Aktionistin aus Reutte
Und wer um alles in der Welt ist die Derbach?

Michelle Derbach in Aktion, hier bei einer Mahnwache im Zusammenhang mit Corona. | Foto: privat/Derbach
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  • Michelle Derbach in Aktion, hier bei einer Mahnwache im Zusammenhang mit Corona.
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Manchmal auf der Straße, dann wieder in bzw. vor einem Geschäft: Wenn Michelle Derbach ein Anliegen hat, tritt sie dafür öffentlich ein. Wir stellen Ihnen die junge Frau vor.

VILS. "Man braucht schon ein 'dickes Fell'. Einfach ist es nicht, sich auf die Straße zu stellen und mit einem Transparent in der Hand für etwas einzutreten", gesteht die gebürtige Deutsche. Doch genau das tut sie - oft und für unterschiedliche Themen.

Politisch sehr interessiert

"Ich bin ein politisch sehr interessierter Mensch. Das hab ich von meinem Opa", erzählt Derbach. Der war SPD-Mitglied. Für die Partei sei er vermutlich nicht immer bequem gewesen, und wollte es auch nicht sein. Der Opa, ebenso aber auch ihr Vater, hätten ihr früh vermittelt, man müsse für Dinge, die einem wichtig sind, einstehen, was sie auch mache.  "Ich sehe mich nicht als Person, die daheim auf der Couch sitzt."

Das Gegenteil ist wohl der Fall. Daheim malt sie Transparente, die sie dann im öffentlichen Raum gut sichtbar für alle hochhält. Gerne gibt sie Auskunft, worum es ihr geht und warum sie demonstriert, zumeist alleine, machmal mit wenigen Gleichgesinnten. "Manche hören zu, andere fangen an zu schimpfen. Das kann manchmal echt heftig werden!"

Die junge Vilserin hat viele Anliegen und geht für diese auch auf die Straße. | Foto: privat/Derbach
  • Die junge Vilserin hat viele Anliegen und geht für diese auch auf die Straße.
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Kurzzeitmitglied bei der SPÖ

Abschrecken lässt sie sich davon nicht. Vergangenes Jahr suchte sie dennoch die Nähe zu einer großen Organisation, nämlich zur Außerferner SPÖ. Der Sozialdemokratie fühle sie sich familiär bedingt eng verbunden, wobei sie durchaus auch "Grünen Gedanken" nahe stehe.
Mit Reuttes "Roten" wurde sie aber nicht richtig warm. "Ich glaube, wir haben uns nicht verstanden. Ich wurde einfach links liegen gelassen. Niemanden hat interessiert, was ich zu sagen habe."

Bauchgefühl hat entschieden

Der Parteiaustritt, nur kurze Zeit nach dem Eintritt, war für sie die logische Konsequenz: "Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, ich passe da nicht rein."
Aus der Innsbrucker SPÖ-Zentrale habe man noch einmal Kontakt aufgenommen, ein weiteres Gespräch aber nicht mehr statt gefunden. "Jetzt mache ich halt wieder mein eigenes Ding."

Michelle Derbach, 20 Jahre jung, wohnhaft in Vils. Sie will nicht auf der Couch sitzen und jammern, sondern Akzente setzen. | Foto: Reichel
  • Michelle Derbach, 20 Jahre jung, wohnhaft in Vils. Sie will nicht auf der Couch sitzen und jammern, sondern Akzente setzen.
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Initiative "Reutte bleibt bunt"

Vor wenigen Tagen initiierte Michelle Derbach etwa ein erstes Treffen eines neu gegründeten Stammtisches, der sich "Reutte bleibt bunt" nennt. Die Initiative vereine Bürger:innen und Organisationen, die sich gegen Rechtsextremismus, Faschismus und für eine offene, demokratische Gesellschaft einsetzen. Das nächste Treffen wird am 15. März um 18.30 Uhr im Café Museo in Reutte stattfinden.
Als Unterstützer nennt Derbach die BASIS Frauenservice und Familienberatung Außerfern, engagierte Gemeinderäte aus Reutte, die Regionalentwicklung Außerfern, den SV Reutte sowie private Förderer.

Zeichen setzen ist wichtig

Dass das Bündnis "Reutte bleibt bunt" auf Interesse stößt, freut die 20-Jährige. Es sei wichtig, Zeichen zu setzen, gerade jetzt, da neue Stimmen aufkommen, die etwa das Abschieben von Menschen mit Migration fordern. Was da erst vor kurzem in Deutschland, ebenso aber auch bei uns in Österreich, für Aufmerksamkeit sorgte, macht ihr Angst. "Mein Vater ist Deutscher, meine Mutter stammt aus Thailand. Ich habe echt Sorge, ich könnte einmal abgeschoben werden."

In Vils fühlt sie sich zu Hause

In ihrem Leben ist sie schon viel herumgekommen. Geboren wurde sie in Berlin. Weil der Vater berufsbedingt weit herumkam, wechselte auch der Wohnsitz von Michelle Derbach anfangs mehrfach, etwa von Deutschland in die Schweiz. Seit elf Jahren lebt sie jetzt aber in Vils. "Das ist mehr als mein halbes Leben", hält sie mit der Erkenntnis, hier ihr Zuhause gefunden zu haben, fest.

Ob sie immer hier bleiben wird, weiß sie nicht. Michelle Derbach studiert in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Bildung. Ein ganz klares Ziel, wohin "die Reise" gehen soll, hat sie (noch) nicht. Wenn sie nicht gerade ihrem Studium nachgeht, arbeitet sie in Füssen im Einzelhandel, gibt Nachhilfe oder geht eben zum Demonstrieren auf die Straße.
Daheim, auf der Couch, will sie nicht sitzen.

Besser informiert

Junger Neuzugang mit Michelle Derbach

Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter www.meinbezirk.at
 Rechtsextremismus

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