"Lehrlinge sind gefragt wie nie"
Wirtschaftskammer und AMS blicken für den Bezirk Rohrbach in die Zukunft.
von Karin Wiesinger
BEZIRK. "Ich erwarte, dass die Arbeitslosenzahlen im Jahr 2016 weiter steigen werden. Die Wirtschaft wird weiterhin keinen Aufschwung erleben, eher stagnieren oder nur geringe Wachstumssteigerungen verzeichnen können", sagt Michaela Billinger, Chefin des Arbeitsmarktservices Rohrbach. Überzeugt ist sie davon, dass Rohrbach, ähnlich wie im Jahr 2015 wieder einer der Bezirke sein wird, der die niedrigste Arbeitslosenquote hat. "Das ist einerseits gut, bringt aber für viele Firmen das Problem, keine geeignete Fachkräfte zu finden", sagt Herbert Mairhofer. Er ist Obmann der Wirtschaftskammer Rohrbach. "Wir müssen uns noch mehr bemühen, Fachkräfte für unsere Betriebe in der Region zu bekommen und zu sichern. Die rund 900 Jugendlichen, die sich derzeit in den gewerblichen Rohrbacher Ausbildungsbetrieben ihr berufliches Rüstzeug holen, reichen dafür bei Weitem nicht aus", sagt Mairhofer. "Lehrlinge sind gefragt wie nie", weiß auch Billinger.
Geringe Jugendarbeitslosigkeit
Nach ihrer Einschätzung wird die Jugendarbeitslosigkeit im Bezirk 2016 nicht spürbar ansteigen. Um mehr Arbeitskräfte für Jobs in der Region zu begeistern, hat die Wirtschaftskammer die Initiative Mein Job Rohrbach erweitert. Auf der Job-Plattform will man nicht mehr nur auf die Pendler zielen sondern mittels eines Job-Agenten für Berufe im Bezirk Rohrbach werben. Aufholbedarf ortet der WKO-Geschäftsstellenleiter von Rohrbach, Klaus Grad, in Sachen eigenem Marketing der Firmen. "Viele Rohrbacher Unternehmen sind äußerst erfolgreich, innovativ, teilweise marktführend in Österreich und international tätig. DIese Unternehmen müssen vor den Vorhang, um sich entsprechend zu präsentieren – auch im Heimatbezirk", sagt Grad. "Die größten Herausforderungen und Schwierigkeiten sind sicherlich den Umständen in Österreich geschuldet", glaubt Georg Oberaigner, Unternehmer in Nebelberg. "Die Wettbewerbssituation gegenüber Mitbewerbern an anderen Wirtschaftsstandorten verschlechtert sich ständig, da der bürokratische Aufwand und die Lohnkosten in Österreich stetig steigen." Maihofer glaubt, dass die Steuerreform sich schon 2016 positiv für die Unternehmer auswirken wird.
Asylthema am Arbeitsmarkt
Ungwiss ist 2016 am Arbeitsmarkt das Asylthema. "Mit der Zuerkennung des Asylstatus für Aslywerber im Bezirk könnte die Arbeitslosenquote ab Mitte des Jahres ansteigen. Das wird aber von der Dauer der Verfahren abhängig sein", sagt Billinger.
50+ besonders betroffen
Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind Personengruppen ab 50 Jahren. "Die Arbeitslosigkeit ist weiter steigend. Vor allem für Personen, die nur höchstens einen Pflichtschulabschluss haben wird es in Zukunft immer schwieriger", weiß Billinger. "Ein Ziel wird sein, diesen Personenkreis zu qualifizieren bis hin zum Lehrabschluss." Gerade auch im Bürobereich sind viele Menschen, vor allem Frauen, ohne Job – das Stellenangebot ist aber im Bezirk überschaubar. Problem für Frauen seien adäquate Jobs im Bürobereich oder auch im Handel im Bezug auf die Arbeitszeiten. "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist trotz der Verbesserung der Kinderbetreuungseinrichtungen immer noch eine große Herausforderung", sagt Billinger.
Zur Sache:
Zu wenig Personalangebot im Bezirk Rohrbach gibt es auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor für die Gastronomie. Auch im Gewerbe/Handel (Metall und Holz) ist bereits der Fachkräftemangel spürbar. Am Dienstleistungssektor sind Friseure oder Feinkostverkäuferinnen kaum zu finden.
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