Die Kandidaten in Radenthein im direkten WOCHE-Vergleich

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RADENTHEIN (ven). Die WOCHE fühlte den Kandidaten Martin Hipp (SPÖ) und Michael Maier (Team Michael Maier) vor der Stichwahl in einem direkten Vergleich auf den Zahn.
WOCHE: Stellen Sie bitte ihren Kontrahenten vor.
Hipp: Ich kenne meinen Mitbewerber seit 2008, er ist sehr engagiert in der Gemeindepolitik. Er ist jung, dynamisch und engagiert und bringt sich sehr gut in den Wahlkampf ein. Er ist ein Organisationstalent und ein begabter Moderator und ich denke auch sehr beliebt, sonst hätte er jetzt nicht die Nase schon vorne.
Maier: Unser Bürgermeister ist Martin Hipp, ich kenne ihn seit vielen Jahren. Er ist bekannt durch seine langjährige Tätigkeit als Amtsleiter und seit 2008 als Bürgermeister. Er ist ein lieber Kerl und sehr sportlich, am Fahrrad würde er mir davonfahren. Er ist sehr belesen und hat für jeden Augenblick und jede Gelegenheit des öffentlichen Auftrittes immer ein Zitat parat.
Hipp: Wir sind beide interessiert, dass in der Gemeinde etwas weitergeht.

Nennen Sie drei positive und drei negative Eigenschaften Ihres Kontrahenten.
Hipp: Er ist sehr gut beim Organisieren und hat immer einen Überblick über wichtige Dinge, er denkt vernetz und kann sich sehr gut darstellen und verkaufen, wenn man so sagen möchte. Was den Wahlkampf betrifft, hat er fair gekämpft. Gewisse Dinge zieht er an sich und schmückt sich mit fremden Federn. Dinge die umgesetzt werden, werden direkt mit ihm in Zusammenhang gebracht.
Maier: Wir kennen ihn als sympathischen, lieben Kerl und er findet immer die richtigen Worte. Schwächen, auf das Amt des Bürgermeisters bezogen, ist die Effizienz im Arbeiten, Dinge von A bis Z durchzuziehen - also ordentlich zu planen und abzuschließen, wie Finanzierung und Nachhaltigkeit. Auch das Thema Mitarbeiterführung, aber das führe ich eher dazu zurück, dass wenn man 25 bis 30 Jahre lang Mitarbeiter ist und dann Chef wird, tut man sich einfach schwer, letztendlich diese Rolle zu übernehmen. Mir ist wichtig, dass wir gemeinsam unser Ziel verfolgen und bin froh, dass wir uns verstehen. Es wird keinen persönlichen Angriff auf Martin Hipp geben.

Was wäre Ihre erste Amtshandlung als Bürgermeister?
Maier: Schnellstmöglich mit allen Fraktion - wir haben 27 Gemeinderäte - für Radenthein zu arbeiten zu beginnen. Kein Herumtrödeln und keine Parteipolitik betreiben, sondern Gas geben in allen Bereichen.
Hipp: Die Konstituierung des Gemeinderates und damit verbunden die Vorgespräche, die notwendig sind, wie die Aufgabengebiete aussehen sollen. Es gibt ja keine Pflichtausschüsse bis auf den Kontrollausschuss mehr und es stellt sich die Frage, wie die Aufgaben künftig verteilt werden sollen. Dies sollte so rasch wie möglich passieren und die größtmögliche Gemeinsamkeit finden.

Was wird der erste Punkt auf der Tagesordnung der ersten Gemeinderatssitzung mit Ihnen als Bürgermeister sein?
Hipp: Also in der ersten Sitzung nach der Konstituierung. Es gäbe einige Punkte zum Aufarbeiten, es gibt gewisse vorbeschlossene Dinge, die den Alltag betreffen. Wir haben den Voranschlag 2015 im alten Jahr erstellt und es gibt jetzt bereits gewisse Notwendigkeiten, einen Nachtragsvoranschlag zu erstellen, um für Dinge, für die es einen Grundsatzbeschluss bereits gibt, die finanzielle Basis zu schaffen.
Maier: Im konstruktiven Sinn wäre das für mich eine Präambel, die alle Gemeinderäte mittragen, die besagt, dass Transparenz und Bemühen an erster Stelle steht. Man sollte aktive Kommunikations- und Informationspolitik der Gemeinde an erste Stelle stellen. Die Gemeinderäte sollen sich dazu bekennen. Man sollte nichts versprechen, was man nicht halten kann. Damit verbunden die Rahmenbedingungen, die eine Gemeinde schaffen muss und das ist für mich der Abschluss des Örtlichen Entwicklungskonzeptes, damit sämtliche Entwicklungen im Wohn- und Gewerbebereich sowie in der Landwirtschaft einen ordentlichen Leitfaden haben, mit dem man sich bewegen kann.

Welches ist das für Sie wichtigste Bürgermeister-Projekt in der kommenden Periode?

Maier: Das wichtiges Projekt ist, im Gesamten gemeinsam mit allen unsere Rolle als Zentrum - das sind wir geografisch - wieder für uns beanspruchen, in allen Bereichen. Wir müssen nach außen hin Attraktivität ausstrahlen, damit die Leute zu uns arbeiten und wohnen kommen und die Kinder zu uns in die Betreuung geben, damit sie unsere Betriebe in Anspruch nehmen. Das wird in Summe das große Ziel sein. Dadurch schaffen wir es, Wertschöpfung in unsere Gemeinde zu bringen, das bringt Einnahmen und neue Hauptwohnsitze und dann haben wir auch das notwendige finanzielle Potenzial, um unsere Hauptaufgabe, die Wiederherstellung und Sanierung unserer Infrastruktur zu schaffen. Konkret: Ich würde mit der ärztlichen Versorgung in Radenthein beginnen. Zwei unserer praktischen Ärzte sind in kurzen Abständen verstorben. Seitens der GKK gibt es Intentionen, Radenthein eine Kassenstelle wegzunehmen. Wir müssen ein gutes Angebot auch an Fachärzten schaffen.
Hipp: Da sind wir einer Meinung. Gesundheit ist ein wichtiges Thema. Wir haben auch vor, ein Ärztezentrum zu entwickeln. Es wird am 23. März einen Termin mit der GKK geben, wo darüber konkret gesprochen wird. Es soll eine gemeinsame Ordination von Ärzten werden, die Vertretungsmöglichkeiten sind da auch besser. Wir hoffen da natürlich auf Unterstützung. Das Angebot der niedergelassenen Ärzte muss besser werden und auch die Versorgung, was den Nachtdienst betrifft.
Natürlich auch die Granatstadt mehr zum funkeln zu bringen durch Leerflächenmanagement, aber da sind wir auf einem guten Weg, auch mit dem Stadtmarkt. Die nächsten Maßnahmen werden hier auch folgen.

Was werden Sie tun, falls Sie nicht Bürgermeister werden?
Hipp: Mit der Frage habe ich mich auch beschäftigt. Allzu viele Gedanken habe ich mir aber noch nicht gemacht, weil ich dennoch hoffe, dass ich Bürgermeister werde. Ich möchte aber die Gemeinde nicht fluchtartig verlassen, sondern weiterhin meinen Beitrag leisten. Aber ich bin guter Hoffnung.
Maier: Das gesamte Team hat einen riesengroßen Zuspruch und Vertrauensvorschuss von der Bevölkerung bekommen. Wir haben sehr fähige Leute im Team und es gibt jede Menge zu tun in der Gemeinde. Mit dem Amt des Bürgermeisters können wir unser Konzept am besten umsetzen und dies wird auch von mir angestrebt. Auf alle Fälle möchte ich das erreichen und meine Energie, mein Wissen und meine Fähigkeiten voll für Radenthein einsetzen.

Nennen Sie drei Ihrer Attribute, die Sie zum besseren Bürgermeister machen als Ihren Mitbewerber?

Maier: Eines ist sicher "anpacken", das zweite ist "gemeinsam", und das dritte ist "generationsübergreifend".
Hipp: Das erste ist meine Handschlagqualität, Versprochenes wird gehalten. Zweitens ist mir die Gemeinde wichtig, und das dritte ist meine Kontinuität. Man kennt mich, kann mich einschätzen und hat jetzt keine Überraschungen zu erwarten.

Wo stimmen Sie mit ihrem Gegner überein?
Hipp: Im gemeinsamen Bemühen, für die Gemeinde das Beste zu wollen. In den Projekten insgesamt und im Bemühen, für unsere Bürger da zu sein, damit es ihnen besser geht.
Maier: Die Herausforderungen, die auf uns zukommen, sind uns allen bekannt. Deshalb haben wir auch gemeinsame Ziele. Um diese zu erreichen, gibt es zwei Zugänge, zwei Wege.

Welche konkreten Maßnahmen wollen Sie gegen die Abwanderung ergreifen?
Maier: Es lässt sich erkennen, dass der Abwanderungstrend in der Gemeinde Radenthein ein etwas größerer ist, als in den umliegenden Gemeinden. Das möchte ich nicht akzeptieren. Wir müssen die Gemeinde als Unternehmen sehen und jedes Unternehmen muss sich bemühen, muss aktiv verkaufen und Marketing betreiben, damit die Kunden - die Bürger - sich bei uns niederlassen und bleiben. Die Gemeinde muss sich also in der Angebotsgestaltung spezialisieren, sei es durch Arbeitsplätze, durch Ausbildung, Rahmenbedingungen und positiver Stimmung, dass die Menschen wieder zurückkommen. Konkret? Verbesserung der Mobilität. Heutzutage ist jeder bereit, zu pendeln, und das muss funktionieren und leistbar sein. Dann werde ich gerne da bleiben. Von der Lebensqualität in der Kultur- und Freizeitgestaltung, im Bildungs- oder Betreuungsbereich ist Radenthein die perfekte Stadt. Es muss passen, dass man hier bleiben kann und wo anders arbeitet. Die Anbindung an Ballungszentrum wäre ein konkretes Beispiel. Auch die Perspektive für die Jugend. Man muss bei den Studenten beginnen, diese an uns zu binden. Da gibt es verschiedene moderne Konzepte wie CoWorking-Space. Wir haben genügend leerstehende Räume, um die den Jungunternehmern zur Verfügung zu stellen, damit sie sich hier niederlassen.
Hipp: Die Maßnahmen sind auch wieder sehr deckungsgleich. Über die Gemeinden des Regionalverbandes haben wir einen Demografiecheck machen lassen. Die Bestandsaufnahme sieht wirklich nicht gut aus. Wenn nichts tut, verlieren wir weitere 1.000 Einwohner. Es herrscht Alarmstufe rot. Es gibt kein Patentrezept. Es betrifft die Landgemeinden zulasten der Zentralräume. Wichtig ist die Erhaltung der Lebensqualität, denn wir haben alles, was man zu einem schönen guten Leben braucht. Das ist ein wertvoller Bonuspunkt. Das sollte ein Anreiz sein, das Pendeln in Kauf zu nehmen und hier wohnen zu bleiben. Die Lücke wäre durch Mobilität zu schließen. Fahrgemeinschaften, kleinere Personentransporteinheiten und so weiter. Da gibt es bereits eine Projektidee vom Regionalverband. Es gehört auch dazu, Arbeitsplätze nach Radenthein zu bekommen. Wir haben Grundstücke für Klein- und Mittelbetriebe in Aussicht, die wir auch an den Mann bringen wollen. Das Interesse ist bereits vorhanden. Es gilt, viele kleine Puzzleteile zusammenzusetzen, aber wie gesagt, das Patentrezept gibt es leider nicht.

Zum desolaten Straßennetz: Welche Lösungen haben Sie? Was wird es kosten?
Hipp: Das sind auch Horrorzahlen. Wir haben 90 Kilometer Gemeindestraßen zu erhalten, die teilweise auch neu zu gestalten sind. Speziell im ländlichen Bereich gibt es sehr desolate Straßen, es wird in einer Periode nicht gelingen, alles zu sanieren. Es gibt Modelle, die möglich sind, wenn wir die Straßen neu kategorisieren. Es sind ja nicht nur ausschließlich Gemeindestraßen, sondern wenn es Verbindungswege sind, gibt es Beteiligungsprojekte, mit Beteiligungen von Interessenten, Nutzern und vom Land. Man muss Prioritäten hier setzen, aber es kostet ein Vermögen und unsere Spielräume sind sehr begrenzt. Wir haben einen ausgeglichenen Haushalt, aber für größere Projekte fehlen uns die Kapazitäten, das zu finanzieren.
Maier: Von der derzeitigen Loch-auf-Loch-zu-Methode der Sanierung halte ich nichts. Es bedarf eines konkreten Mehrjahresplanes. Ich bin auch der Meinung, dass das in wenigen Jahren nicht zu schaffen ist. Mit einem ordentlichen Baumanagement und mit Einbezug von neuen Technologien der Straßensanierung von externen Experten - wie zum Beispiel das Kalt-Recycling als neue Methode - wäre es möglich. Wichtig ist aber, dass man mit den Leuten vor Ort redet und diese miteinbezieht. Diese können unglaublich wertvoll sein bei der Planung von Straßenprojekten. Von der Kostenstruktur her ist es Pflicht der Gemeinde, die Straßensanierung einzuplanen und eine Finanzierung zu ermöglichen, denn warum sollten unsere Bürger sonst die Gemeindeabgaben zahlen, wenn die Leistungen seitens der Gemeinde nicht kommen.

Industrie und Gewerbe in der Region: Wie will man neue Betriebe ansiedeln?
Maier: Zur Wirtschaft und neuen Arbeitsplätzen darf ich auch noch die Sektoren Tourismus und Landwirtschaft hinzufügen. Derzeit sind wir in der Industrie auf einem stabilen Niveau. Gewerbebetriebe haben den Vorteil, dass sie wegen ihrer Kleinstrukturiertheit stabiler sind und sich auf Marktveränderungen besser anpassen können. Wir müssen unseren kleinen aktiven Gewerbebetrieben helfen, sich weiterzuentwickeln. Es muss ein aktives Betriebsförderungsmodell geben. Das beginnt bei der Grundstücksbeschaffung und geht bis zur Starthilfe über die ersten Jahre hinweg. Für uns ist die große Chance die Dienstleistungsbranche und die Verschränkung von Tourismus, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe. Das ist unser großes USP. Man sieht es am Beispiel des Stadtmarktes, an dem Landwirte ihre Produkte verkaufen können, ein weiteres Projekt ist die Käserei, die entstehen soll. Das ist ein Paradebeispiel für so einen regionalen Kreislauf.
Hipp: Ich muss sagen, dass unsere Wirtschaft auf drei Beinen steht: Industrie, Landwirtschaft und Tourismus. Die Industrie ist konsolidiert mit der RHI und diese bringt auch einen großen Anteil an Kommunalsteuer. Wenn man die Statistik anschaut, misst man dem Tourismus nicht so große Werte bei. Bei uns ist das natürlich was anderes. Es ist wichtig, dass die Tourismuswirtschaft weiterhin floriert und ausgebaut wird. Durch das Granatium und die Nockhalle haben wir hier eine gute Frequenz. Man muss versuchen, diese Besucher ins Zentrum zu bringen, damit sie hier einkaufen. Wir wollen das Zentrum beleben. Es gibt das Leerflächenmanagement und es wird eine Bestandsaufnahme gemacht. Es gibt mehrere Ideen, die noch nicht ausgereift sind. Es könnte ein Outletcenter in den leerstehenden Geschäften entstehen, das Thema Tracht würde hier sehr gut passen. Zum Thema Gewerbegrundstücke: Wir haben grünes Licht von der Landesregierung zur Finanzierung von Grunderwerb bekommen und können bei Klein- und Mittelbetrieben ansetzen. Es gibt auch bereits konkrete Interessenten. Es geht um die Finanzierung von 350.000 Euro über acht Jahre.

Wo sehen Sie Radenthein in zehn Jahren?
Hipp: Ich sehe Radenthein in zehn Jahren ohne Abwanderung und ich sehe die Stadt mehr funkeln als jetzt. Granatstadt bleibt unser Symbol und die Lebensqualität soll eine sehr gute sein und wir werden mehr Arbeitsplätze haben. Auch als tolle touristische Destination.
Maier: Als Zentrum in den Nockbergen, mit einer großen Attraktivität für umliegende Gemeinden und mit zufriedenen Gemeindebürgern, die sehen, dass das Bemühen seitens der Gemeindepolitik auch Schritt für Schritt Ergebnisse bringt.

Wordrap:

Maier:
- Familie: Die wichtigste Einheit:
- Wohnen in Radenthein: Muss leistbar sein
- Ortsbild: Ist die Wahrnehmung von außen
- Öffentlicher Verkehr: Zukunft
- Nockregion: Wir sind das Zentrum
- Arbeitslosigkeit: Muss bekämpft werden
- Jugend: Ist unsere Zukunft
- Altstoffsammelzentrum: Eine wichtige Serviceeinrichtung

Hipp:
- Familie: Ist mir sehr wichtig
- Wohnen in Radenthein: Muss leistbar und interessant bleiben
- Ortsbild: Muss verbessert werden
- Öffentlicher Verkehr: Muss verbessert werden
- Nockregion: Ist meine Heimat
- Arbeitslosigkeit: Muss bekämpft werden
- Jugend: Die Zukunft von morgen
- Altstoffsammelzentrum: Ein wichtiges Dienstleistungangebot

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