"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg"
Chakkarin Wongaree kam als 10-Jähriger aus Thailand nach
Österreich. Heute lernt er Maler.
TIMELKAM. "Deutsch lernen, Schule abschließen und eine Lehre machen, mehr brauchst net - dann hast’ es geschafft", so ein gutgemeinter Tipp eines Schulfreundes vor knapp zehn Jahren. Klingt ganz einfach, ist es aber nicht. Schon gar nicht, wenn man als 10-Jähriger aus einem südostasiatischen Land nach Österreich verpflanzt wird und sich in einer komplett anderen Kultur zurechtfinden muss. Chakkarin Wongaree, genannt Chakki, ist lebendes Beispiel dafür, dass es funktionieren kann. Ein starker Wille, Ausdauer und Unterstützungs-angebote in der Schule und Lehre in Österreich sind seiner Meinung nach das Geheimrezept dafür. Chakkarin Wongaree strahlt, wenn er von seiner Arbeit beim Timelkamer Malerbetrieb Gstöttner und seinen Freunden erzählt.
Disziplin in Thailand
"Udon Thani liegt im Nordosten Thailands in einer landwirtschaftlich geprägten und ärmeren Region und ist ein bisserl größer als Vöcklabruck - und auch bunter", erzählt Chakki aus seiner Heimat. Seine ers-ten Schuljahre, die dort schon mit dem fünften Lebensjahr beginnen, waren geprägt von Schuluniformen, einem acht bis neun Stunden Schultag und sehr viel Disziplin. Wenn er daheim war, hat er den Großeltern bei der Arbeit geholfen, die Mama war damals bereits in Österreich. Als sie ihn dann mit zehn Jahren nachholte, war das für ihn eine echte Weltreise. „Der Flug war endlos lang und mir hat alles furchtbar weh getan", erinnert er sich.
Förderung in der Schule
Nach einem Monat saß er bereits in der ersten Klasse Hauptschule. „Die musste ich wiederholen, da ich noch kein Wort Deutsch konnte,“ erzählt Chakkarin. Mit intensiver Unterstützung seiner Lehrer in der damaligen Hauptschule Vöcklabruck und gezielter Sprachförderung ging das Lernen dann relativ gut und rasch. „Ich wurde da von allen ganz toll unterstützt und bin sehr dankbar dafür“, betont er. Zum Klassenvorstand Wolfgang Böhm hat er heute noch Kontakt, obwohl er jetzt schon im vierten Lehrjahr der integrativen Lehre ist und kurz vorm Abschluss steht. "Dann such ich eine Wohnung und mach den Führerschein und nächstes Jahr auch die österreichische Staatsbürgerprüfung", weiß Chakki genau, was er will.
An diesem Beispiel zeigt sich, wie das Auffangnetz am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt, wirken kann. Das beginnt bei gut funktionierenden Integrationsklassen und setzt sich fort durch Beratung am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt. Damit es tatsächlich funktionieren kann, braucht es auch Betriebe, die jungen Menschen eine Chance geben. „Wenn das alles gut zusammenwirkt, kann in Zukunft jeder Jugendliche eine reale Chance bekommen, seinen Platz in der Arbeitswelt zu finden“, betont Martina Obermaier, Initiatorin des Jugendnetzwerkes Vöcklabruck.
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