Neue BFI-Serie gestartet - Traiskirchens Bürgermeister machte den Anfang
Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler war beim BFI Burgenland zu Gast und sprach über Flüchtlinge und Arbeitsmarktprojekte.
OBERWART. Das BFI Burgenland startet eine neue Informationsserie. "Wir wollen neben Lernen auch Brücken zu anderen Bereichen wie Kultur oder Sport bauen. Deshalb werden so alle sechs Wochen beispielsweise Fußballer oder Kunstschaffende zu Gast sein und über ihre Bereiche sprechen. So wollen wir uns auch neue Tipps und Anregungen holen", berichtet BFI Burgenland-Geschäftsführer Peter Maier. Den Anfang machte der Bürgermeister von Traiskirchen Andreas Babler.
Ein besonders emotionales Thema momentan ist die Frage der Zuwanderung und Asylbereichs: Haben wir genügend Platz? Was müssen wir, wie, wann und warum tun? Geht denn das überhaupt?
"Natürlich können wir diese Fragen nicht beantworten und sind als BFI auch gar nicht dafür geeignet und haben weder das Recht, noch die Voraussetzungen dafür.
Was wir tun können ist, Qualifizierungen anzubieten, dass Menschen, die aufgrund von Kriegswirren in ihrem Heimatland zu uns gekommen sind, etwa durch das Erlernen der Sprache, oder unseres Amts- und Rechtslebens, leichter in unsere Gesellschaft zu integrieren", so Maier.
Abholen, wo sie stehen
"Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, in unseren Ausbildungs-Werkstätten
und Qualifizierungshäusern, die Bildungswilligen dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden. Sehr viele von ihnen haben in ihren Heimatländern nämlich schon - teilweise hoch qualifizierte Aus- und Weiterbildungen absolviert und erfolgreich in ihren Berufen gearbeitet. Bei uns lernen sie zusätzlich die deutschen Fachausdrücke und unsere Arbeitssysteme in den einzelnen Berufen, nach dem Prinzip "learning by doing", also sozusagen "arbeitend Lernen" und können danach, europaweit anerkannte Abschlüsse nachholen", betont Maier. Das BFI wird dabei erst tätig, wenn die Menschen einen anerkannten Asylstatus besitzen.
Arbeitsmarkt nicht losgelöst
"Der Arbeitsmarkt darf nie losgelöst von anderen Bereichen wie Bildung, Wohnen usw. betrachtet werden. Die Gastarbeitertradition hat die Entwicklung von Traiskirchen stark mitgeprägt. Auch die Erstaufnahmestelle, die 1956 errichtet wurde, hat sich im Laufe der Jahrzehnte durch viele Krisen verändert. Verantwortungsvolle Politik sollte das große Gemeinsame Interesse über alles stellen, leider passiert aber meist genau das Gegenteil", sagt Bgm. Andreas Babler.
Als Beispiel nennt er die Mindestsicherungsdebatte: "Eine entsprechende Mindestlohnpolitik wäre der richtige Weg, statt die momentane Mindestsicherungsdebatte. Ein attraktiver Mindestlohn würde Anreize schaffen, um wieder in den Arbeitsprozess einzusteigen."
Problematik bei Flüchtlingen
Auch die Forderung für mehr Geld in der Flüchtlingsbetreuung sei, so Babler, im gemeinsamen Interesse: "Das bedeutet mehr Personal, bessere Betreuung, was positiv für die Flüchtlinge, Bürgermeister und Gemeinden wäre. Es wird aber nicht umgesetzt, sondern untergraben - unter dem Motto "Mehr Geld für Flüchtlinge heißt weniger für Österreicher!"
"Der Gesetzgeber verbietet bis auf wenige Hilfstätigkeiten die Arbeit von Asylwerbern. Diese dürfen nur drei bis fünf Euro pro Stunde erhalten und maximal 120 Stunden im Monat. Die Leute wollen sich einbringen, dürfen dann aber nur stundenweise für Hilfstätigkeiten eingesetzt werden - wie Mist zusammenkehren im Park. Und das egal, ob sie für anderes qualifiziert sind oder nicht."
Als Beispiel nennt er einen Fall in Lustenau, wo ein junger Flüchtlinger als gelernter Optiker bei einem ortsansässigen Optiker schnuppern möchte, was er aber nicht darf. "Er darf höchstens den Park säubern!", so Babler.
Alternativjobs möglich
Dabei würde die Flüchtlingsbetreuung, so der Bürgermeister, eine Alternative zum ersten Arbeitsmarkt schaffen. "Da wären durchaus 20.000 bis 30.000 neue Jobs möglich und auch für Flüchtlinge gebe es Chancen schrittweise in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Doch diese Chance wird bislang nicht wahrgenommen", sagt Babler.
Im Vorjahr als die größten Schwierigkeiten im Erstaufnahmezentrum medial präsentiert wurden, gab es in der Bevölkerung auch sehr viele positive Rückmeldungen, so der Bürgermeister: "Die Menschen meinten, toll, die hackeln jetzt für uns, wenn sie Asylwerber aktiv sahen, wie sie z.B. den Park säuberten oder andere kleine Hilfstätigkeiten erledigten. Eine große Barriere ist natürlich die Sprache, darum ist Sprachförderung der erste Schritt in der Integration!"
Lehrwerkstätten herausragend
Sehr positiv beurteilt Babler die überbetrieblichen Lehrwerkstätten: "Diese sind ein hervorragendes Prinzip. Die Ausbildung erfolgt ohne den betriebswirtschaftlichen Druck und die Lehrlinge können sie viel mehr Bereiche kennenlernen, was wiederum mehr Chancen im Berufsleben bedeutet."
"In Niederösterreich gibt es spezielles Programm für Jugendliche ohne Perspektive und meist aus sehr schwierigen Verhältnissen. Diese lernen Strukturen kennen, um überhaupt die Grundbasis für die Arbeitswelt legen zu können. Ein neues Sprachenprojekt für niederschwelliges Deutsch ist ebenfalls in Planung", so Babler.
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