Auflagendschungel für Bauern

Hofbesuch bei Familie Auer in Schmirn (v.l.): Gerhard Auer im Gespräch mit dem Bürgermeister von Vals Klaus Ungerank, Bezirkskammersekretär Helmuth Traxler, Bezirkskammerobmann Thomas Schweigl, Bürgermeister von Schmirn Vinzenz Eller, Alexander Woertz und LK-Präsident Josef Hechenberger | Foto: Bauernbund
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  • Hofbesuch bei Familie Auer in Schmirn (v.l.): Gerhard Auer im Gespräch mit dem Bürgermeister von Vals Klaus Ungerank, Bezirkskammersekretär Helmuth Traxler, Bezirkskammerobmann Thomas Schweigl, Bürgermeister von Schmirn Vinzenz Eller, Alexander Woertz und LK-Präsident Josef Hechenberger
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SCHMIRN (cia). Im Rahmen der Bezirksbesuche zur Landwirtschaftskammerwahl besuchten LK-Präsident Josef Hechenberger und BKO Thomas Schweigl Entscheidungsträger und Bauern in Schmirn.

Die Agrargemeinschaft Schmirn bewirtschaftet ein 50 Kilometer langes Wegenetz und 2000 Hektar Grund und Boden. Der Großteil besteht aus Schutz- und Bannwald. Auch wenn die AGM Lösung in Schmirn einigermaßen gut über die Bühne gegangen ist, so ortet der Bürgermeister ein Problem, das die Bauern in Schmirn und mit ihnen die ganze Gemeinde betrifft: „In Schmirn gibt es zur Zeit 65 aktive Bauern, davon führen nur drei einen Milchviehbetrieb. 1966 waren es noch 106 Betriebe. Vier Bauern überlegen derzeit aufzuhören.“ Grund für den massiven Rückgang der Bauern sieht Eller im Regulierungsdschungel, durch den sich ein durchschnittlicher Tiroler Bauer kämpfen müsse und den vielen Interessensvertretern, die mitbestimmen, wie der Bauer zu wirtschaften habe. „Ich finde keine Almobmänner für die neun Interessentschaftsalmen der AGM und muss nun diese Aufgaben selber übernehmen, weil sich die Gemeinde Schmirn die Anstellung eines Substanzverwalters nicht leisten kann,“ so Eller, der zur Zeit für neun Almen von jeder Ohrmarkenmeldung bis zur Begleitung der Kontrolleure all das machen muss, was früher die Almobmänner gemacht haben.

LK-Präsident Hechenberger weitet im Gespräch den Blick auf die Gesamtsituation: „Das, was hier in der kleinen Gemeinde Schmirn jetzt schon der Fall ist, wird auch andere Gemeinden einholen. Wenn die Rücklagen der Agrargemeinschaften aufgebraucht sind –und das wird in manchen Orten allein durch die Anstellung der Substanzverwalter schon bald der Fall sein- werden entweder die Gemeinden draufzahlen müssen oder ganze Talschaften brach liegen und nicht mehr bewirtschaftet werden.“

BKO Schweigl kennt die Lage in seinem Bezirk: „Zuerst wurde unseren Bauern über Jahre hinweg ein Spießrutenlauf durch die AGM-Thematik zugemutet und jetzt werden den langjährigen Almobmännern Sanktionen angehängt, die ungemein verunsichern. Hinzu kommt noch der spürbar ansteigende Bürokratieaufwand, dem jeder Bauer ausgesetzt ist.“

Hechenberger meint dazu: „Auch wenn wir durch die Unterstützung unseres Bundesministers Rupprechter die Almenfrage lösen können und in unseren Bezirkskammern umfassende Beratung und Hilfestellung leisten, irgendwann ist es unseren Bauern einfach zu viel und das Fass läuft über. Deswegen kämpfen wir hart gegen diese Einschnitte an.“

Laut Bgm. Eller ringt man auf den Schmirner Almen auch um das Weidevieh: „Durch die Lösung der AGM kämpfen wir neben der Obmannfrage auch mit dem Problem, dass manche Bauern überlegen ihr Vieh auf andere Almen aufzutreiben. Da die Alm durch die AGM-Lösung Gemeindegut ist, gibt es keinen Grund mehr, weshalb sie hier auftreiben sollen und noch dazu zum Teil mehr bezahlen,“ skizziert Eller den nachvollziehbaren Gedankengang der Bauern. Und Eller konkretisiert: „Die Anhäufung der Kleinigkeiten in den letzten Jahren hemmt unsere Bauern. Wir brauchen in der Gesellschaft ein Umdenken. Unsere Bauern hören auf und lassen sich nicht mehr pflanzen. Ich sehe die flächendeckende Bewirtschaftung massiv gefährdet. Das muss uns in den Tälern Angst machen.“

Der Leiter der Bezirkslandwirtschaftskammer Innsbruck, Helmuth Traxler begleitete die Delegation im Anschluss zum Hof von Familie Auer in Schmirn, um die Situation zu veranschaulichen. Gerhard Auer kämpft seit Jahren dafür 30 Bäume auf seinem Hofgelände zu roden um dadurch eine Arbeitserleichterung bei der Bewirtschaftung seines Feldes zu erzielen. „Mittlerweile sind vermutlich mehr Bäume für das Papier der ganzen Gutachten und Bescheide gefällt worden, die in letzter Zeit an mich ergangen sind,“ meint Gerhard Auer mit einem Augenzwinkern, das ihm angesichts des Bürokratieaufwandes in diesem Fall schön langsam vergeht.

„Wir brauchen ein rasches Umdenken,“ mahnt Traxler ein. „Wenn in der Wertigkeit, die landwirtschaftliche Nutzfläche den letzten Platz einnimmt, brauchen wir uns nicht wundern, wenn uns in einigen Jahren der Boden ausgeht, weil wir ihn entweder verbauen oder verwildern und zuwachsen lassen. Eines muss uns schon bewusst sein: unsere Kinder müssen sich dann ihre Produkte im Ausland kaufen.“

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