Mit zwei Schafen startete Sepp Eisl vor 30 Jahren eine Erfolgsgeschichte
Sepp Eisls Schafmilchspezialitäten gibt es mittlerweile vom Arlberg bis nach Wien zu kaufen
Vor rund 30 Jahren hat Sepp Eisl mit der Schafwirtschaft begonnen. "Er hat sich damals zwei Schafe gekauft – so wie sich andere halt ein Moped gekauft haben", erinnert sich Ehefrau Christine. "Ich habe gesehen, dass man mit der Kuhmilchwirtschaft aufgrund der Milchkontigentierung keine großen Sprünge machen kann – da habe ich nach Alternativen gesucht und die Schafe waren da eine gute Möglichkeit." Und während die beiden von anderen noch belächelt wurden, entwickelten sie eine eigene Produktlinie, mit der sie seither auf Erfolgskurs sind.
Mittlerweile gibt es die Bio-Schafmilchprodukte – allen voran die verschiedenen Frischkäsesorten – nicht nur in ausgewählten Feinkost- und Bioläden, sondern auch in der Spitzenhotellerie, Haubenrestaurants und das von Arlberg bis Wien – etwa bei Meinl am Graben. Nach seinem Rückzug aus der Landespolitik hat Sepp Eisl eine Diplomkäsesommelier-Ausbildung gemacht. Neben internationalen Käsespezialitäten ging es dabei unter anderem um das Käseland Österreich, die richtige Präsentation von Käse, Schneidetechniken, Produktdesign oder die eigene Käsesprache. "Da muss man sich sehr bremsen, dass man nicht sofort ins Schwärmen kommt und gleich ein paar neue Dinge ausprobiert", sagt Sepp Eisl. Neuerungen sind immer auch mit Investitionen verbunden – und deshalb wollen die Eisls sich das gemeinsam mit der jungen Generation in Ruhe überlegen.
Dabei sind die Jungen längst Teil der Käseproduktion. Tochter Christine hat etwa Gastrosophie studiert und nicht nur eine neue Verpackung samt Strichcode für den Handel, sondern auch einen eigenen Dessertkäse mit Blütenhonig entwickelt. "Der schmeckt besonders zu Früchten hervorragend", schwärmt Mutter Christine Eisl.
Etwa 50.000 bis 60.000 Liter Schafmilch pro Jahr verarbeitet Familie Eisl. "Ein Schaf gibt 1,5 bis 2 Liter Milch am Tag. "Das ist ein sehr kostbarer Saft, man muss viel Aufwand betreiben, um zu einem Liter Schafmilch zu kommen", erklärt Sepp Eisl. Zum Vergleich: Eine Kuh produziert mindestens zehn Mal so viel Milch am Tag. Für ein Kilo Frischkäse benötigt man fünf Liter Schafmilch.
"Sehr gerne" genießt Sepp Eisl seinen Frischkäse im Salat mit Kernöl, "immer und immer wieder aufs Brot", oder auch mit Speck umwickelt und kurz herausgebacken. Aber auch zum Verkochen eignen sich seine Käse, allen voran der Aberseer Frischkäse – der erste aus Eisls Produktlinie. "Wir kennen einen Spitzenkoch, der diesen Käse auch als Geflügelfülle verwendet, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt."
Mit mehr als 70 Goldmedaillen sind die allesamt in Handarbeit hergestellten Bio-Schafmilchprodukte vom ehemaligen "Stoffengut" – das nach einem Zukauf eines Nachbargrundstücks "Seegut" heißt – ausgezeichnet worden, darunter mit dem goldenen Kasermandl oder dem Käsekaiser.
Von Belächeln ist heute jedenfalls keine Spur mehr. "Frühere Vorbehalte wegen Geschmack oder Geruch von Schafmilchprodukten sind völlig verschwunden, das hat zwar viel Überzeugungskraft gebraucht, aber mittlerweile sind die Konsumenten sehr aufgeschlossen", sagt Sepp Eisl. Schafkäse werde als Spezialität eingestuft, das leicht verdauliche Eiweiß der Schafmilch werde vor allem von Kuhmilchallergikern sehr geschätzt.
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