Das Krokodil schlägt wieder zu
Autocross Staatsmeistertitel Nummer sechs gab es heuer für Albin Scheuchenpflug.
ST. PETER (gawe). Hart und wenig herzlich geht es manchmal am Start eines Rennens zu: „Wenn du nicht aufpasst, fahren sie beim Start halb über dich drüber. Die erste Kurve ist besonders kritisch. Von den ersten vier kann jeder gewinnen. Überholen ist im Gelände sehr schwierig und es gelingt dir am ehesten beim Anbremsen oder aus einer Kurve heraus“ schildert der Gaspedalzauberer, dass ein guter Start rennentscheidend sein kann. Dreck und Steine fliegen auf dich zu, wenn du dich durchs Feld nach vorne kämpfst. Du musst dich überwinden und trotzdem das Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten. „Das solltest du aushalten“, lacht „Scheuchi“ über den Kampf durch den Staub kurz nach dem Start.
Drahtgitter statt Scheibe
Eine herkömmliche Windschutzscheibe würde nach wenigen Metern den Geist aufgeben. Ein Drahtgitter ersetzt diese im „Krokodil“. Kleine Steine fliegen allerdings durch. „Davon habe ich nach dem Rennen eine rote Nase wie ein Säufer“ so der 37-Jährige. Zusätzlich sorgt eine Spezialbrille für gute Sicht – hier wird die verschmutzte Folie von einem Elektromotor auf Knopfdruck weiter gezogen. „Am Beginn eines Rennens bin ich leicht nervös. Nur so bringst du Höchstleistungen. Auf den langen Geraden hast du dann Zeit zum Denken. Ich studiere die Linie des Gegners vor mir und suche eine Überholmöglichkeit. Über Funk höre ich den Abstand zum Hintermann“.
Pech zu Saisonbeginn
„Im freien Training hatte ich in Hollabrunn einen Getriebeschaden. Der Sieg beim Rennen war nach einer Reparatur bis drei Uhr in der Früh der Lohn. Vier weitere Siege und einige Stockerlplätze heuer gaben der Tochter Sophie (drei Jahre) Gelegenheit zum Applaudieren: Sie klatscht begeistert, wenn der Papa wieder einmal am Stockerl steht.
Schaltdefekt bremst
„In St. Agatha hat sich das Schaltgestänge durch zu viel Dreck verklemmt. Ich hatte nur mehr den ersten Gang, der aber auch bis zu 100 km/h reicht“, erzählt er davon, dass aber der dritte Platz trotzdem zur erfolgreichen Titelverteidigung genügte. Der sechste Titel für den Bleifußpiloten aus St. Peter (Buggy bis 4000 ccm, ÖMSV). Nicht einfach war die „Babypause“ im Jahr 2014 für den „Master of Vollgas“ auszuhalten: „Ich habe einfach Benzin im Blut. Dagegen kannst du dich nicht wehren. Ich habe in diesem Jahr kein Rennen als Zuschauer besucht, weil mich sonst der Gasfuß unerträglich gejuckt hätte.“ „Beim Staatsmeisterschaftslauf 2004 in Voitsberg bin ich mit 120 km/h auf die Streckenbegrenzung gekommen und aufgestiegen. Gezählte zehn Überschläge waren die Folge. Fazit nach der endgültigen Landung: Gehirnerschütterung, Buggy Totalschaden“, schildert der Kfz-Techniker seinen schwersten Unfall. „Chefschraufer“ Christian Radler weiß bei Problemen Rat: „Einen Winter lang haben wir dann an dem neuen Auto gebaut. Mein Mechanikerteam hat hart gearbeitet, um das Fahrzeug wieder zum Laufen zu bringen.“
350 Pferde ziehen
Befeuert wird das 680 Kilogramm schwere Renngerät von einem Zweiliter Lancia-Turbomotor, der mit 350 PS für reichlich Schub sorgt. Keine drei Sekunden nach dem Start knackt er die 100 km/h Marke. Vielleicht haben sich die Gegner anfangs auch beim Aussehen seines Renngerätes etwas erschreckt. Die Schüler der Neuen Mittelschule St. Peter haben seinen Buggy als unberechenbares, giftig grünes Krokodil gestaltet. Wegen seines fast unverwundbaren Schuppenpanzers und wegen des beängstigenden Gebisses wird es zu einem außerordentlich gefährlichen Gegner.
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