Wildbäche: "Prioritäten haben sich verschoben"
Aufgrund der jüngsten Murenabgänge in Irschen und Baldramsdorf hat die Wildbachverbauung alle Hände voll zu tun.
BEZIRK SPITTAL (ven). Nach den jüngsten Murenabgängen in Irschen im Juli und kürzlich in Baldramsdorf sprach die WOCHE mit dem Sektionsleiter Kärnten Nordwest Erwin Ferlan von der Wildbach- und Lawinenverbauung Kärnten. Jährlich müsse man rund 6,5 Millionen Euro in Schutzmaßnahmen verbauen.
433 Wildbäche
Im Bezirk Spittal gibt es 433 verordnete Wildbäche und 198 verordnete Lawinen. Insgesamt wurden zwischen 2010 und 2015 43,6 Millionen Euro in Schutzmaßnahmen beziehungsweise Verbauungen investiert. "In die Sofortmaßnahmen in Irschen und Baldramsdorf - also die jeweilige Rückführung des Baches in sein ursprüngliches Bachbett und kleine Sicherungsmaßnahmen werden jeweils 150.000 Euro - also insgesamt rund 300.000 Euro - investiert werden", so Ferlan. Wie hoch die privaten Schäden sind, sei noch nicht bekannt.
Kein absoluter Schutz
Ob man die Murenabgänge verhindern hätte können? "Auch Schutzbauten bringen keinen absoluten Schutz, da diese auf ein gutachtlich festgelegtes Ereignisse mit einer Wiederkehrswahrscheinlichkeit von 150 Jahren ausgerichtet sind. Wildbäche sind zudem noch schwerer zu beurteilen, da durch Hangrutsche in den Bach, durch Geschiebe und durch Wildholz das Abflussereignis stark beeinflusst wird."
Für Irschen wurde nach den Muren in der Ortschaft Glanz ein Schutzprojekt ausgearbeitet, es warte nun auf behördliche Genehmigung. In Baldramsdorf will man diese Woche ein Projekt mit Schutzmaßnahmen einleiten.
Restrisiko besteht immer
Aufpassen müsse man allerdings auch beim Neubau von Häusern in der "Gelben Zone". "Dort kann nur mit Auflagen gebaut werden. In den Roten Gefahrenzonen werden keine Wohnhausneubauten genehmigt. Dort können mit strengen Auflagen Um- und Zubauten zur Verbesserung des sogenannten Stand der Technik und des Wohnens gemacht werden." Ein Restrisiko bestünde allerdings immer. "Diese sollte mit Selbstschutzmaßnahmen ergänzt werden, zB Kellerfenster vermeiden oder wasserdicht ausführen", rät Ferlan. Anspruch auf Schadenersatz bestünde durch die Wildbachverbauung jedenfalls nicht.
6,5 Millionen Investition
Im Bezirk haben sich nun jedenfalls die Prioritäten aufgrund der letzten Vorkommnisse verschoben. "Konkrete Zahlen können keine genannt werden, aber erfahrungsgemäß ist ein jährlicher Bedarf von rund 6,5 Millionen Euro gegeben", so Ferlan zur WOCHE. In Zusammenarbeit mit den Landes-Hydrologen werden die Ausgangswerte bei jedem Projekt und Gefahrenzonenplan auf den aktuellen Stand gebracht.
Geplante Maßnahmen und Projekte zum Schutz:
Metnitzbach (Lurnfeld)
Gschießer Mühlbach (Baldramsdorf)
Generelles Projekt Maltaberg-Krainberg (Malta)
Unterhauserbach (Baldramsdorf)
Lausnitzbach (Rennweg)
Tauchenbach (Stall)
Lahmbach (Rangersdorf)
Mallnitzbach (Mallnitz)
Mottniggraben (Großkirchheim)
Glanzerbach-Tieftalgraben (Irschen)
Zörbach, Baldramsdorfer Mühlbach (Baldramsdorf)
Fraganterbach (Flattach)
Wollinitzbach (Flattach)
Trefflinger Mühlbach (Seeboden)
Wirlsdorferbach (Seeboden)
St. Oswalderbach (Bad Kleinkirchheim)
Steinschlag Aigen (Bad Kleinkirchheim)
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.