Junges Pöchlarn zeigt Zivilcourage

Manuel Metzl, Martin Gutlederer und Christine Boldiszar haben "Pöchlarn: Es gibt genug Platz für alle Menschen" gegründet.
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PÖCHLARN (CR). Seit bekannt ist, dass (voraussichtlich) im März einige Asylwerber – die Rede war zuletzt von 16 bis max. 35 Personen – im Scheichelbauerhaus in Pöchlarn einquartiert werden sollen, herrscht in der Nibelungenstadt Unruhe.

Gruppe sagt: "Willkommen"
Den via Facebook verbreiteten Widerstand der Gruppe "Nein zum Asylheim in Pöchlarn" (siehe Meinung von Bezirksblätter-Redakteur Christian Rabl) und den öffentlichen Aufruf der Stadt-FP an Bürgermeister Heisler, das "Asylantenheim" zu verhindern, wollte eine Gruppe junger Pöchlarner nicht mehr hinnehmen. "Wir sagen, dass in Pöchlarn genug Platz für alle Menschen ist", sind die Pöchlarner Manuel Metzl und Cristine Boldiszar sowie der Krummnußbaumer Martin Gutlederer in die Offensive gegangen und haben unter dem Schlagwort "Refugees Welcome" auf Facebook binnen weniger Tage über 1.500 Mal Zustimmung erhalten.

Heftige Wortgefechte
"Nachdem sich offenbar weder die Parteien noch sonst jemand traut, sich aktiv für die Asylwerber einzusetzen, tun wir das", erklärt Gutlederer den Ansatz der Gruppe, bei deren erstem Treffen rund 20 engagierte Menschen dabei waren. "Wir bekommen viele Angebote für Sach- und Geldspenden", erzählt Cristine Boldiszar. Jedoch sehe man sich nicht als Hilfsorganisation, sondern wolle Diakonie und Vereine unterstützen und vermitteln. Zum teils heftigen Facebook-Schlagabtausch zwischen Befürwortern und Gegnern der Asylwerber-Unterbringung sagt Manuel Metzl: "Viele Menschen haben Angst vor dem was sie nicht kennen. Auch wenn's auf Facebook oft ins Persönliche geht, versuchen wir, sachlich zu bleiben und mit Faktenchecks aufzuklären."

Sieg-Heil-Rufe zu hören
Gutlederer ergänzt: "Kürzlich musste ich sogar einen User sperren, der jeden Respekt vor Naziopfern vermissen ließ." Es sei generell eine Verschärfung des Klimas in Pöchlarn zu spüren. "Letztens waren in der Stadt 'Sieg-Heil-Rufe' zu hören", erzählt Metzl, dem sogar ein Schulkollege wegen seines Engagements für die Asylwerber die Freundschaft aufgekündigt hat.

Frische Unterhosen
Dennoch gilt für die junge Truppe: "Nicht alle Asylgegner sind schlechte Menschen. Wir möchten sie mit Argumenten umstimmen und überzeugen, dass ihre Angst unbegründet ist", so Boldiszar. Um für den Tag der Ankunft der Flüchtlinge bereit zu sein, hat man sich auch mit der Ikone der Flüchtlingsbetreuung, Ute Bock, getroffen. "Sie hat uns Tipps gegeben, was die Flüchtlinge als Erstes benötigen", fehle es laut Gutlederer vor allem an Unterwäsche, Klopapier und ähnlichen elementaren Dingen.

Benefizkonzert geplant
Auch für die erste Zeit nach der Ankunft der Flüchtlinge haben die jungen Pöchlarner schon Pläne. "Wir wollen ein Benefizkonzert organisieren und die Asylwerber – sofern sie das möchten – der Bevölkerung vorstellen und ihre Geschichten erzählen", glaubt Gutlederer, dass das viele Ängste schnell verschwinden lässt.
Ungeachtet der harten Auseinandersetzung mit Asylgegnern betont die Gruppe das Positive. "Wir sind froh, dass wir soviel Unterstützung erhalten, auch von Menschen, von denen wir es gar nicht erwartet hätten", sagt Gutlederer, der schon länger mit dem Gedanken spielt, in der Region eine überparteiliche Gruppe aufzuziehen, die sich mit antifaschistischer und antirassistischer Arbeit beschäftigt.

Asylgegner bleiben inkognito
Die Facebook-Gruppe der Asylgegner war bisher für keine Stellungnahme erreichbar.

Drei Fragen an ...
Gerald Albrecht ist Stadtrat der FPÖ Pöchlarn:
Wie sagen Sie zum Facebook-Streit zwischen Asylbefürwortern und -gegnern? "Ich habe mir beide Gruppen nicht angesehen, rassistische Kommentare sind jedenfalls überflüssig. Facebook ist interessant, aber gefährlich. Über unsere Seite gab es Scharfmacher, die wir sperren mussten."
Wie wollen Sie die Asylunterkunft verhindern? "Rechtlich ist das nicht zu verhindern, wir würden aber den Bürgermeister unterstützen, wenn er es politisch zu verhindern versucht."
Warum hat die FP so ein Problem mit Asylwerbern in Pöchlarn? "Wir können uns die Leute nicht aussuchen. Es werden kaum Familien sein und auch keine echten Kriegsflüchtlinge. Außerdem ist das Haus mitten im Ort."

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