Kultur kurios: Phrasendrescherei

Heimat oder Vaterland und überhaupt, ist doch egal. Oder? Man könnte auch sagen: „Weißt Du was? Ich geb Dir mein ganzes Geld, mach was Interessantes für mich.“ Würden Sie so eine Torheit begehen? Nein?


Gut. Dann sollte vielleicht ab und zu darüber gesprochen werden, was jemand mit diesen und jenen Begriffen meint. Volk, Heimat, Vaterland, wo sind wir damit angekommen?

Wenn Gefühlsduselei als Ersatz für Wissenserwerb wirkt, wenn mit Phrasendrescherei Wahlen gewonnen werden, sollten Kulturschaffende reagieren können. Warum? Als erstes droht dabei das geistige Klima einer Region zu kentern.

Als nächstes sind die politischen Kräfte der Gegend dran. Wer sich auf die Mühen der Ebene einläßt, um in politischer Verantwortung an Problemen zu arbeiten, kriegt die wachsenden Polemiken hart um die Ohren.

Da kommt freilich von der Gesellschaft zurück, was uns die Politik über weite Strecken an Phrasendreschei zumutet. Gerade in Wahlkampfzeiten läßt sich nicht mehr klärn, ob Henne oder Ei zuerst angenommen werden muß. Außerdem sorgt ein „Krieg der Worte“ stets für eine Brutalisierung der Gesellschaft.

Was früher den Stammtisch umwehte und nur bescheidene Reichweite errang, geht heute via Massenmedien an Abertausende hinaus. Warum? Wer früher Gleichgesinnten seine Menschenverachtung hinkotzen wollte, konnte das über jeden Wirtshaustisch hinweg tun.

Um größeres Publikum zu erreichen, hätte sich so ein Patriot schon auf den Dorfplatz stellen und die Leute anbrüllen müssen, um dann vermutlich den Dorfpolizisten näher kennenzulernen.

Darüber hinaus mußte man sich aufraffen, um a) an die Redaktion einer Tageszeitung zu schreiben und b) beim ORF anzurufen. Da war dann meist Schluß mit dem Unflat, denn Beschimpfungen und haltlose Behauptungen, wie wir sie heute kennen, wären in keiner Leserbriefspalte publiziert, weder per Radio, noch via TV verbreitet worden.

Freilich haben seinerzeit etwa neonazistischen Formationen selbst Zeitungen und Flugblätter herausgegeben und verschickt. Doch in diesen traditionellen Mediensituationen blieb die Reichweite der Abschätzigkeit beschränkt.

Als ich kürzlich auf Facebook eine Kontroverse mit dem Gleisdorfer Patrioten Oliver H. austrug, mußte ich ihm erst vorrechnen, daß er mit einem einzigen Statement auf Anhieb von wenigstens fünftausend Menschen rezipiert werden konnte.

Mit Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark führte ich in letzter Zeit zwei Gespräche zu diesen Themen. Er bestätigte mir aus seiner Praxis, daß andauernde gehässige Attacken, die einen in öffentlichen Diskursen erreichen können, die einen längerfristig in Beschimpfungen und Beleidigungen tauchen, eine deprimierende und zermürbende Wirkung haben.

Wenn also Gewalttäter des Sprachlichen nicht gebremst werden können, beschädigt das Gemeinwesen und Demokratie ganz konkret. Wenn wir nicht beitragen, exponierte Personen vor solchen Beleidigungsorgien zu bewahren, lassen wir solcher Art der Gewalttätigkeit Raum und geben letztlich unsere Demokratie preis.

Was sich „Hassisten“ herausnehmen und via Massenmedien verbreiten, ist Gewalttätigkeit, von der Menschen beschädigt werden. Wer das in Abrede stellt, macht sich zum Handlanger solcher Gewalttäter.

Wer solche Art verbal vorgebrachter Gewalttätigkeit mit dem Recht auf Meinungsfreiheit begründet, ist ein Heuchler.

Wenn wir die ganze Phrasendrescherei solcher geistigen Hooligans unwidersprochen hinnehmen, arbeiten wir der Tyrannei zu, wo sich das „Recht des Stärkeren“ den Durchbruch sucht, das ein Unrecht ist. Wir erlauben nicht, daß Menschen verprügelt werden, es mußt auch auf verbaler Ebene geächtet sein.

Damit sich solche Schlägermentalität aus den öffentlichen Debatten zurechtweisen und zurückdrängen läßt, haben wir der wachsenden Phrasendrescherei zu widersprechen. Wir müssen unsere Begriffe klären, unsere Gründe zu nennen. Wir sollten darlegen können, worüber wir reden.

Heimat? Vaterland? Volk? Identität? Kultur? Abendländische Werte? Wer das bloß so dahinredet und auf Nachfrage keine Antwort weiß, macht sich suspekt. Kulturschaffende wären ohne Fundament, wenn sie sich einer regionalen Kultur- und Wissensarbeit widmen wollten, ohne zu all dem etwas vorbringen zu können.

Das 2016er Kunstsymposion ist solchen Angelegenheiten gewidmet. Sie dazu auch: „Kontext, Herbst 2016“ [link]

+) Kultur kurios [link]

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