Warnruf für zweite Lechbrücke
Das Land Tirol drängt auf eine zweite Lechbrücke, die Anrainergemeinden sehen keine Möglichkeiten.
REUTTE (rei). Ein Schreiben aus der Straßenbauabteilung des Landes Tirol beschäftigt derzeit die Talkesselgemeinden von Reutte. Christian Molzer, Leiter der Abteilung Verkehr und Straße, regte beim Planungsverband 2 (Talkesselgemeinden) an, sich bei den anstehenden Fortschreibungen der örtlichen Raumordnungskonzepte Gedanken für eine zweite Lechquerung zu machen.
Nadelöhr Lechbrücke
Derzeit rollt der gesamte motorisierte Verkehr über die Lechaschauer Brücke. Diese muss schon heute bis zu 18.000 Fahrzeuge täglich aufnehmen. Die rege Bautätigkeit beiderseits des Lechs könnte in den kommenden Jahren eine weitere Brücke notwendig machen.
"Reutte Süd" vom Tisch
Eine solche war im Zusammenhang mit dem Bau der Umfahrungsstraße Reutte Süd geplant. Doch dieses Projekt ist vom Tisch. Eingehende Untersuchungen hatten zu Tage gebracht, dass der Verkehr in Reutte "hausgemacht" ist, die millionenschwere Umfahrung Reutte Süd daher nicht viel bringen würde.
Das ändert aber nichts daran, dass der Talkessel von Reutte mit Schwerpunkt Reuttener Zentrum massiv vom Verkehr belastet ist und das Verkehrsaufkommen weiter zunehmen wird. "Reutte Süd ist vom Tisch. Eine zweite Lechquerung im Talkessel von Reutte könnte aber nötig werden", erklärte Christian Molzer auf Anfrage gegenüber den Bezirksblättern.
Kein aktuelles Projekt
Weil derzeit die Gemeinden die örtlichen Raumordnungskonzepte fortschreiben, machte er in einem Schreiben an den Planungsverband auf diesen Umstand aufmerksam. "Es gibt unsererseits kein Projekt, unser Schreiben ist als Warnruf zu verstehen", sagte Molzer. In die örtlichen Raumordnungskonzepte wolle man sich nicht einmischen. Der Blick in die Zukunft ist aus Sicht Molzers aber schon wichtig: "Man darf das nicht aus den Augen lassen."
Schwieriges Vorhaben
In Reutte brachte Bürgermeister Luis Oberer dem Gemeinderat das Schreiben zur Kenntnis. "Reutte ist sicher für eine zweite Lechquerung. Einfach wird das aber nicht, weil auf beiden Seiten des Lechs alles ziemlich verbaut ist", stellte Oberer fest. Sein Urteil: "Eine weitere Lechquerung wird schwierig!"
Bgm. Fuchs ist überrascht
In Lechaschau zeigte sich Bürgermeister Hansjörg Fuchs überrascht: "Mir war vorher nie bekannt, dass eine weitere Brücke über den Lech angedacht wäre, sieht man einmal von der Umfahrung Reutte Süd ab, die es aber nicht mehr gibt."
Fuchs sieht in seiner Gemeinde keine Möglichkeiten, Platz für eine zweite Lechquerung bereitzustellen. Ohnehin erachtet er es nicht als Aufgabe einer Gemeinde, sich darüber Gedanken zu machen: Landesstraßen - so sein Urteil - sind Landessache.
Knapp winkt ab
Für Höfens Bürgermeister Vinzenz Knapp ist das Thema einer weiteren Lechquerung zumindest auf Höfener Gebiet erledigt: Auf Höhe des Ortsteils "Graben" wird noch heuer mit dem Bau eines neuen Siedlungsgebietes begonnen, und auf Höhe der Kraftwerksanlage gehe auch nichts mehr, zumal in diesen Tagen mit dem Umbau der Kraftwerksanlage begonnen wird. Und der Flugplatz wurde erst im vergangenen Jahr mit einer Asphaltdecke versehen. "Ich wüsste nicht, wo da eine Lechquerung Platz finden würde", winkt Knapp ab.
Kein Bedarf in Ehenbichl
Selbiges ist aus Ehenbichl zu hören. "Für uns ist das kein Thema, zumal wir nichts davon haben", stellt Bgm. Wolfgang Winkler klar. Er findet, dass Reutte zunächst einmal seine "Hausaufgaben" machen sollte: Die Marktgemeinde baut ständig an allen Einfallsstraßen und wundert sich dann, dass der innerörtliche Verkehr zunimmt." Diese "Strategie" gehört hinterfragt, findet Winkler.
Nur fachlicher Hinweis
Da droht Christian Mölzer mit seinem Anliegen also auf der Strecke zu bleiben. Doch der möchte sein Schreiben ohnehin als fachlichen Hinweis verstanden wissen. Sollten sich die Gemeinden nicht durchringen können, Flächen für eine weitere Lechquerung freizuhalten, und sich dagegen entscheiden, sei auch das eine Entscheidung, die das Land akzeptieren werde.
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