"Cannabis ist kein Teufelskraut"

Patrick Grabner mit den Medikamenten, die er täglich einnehmen muss. In der Hand: die flüssige THC-Lösung.
  • Patrick Grabner mit den Medikamenten, die er täglich einnehmen muss. In der Hand: die flüssige THC-Lösung.
  • hochgeladen von Theresa Kaserer-Peuker

KUCHL (tres). Mit elf Jahren kam der Kuchler an die Dialyse. Nach einer Nierentransplantation wurde das fremde Organ von seinem Körper abgestoßen. Also wieder Dialyse. Nach einer zweiten Transplantation lebt der 28-Jährige heute mit seiner neuen Niere seit sechs Jahren. Medikamente muss er täglich nehmen, momentan 16 Stück. Halluzinationen, Geisteskrankheiten, Durchfall, Zittern, Krampfanfälle und Angsterscheinungen sind nur einige der Nebenwirkungen, die unter "häufig" am Beipackzettel aufgelistet sind. Obwohl diese Medikamente alle die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen, dürfte er ein Auto lenken.

Euphorie als Nebenwirkung
Nur weil Grabner täglich die flüssige Lösung Dronabinol nimmt, darf er sich, laut Gesetz, nicht ans Steuer setzen. Der Grund: Dronabinol hat als Inhaltsstoff THC - jenen Stoff, der für die Rauschwirkung von Cannabis (Hanf, Marihuana) verantwortlich ist. Dronabinol wirkt brechreizunterdrückend, appetitsteigernd und antidepressiv. Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, niedriger Blutdruck, Euphorie.
"Leider wird Cannabis in unserer Gesellschaft als Droge verteufelt", sagt Grabner, "obwohl es Aidskranken helfen kann, Multiple Sklerose-Patienten, Menschen mit Tourette-Syndrom, Krebskranken, um nur einige zu nennen." Dank der Innsbrucker Uniklinik und der Halleiner Gebietskrankenkasse hat der Kuchler erreicht, Dronabinol auf Rezept zu bekommen, die Krankenkasse zahlt es sogar. "Was mir aber fehlt, ist das stimmungsaufhellende Gefühl", erklärt Grabner: "In der Flüssigkeit ist nur ein kleiner Extrakt der Pflanze drin. Aber die Cannabisblüte bekommt man bei uns nicht auf Rezept."

Cannabis als Heilmittel
Cannabis hilft ihm gegen die Nebenwirkungen der anderen Tabletten: "Schon morgens bin ich wie gerädert. Mir ist schlecht, schwindlig, ich zittere, ich bin schläfrig und oft depressiv. Dagegen hilft es mir am besten, wenn ich Cannabis vaporisiere. Hier verdampft die Blüte mit Hilfe eines entsprechenden käuflichen Geräts, die Inhaltsstoffe werden inhaliert. Das ist gesünder als einen Joint zu rauchen, wo man ja zudem Tabak inhaliert." Er will aufzeigen, dass Cannabis vielen helfen kann: "Ich weiß nicht, ob man es generell legalisieren sollte, aber es sollte in Österreich zumindest möglich sein, die Pflanze auf Rezept auf legalem Weg zu bekommen. Ärzte würden mir medizinisches Cannabis sogar verordnen, allerdings könnte ich das Rezept nur in Holland einlösen. Ich müsste es dann selbst illegal nach Österreich bringen, aber das will ich nicht. Ich habe zwei Kinder und möchte nichts Kriminelles machen." Er ist, mit anderen Betroffenen, auf www.cannabismedizin.at aktiv, wo es u. a. eine Petition gibt, um Cannabis für die Medizin zu legalisieren.

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