Ottakrings Bezirkschef Prokop im Kreuzverhör: „Dealer-Problem werden wir in den nächsten Monaten lösen“
Ottakrings SPÖ-Bezirksvorsteher Franz Prokop über Dealer bei der U6, Halal-Würstel und den Steinhof-Verbau.
OTTAKRING. Wahre Bezirkskaiser gibt es nur mehr wenige in Wien. Solche, die man auf der Straße erkennt, eine Marke, echte „Typen“. Franz Prokop ist so einer – das erkennt man auch an seinem Büro. Herrschaftlich, möchte man fast sagen. Ein frisch sanierter Altbau im Herzen Ottakrings, die Büromöbel in dunklem (SPÖ-)rot, riesige Fenster und ein ebenso riesiger Besprechungstisch für mindestens 20 Leute. Auf einem Platz davon sitzt Franz Prokop. Im Interview spricht er über Dealer beim Brunnenmarkt, Halal-Würstel als Kunstprojekt und Proteste gegen den Verbau des Otto-Wagner-Areals.
Der Drogenhandel entlang der U6 boomt – und das nicht erst seit diesem Jahr. Im Februar machte der Bezirk dagegen mobil. Zu spät?
Nein. Wir waren vorher schon mit den Bürgern in Kontakt, ebenso mit der Polizei betreffend Schwerpunktaktionen. Und wir waren es, die den Stein für die Überarbeitung des aktuellen Gesetzes ins Rollen gebracht haben.
Um das Dealer-Problem in den Griff zu bekommen, wurden etwa Lampen am Brunnenmarkt installiert. Greifen solche Maßnahmen nicht zu kurz?
Wenn das die einzige Maßnahme wäre – sicher. Abgesehen davon, dass die Standler die Lampen wollten und wir das in 14 Tagen umgesetzt haben. Die Polizei ist täglich vor Ort, Spürhunde sind im Einsatz. Das Problem wird sich in den nächsten Monaten lösen, da bin ich sicher.
Der 8. Bezirk hat ein eigenes Anrainergespräch zum Thema veranstaltet. In Ottakring wurde der FPÖ-Antrag dafür abgelehnt.
Wir sind täglich in Kontakt mit den Anrainern. Da braucht man nicht explizit zu einer Veranstaltung einladen.
Die FPÖ kam bei der Wien-Wahl mit 26,54 Prozent hinter der SPÖ auf Platz zwei. Für die SPÖ gab es ein Minus von fast sechs Prozentpunkten. Wie will man weiteren Verlusten vorbeugen?
Wir haben mit zwölf Prozent einen guten Abstand zur FPÖ, das muss man schon sagen. Eine Herausforderung ist es dennoch. Wir setzen auf die Zusammenarbeit mit Kulturinitiativen und den Kontakt mit Bürgern, um sie für uns zu begeistern.
Die Brunnenpassage setzt sich für einen Halal-Würstelstand ein. Braucht Ottakring denn Würstel für Moslems?
Das ist ein Kunstprojekt – so wie damals das Festival „Soho in Ottakring“. Als wir vor Jahren damit gestartet haben, waren auch etliche dagegen. Heute würde aber niemandem mehr einfallen, zu sagen: „Soho in Ottakring, das sollt’s nicht geben.“ Man wird sehen, wie das Projekt angenommen wird. Aber das habe ich nicht zu beurteilen. Das ist einfach die freie Kulturszene Wiens.
Unterstützt der Bezirk den Würstelstand finanziell?
Angesucht wurde noch nicht. Soweit ich weiß, wird das durch Sponsoren gedeckt.
Seit 2010 sind die Mietpreise in Ottakring um 23 Prozent angestiegen. Mit welchen Maßnahmen steuert man im Bezirk dagegen?
Der Grund für die steigenden Mieten sind ja oftmals Sanierungen. Dazu muss man sagen, dass die Hausbesitzer da manchmal alternativlos sind. Wer will heutzutage noch ein Klo am Gang? Aber wir versuchen, mit Genossenschaften zusammenzuarbeiten, um leistbaren Wohnraum zu schaffen.
Zum Beispiel?
Etwa beim Wollner-Hof. Im ältesten Haus am Brunnenmarkt wurden 30 Wohnungen geschaffen. Auch im Lobmeyrhof gibt es ab sofort 171 neue Wohnungen.
Mit mehr Bewohnern muss auch in die Öffi-Infrastruktur investiert werden – vor allem im Westen des Bezirks. Welche Pläne gibt es diesbezüglich?
Wir haben eine sehr gute Anbindung, bis rauf auf den Wilhelminenberg. Für den Ausbau des Wilhelminenspitals fordern wir aber eine Haltestelle direkt vor dem neuen Haupteingang.
Wie stehen die Wiener Linien zu dieser Forderung?
Wir stehen in Verhandlungen. Aber ob jetzt die 46er-Bim oder der Bus 48A künftig dort halten wird, ist halt eine Geldfrage.
Beim Thema Steinhof hat sich der Bezirk bisher eher zurückgehalten. Betrifft der drohende Verbau des Areals nicht auch die Ottakringer?
Das Otto-Wagner-Areal liegt in Penzing, das ist Fakt. Wir waren aber bei der ersten Bürgerveranstaltung vor Ort. Da habe ich selbst das Megafon gehalten. In Sachen Verbau muss man abwarten, was die Stadt in den nächsten Wochen und Monaten plant.
Zur Person:
Franz Prokop (57) ist seit 26. August 2004 Ottakringer Bezirksvorsteher. Seit 37 Jahren ist Prokop für die Wiener Kinderfreunde tätig, von 1991 bis 2004 als deren Geschäftsführer. Prokop hat zwei Kinder und ist verheiratet.
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