauter Jagd auf Hennen ab und an das Fressen zu vergessen scheint, so schlank und rank wie er ist, oder vielleicht ist es mit ein Mittel der Damenwelt zu imponieren. Kurz sehen vielleicht die Lamas auf, aber Menschen stören sie nicht, denn sie werden auch nicht durch Menschen gestört.

Einladend, und doch vielleicht ein wenig befremdlich beim ersten Besuch, wo viele von uns diese Tiere nur mehr aus dem Bilderbuch kennen. Ja, die gibt es auch in Wirklichkeit. Hühner und Pfaue, Truthähne und Gänse, Seidenhühner und Ziegen, Pferde und Esel, Schweine und Enten. Dabei sind es fast durchweg einheimische Tierarten. Befremdlich, weil sie so real sind und wir die Konfrontation mit dem Lebendigen nicht mehr gewohnt sind. Doch dieses Befremden weicht sehr schnell, zumal, wenn man eine fachkundige Führung von der Besitzerin bekommt, die zu jedem Tier mannigfaltige Geschichten zu erzählen hat. Von den Pfauen, die zwar in der Nähe bleiben, aber doch in den hohen Bäumen ihr Nachtquartier suchen, z.B. oder von dem Mangalitzaschwein, das sich mit größter Vorliebe im Schlamm suhlt. Und langsam weicht die Befremdung und Neugierde, Aufmerksamkeit tritt an ihre Stelle. Die Tiere wollen nicht gefallen, noch weniger uns gefällig sein, sie sind einfach da und bereichern durch dieses bloße Da-Sein unser Hier-sein. Es ist nicht mehr notwendig, und doch bleibt so vieles zurück, so vieles, was uns belastet und einschränkt, wenn nichts weiter zählt, als eben dies. Den Tieren ist es auch ziemlich egal ob wir in Designerbekleidung kommen oder in abgerissenen Jeans. Sie interessiert ob wir ihnen wohlgesonnen sind. Nichts weiter.

Zusehen, wie die Gänse und Enten sich immer in der Schar halten. Egal was sie tun, sie tun es gemeinsam. Der Weg zum Teich. Ein Bad, und die Esel und Pferde, die daneben grasen irritieren sie nicht im Mindesten. Da stupst ein grauer Hausesel aber schon mal den Haflinger an, der wohl leicht doppelt so groß und schwer ist wie er selbst, fordert ihn auf zum Spiel. Da wälzt sich ein Esel genüsslich, alle Viere von sich gestreckt oder balgt mit einem Artgenossen um ein Spielzeug. Ausgelassen und lebensfroh, doch zumeist mit gesenktem Kopf das Gras abzupfend und genüsslich verspeisend.

Mitten drin zu sein, mitten im Leben, ein kleines Stück vom Paradies, und wenn es Abend wird im Paradies, dann ziehen sich die Tiere langsam zurück. Die Gänse machen schnatternd den Anfang. Alles und jedes wird kommentiert, wenn sie sich in Richtung Stall auf den Weg machen. Die Hühner tun es ihrem Beispiel gleich, und vom anderen Ende hört man laut und vernehmlich ein genüssliches Schweineschnarchen. Die Hochlandrinder liegen im Stall und kauen genüsslich wieder, vielleicht nicht nur das Futter, sondern auch die Erinnerung an einen weiteren, schönen, sonnigen Tag an einem Ort, an dem Tiere noch Tiere sein dürfen, Raum zum Leben haben, unbehelligt und unbeeinflusst. Und zum ersten Mal befremdet einen der Gedanke, dass dies zuerst befremdlich wirken konnte, denn am liebsten würde man gar nicht mehr weggehen, aber wer verlässt schon gerne das Paradies?

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