Offenheit und Toleranz zieht innovative Menschen an
Wie können Regionen Investitionsgetriebene Arbeitsplätze und Unternehmen für sich gewinnen? Darüber diskutierte eine Expertenrunde bei einer internationalen Konferenz des Instituts der Regionen (IRE) in Salzburg.
Was das Silicon Valley so erfolgreich macht? "80 Prozent der Gründer dort sind Migranten, sie finden dort ein Klima der Offenheit und Toleranz. Das ermöglicht ihnen auch, ihre neuen Produkte rasch am Markt testen zu können", erklärt Ludovit Garzik vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung in Wien. Nachsatz: "Wenn wir mit dieser Offenheit auf das Flüchtlingsthema zugehen, bin ich überzeugt davon, dass das ein kultureller Gewinn für uns sein kann."
Land der Selbstständigen
Gerade Salzburg führe das österreichweite Ranking der Selbstständigenquote mit 10,5 an, der österreichische Durchschnitt liegt bei 9,3. Allerdings: Nur vier Prozent der Hochschulabsolventen wählen den Weg in die Selbstständigkeit. Das liegt auch daran, dass Salzburgs Wirtschaft weniger vom Produktionssektor, als vielmehr von Tourismus und Handel dominiert wird. "Das sehen wir an den Unternehmen Spar, Red Bull oder Porsche Holding mit Sitz in Salzburg", so Garzvik. "Junge Akademiker haben gute Alternativen zur Selbstständigkeit. Die Frage ist also, wie können wir unsere top ausgebildeten Hochschul-Absolventen dazu motivieren, ihr Wissen auf den Markt zu bringen?"
Schnittstelle zu Hochschulen
Neben der in Bayern gelungenen Ansiedlung von Hochschulen auch abseits von Ballungsräumen bräuchten Start-ups aus dem wissenschaftlichen oder technischen Hochschulbereich Unterstützung beim Aufbau ihres Unternehmens und beim Vertrieb, um erfolgreich sein zu können, betont Josef Nassauer vom bayerischen Automobil-Cluster und Sprecher der bayerischen Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer.
Genau das sieht Siegfried Reich, Geschäftsführer von Salzburg Research als Aufgabe seiner Einrichtung: "Hochschulen bringen Menschen mit vielen Ideen und Erfindungen hervor, und die gilt es in neue Produkte umzusetzen. Bei Salzburg Research arbeiten wir an solchen Projekten gemeinsam mit bestehenden Salzburger Unternehmen. So schaffen wir den Wissenstransfer in die Wirtschaft."
Sich etwas zutrauen
Eine Rolle spiele auch die "menschliche Komponente", wie Salzburgs AMS-Chef Siegfried Steinlechner betont. "Bildungskarrieren werden im Kindesalter begonnen, deshalb sind auch Forschungslabors wie sie die IV in Salzburger Kindergärten eingerichtet hat, ein wichtiger Schritt. Und: Die bei Kindern vorhandene Neugier und Kooperationsfähigkeit dürfen durch Prozesse im Bildunsgbereich nicht konterkariert werden. Das ist die große Herausforderung."
Es brauche ein kulturelles Klima, in dem sich Menschen dazu entschließen, "rauszugehen und sich etwas zu trauen", sagt Garzik. Das bedeutet gleichzeitig, dass die europaweit unterschiedlich ausgeprägte Sehnsucht oder Flucht in sichere Jobs eine Hürde auf dem Weg zu innovationsgetriebenen Arbeitsplätzen sind. Gerade Salzburg verfüge auf Basis seiner kulturellen Position ein hohes Kreativpotenzial – "das ist ein wichtiger Input für Neues. Aber wir brauchen auch den Spirit und die technologischen Skills um diese Kreativität auf den Markt zu bringen." In den 80/90er-Jahren sei dieses dynamische Denken vielleicht noch nicht so notwendig gewesen wie jetzt.
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