Heftige Debatte um Sterbehilfe

Georg Schärmer, Elisabeth Zanon, Christian Haring | Foto: Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
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(cia). Heftig diskutiert wurde in der Vorwoche das Thema Sterbehilfe. Die österreichische Bioethikkommission des Bundeskanzleramtes (ExpertInnen aus den Bereichen Medizin, Ethik und Strafrecht) empfahl im Februar, dass assistierter Suizid und Beihilfe zur Selbsttötung in Ausnahmefällen möglich sein sollen. Tiroler Experten widersprachen dieser Empfehlung vehement. Die SPÖ fordert weitere Diskussion.
Dr. Christian Haring (Psychiatrie und Psychotherapie, LKH Hall), Georg Schärmer (Caritas) und Elisabeth Zanon (ehrenamtlich Vorsitzende der Tiroler Hospizgemeinschaft) stellen sich klar gegen eine Legalisierung des assistierten Suizids, also gegen eine Beihilfe zur Selbsttötung auf Verlangen.

Gerade auch aufgrund der Erfahrungen in Ländern, in denen das möglich ist, sei es laut Haring abzulehnen: "In Ländern mit der Möglichkeit des assistierten Suizids kommt es vor, dass nicht nur schwerstkranke sondern auch psychisch kranke Menschen den assistierten Suizid anstreben." Der Arzt sieht eine realistische Gefahr, dass sich die Gesellschaft dazu wandeln könnte, dass besonders ältere Menschen in kostenintensiver Pflege dazu gedrängt würden, ihrem Leben als „aufrichtige, ehrliche Staatsbürger“ ein Ende zu setzen. Für Menschen, die am Ende ihres Lebens aufgrund einer Krankheit großes Leid und unerträgliche Schmerzen erleben, besitze die Palliativmedizin die Möglichkeit, starke Schmerzen und Atembeschwerden zu lindern.

Caritas-Direktor Schärmer schlägt in die selbe Kerbe: „Ich habe große Sorge, dass das Grundgebot: ,Du sollst nicht töten!' ausgehebelt wird!" Er befürchtet, dass Beihilfe zur Selbsttötung zu einer einforderbaren medizinischen/pflegerischen Dienstleistung werden könnte.

„Die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft bekennt sich zum Leben und betreut das Leben bis zum letzten Atemzug", betont Zanon. Seit gut 20 Jahren setzt sich die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft dafür ein, ihrem Grundsatz „selbst wenn nicht mehr zu machen ist, kann immer noch viel getan werden“ treu zu bleiben. Positive Rückmeldungen durch Sterbende selbst und auch von ihren Angehörigen würden laut der Hospiz- Vorsitzenden zeigen, "dass es Sinn macht, sich mit aller Kraft und allen Möglichkeiten für ein LEBEN bis zuletzt einzusetzen".

Die Tiroler SPÖ pocht dagegen auf "Selbstbestimmung bis zum Lebensende". "Eine kategorische Ablehnung von Sterbehilfe greift für mich zu kurz. Das Lebensende ist noch immer ein Tabuthema. Was wir brauchen ist aber eine offene, sachliche Diskussion darüber. Diese muss ganz klar auch die Vorschläge der Bioethikkommission umfassen“, so SPÖ-Gesundheitssprecherin LA Gabi Schiessling. Ein in der Verfassung festgeschriebenes Verbot der Sterbehilfe, das von der ÖVP immer wieder gefordert wird, wird von der SPÖ abgelehnt.

„Nicht durch die Hand, sondern an der Hand eines Menschen sterben ist die Devise der ÖVP", erklärte NR Hermann Gahr nach der parlamentarischen Enquete „Würde am Ende des Lebens“ am Donnerstag. Hospiz- und Palliativversorgung solle für jeden erreichbar und leistbar sein, unabhängig vom sozialen Status und der Region. Die Enquetekommission hat dazu 51 Empfehlungen für den Ausbau der Hospiz- und Palliativmedizin vorgelegt.

Eine dieser Maßnahmen ist der Bau des "Hospizhauses Tirol" in Hall, bei dem sich SPÖ und ÖVP einig sind. „Hier wird wichtige Arbeit geleistet. Menschen müssen bis an ihr Lebensende auf beste medizinische Versorgung und liebevolle Betreuung vertrauen können und dürfen nicht alleine gelassen werden“, so Schiessling. Gahr betont: "Durch eine konstruktive Zusammenarbeit mit den betroffenen Organisationen, etwa der Vorsitzenden der Hospiz-Gemeinschaft Tirol, Elisabeth Zanon, wurde es ermöglicht, sich eingehend mit dem Prozess des Sterbens und dem Erhalt der Würde zu beschäftigen.“

Georg Schärmer, Elisabeth Zanon, Christian Haring | Foto: Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
Foto: Gerhard Berger
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