Was ist da in Hofstätten los?

C Kadett, auf energisch gebürstet
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Den Scirocco hab ich schon beim Gleisdorfer TIP Kirta entdeckt. Berserker im Kampfgewand.


Während der letzten Tagen, wenn ich auf dem Fahrrad in die Gegend gekommen bin, sah ich Leute die Strecke markieren.

Tausende Handgriffe. Menschen finden zusammen, um sich einer komplexen Aufgabe zu widmen. Das ist wichtig und wird immer seltener.

Ach ja, viele wissen bessere Gründe zu nennen als Motorsport, wertvollere Anlässe. Ja, das ist sehr österreichisch, nämlich anderen zuzurufen, was sie tun sollen, damit… Na, was eigentlich?

Heute, am Vorabend, bin ich wieder diese Straße runtergerollt. Mein Klassiker quietscht zur Zeit etwas. Ob in der Hitze das Öl der Tretkurbel zu dünn wird? Austro-Daimler Alpina. Wie viele Gänge? Keine Ahnung. Ich brauche immer nur vier davon.

Ich hab mich dann auch beim Blasl-Kadett am Wegesrand gefragt: Wie viele Gänge? Die Fahrertür lehnte noch an der Straßenböschung. Eine kleine Recherche brachte Klarheit. Sechs Gänge, um in 287 PS umzurühren. Und das bei einem Käfig mit dünner Haut, Gesamtgewicht 840 Kilo.

Leute, da beginnt der Ernst des Lebens! Da brauchst du kein Schirmkapperl und die einzige laute Musik kommt vom Motor.

Ich lese einschlägige Details unheimlich gerne. Zum Beispiel: „Kupplung, zwei Scheiben, Sintermetall“. Sintermetall. Da ist Keramik beigemengt. Das klingt nach Mars-Sonde oder wenigstens nach Space Shuttle. Es darf heiß werden!

Differentialsperre. Gut, wenn du nur eine brauchst. Falls man zum Beispiel mit einem langen Pinzgauer im Gelände herumgurkt, hat man gleich drei davon. Da ist ja Orgelspielen noch leichter. Gemischaufbereitung: Einspritzanlage. Na klar. Was einst für Jagdflugzeuge gut war, kann in einem Rennwagen nicht verkehrt sein.

Ja, eh, ich scherze so dahin, weil ich schon weiß, welche Einwände durch die Region schwirren. So als hätte Autofahren je unter dem Protektorat einer Göttin der Vernunft stattgefunden. Das ist mir jetzt fast peinlich, aber ich hab in der Sache die Kulturgeschichte Europas auf meiner Seite.

Ich könnte es auch billiger geben und sagen: Sie wissen ja, das allererste Autorennen der Welt fand statt, als das allerzweite Auto der Welt gebaut war. Was immer danach motorisiert wurde, bekam eine Nummer angeheftet und wurde gegen was anderes in einem Rennen gefahren; sogar Staubsauger und Rasenmäher.

Doch es geht wesentlich tiefer, nämlich zurück in die Antike. Die griechische Mythologie erzählt uns, daß Phaeton, der Sohn des Sonnengottes, seinen Vater lange und ausdauernd bekniet hat, um wenigstens einmal eine Runde mit dem Sonnenwagen fahren zu dürfen. Vier feurige Rösser, tiefer gelegtes Fahrwerk, mords Scheinwerfer, die geniale Schöpfung von Hephasitos, des mythischen Schmied.

Helios, der Sonnengott, ließ sich letztlich breitschlagen. Phaeton durfte eine Runde fahren. Was soll ich sagen? Es war die erste Voll-Kleschn der abendländischen Kultur. Die Karre ramponiert, ums Haar ein Weltenbrand ausgelöst, der junge Schnösel Phaeton tot.

So sind wir Jungs in einigen Winkeln unserer Herzen. Und darum gibt es Rennen auf abgesteckten und gesicherten Strecken. Hier können die Jungen abseits illegaler Straßenrennen herausfinden, was sie taugen. Hier können die Routiniers zeigen, wo die Latte liegt. (Es hat nämlich nur ein Bruchteil der Leute das Zeug, wirklich schnell zu fahren.)

Hier können Mechaniker ihre Handfertigkeit demonstrieren. Hier können Menschen eines Gemeinwesens, einer Region, Gemeinschaft praktizieren, um ein ehrgeiziges Vorhaben gut über die Bühne zu bringen.

Schon klar, früher war das anders. Da mußten zehn Mahder in aller Früh raus, um bis zur Mittagshitze ihren Job zu machen, damit das Vieh im Wimnter versorgt werden konnte. Gut. Auch ein Gemeinschaftserlebnis. (Wer träumt noch davon?)

Und der Sprit, der bei einer Bergrallye verheizt wird, das darf ich Ihnen flüstern, ist ein Schmarren gegen die unzähligen Tankschiff-Ladungen, die verfeuert werden, wenn mit ganzen Flotten von Bürgerkäfigen bloß der tägliche Einkauf erledigt wird, nachdem die Kinder zur Schule gebracht wurden.

Wir können diese Debatte auch ernsthaft führen. Aber nicht am Vorabend der Bergrallye von Hofstätten. Schlagen Sie mir einen Termin vor, ich komme gerne. Reden wir.

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