Sintflut über Schlag
Die Leute von Schlag wissen nicht, womit sie den Herrngott so erzürnt haben, dass er ihnen schon wieder ein scheinbar abstrafendes Unwetter schickte.
SCHLAG / Gem. SCHWARZENAU (kuli). Am 27. Juli gegen 17:30 Uhr war mehr Wasser als Sauerstoff in der Luft, so kam es den Schlängern vor. In einer knappen halben Stunde prasselten gefühlte Badewannen voll Regen herab. Der gesättigte Boden nahm kaum noch etwas auf, also bahnten sich die Wassermassen inklusive mitgerissenen Schlamms den kürzesten Weg Richtung Thaya. Das Anwesen Schlag 1 der Familie Kammerer befindet sich am tieften Punkt der Ortschaft, so dass hier die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen bei jedem Starkregenereignis am größten ist. So auch am letzten Mittwoch, als sich sämtliche Abflüsse auf der Straße zu einem Strom vereinigten, der wie ein kleiner Tsunami auf das Hoftor Nummer 1 zulief. Spielend schwappte die Brühe über drei Lagen Sandsäcke, bemächtigte sich des zementierten Innenhofs und quetschte sich unter Türspalten in die Wirtschaftsräume in Kellerlage.
Doch damit nicht genug. Ein Teil des Wasserstromes überwand die für Normalregen gedachte Hemmschwelle vor dem Löschteich und brachte diesen innerhalb weniger Minuten zum Überlaufen - in 10 Meter Falllinie zu Kammerers.
Das Gute: Sofort schnappten sich einige helle Bewohner von Schlag eine Schaufel oder einen Besen und eilten Kammerers zu Hilfe, um den Zufluss in den Hof zu minimieren. Das könnte unter "Christlicher Nächstenliebe" laufen, oder auch einfach unter Nachbarschaftshilfe. Der Regen ließ nach knapp einer halben Stunde nach, der Über-Fluss verebbte, und es konnte mit dem Beseitigen der Lett'n begonnen werden. Dank vieler Hände, einer Traktormulde und eines Vakuumfassls, mit dem Spülwasser aus dem Feuerlöschbecken geholt wurde, fand auch diese Aktion ein schnelles Ende, so dass es bei einbrechender Dunkelheit gegen 21:30 so aussah, als wäre auf der Straße nichts geschehen. Inzwischen waren auch die gefluteten Kellerräume vom schmutzigen Wasser befreit worden. Mit selbsterzeugtem Himbeersaft bedankten sich Kammerers bei den Verwandten, Nachbarn und verwandten Nachbarn für die schnelle und unbürokratische Hilfe. Diese gingen dann nach Hause und kümmerten sich um die teilweise auch recht unangenehmen Unwetterschäden im eigenen Domizil. So kam man ohne Alarmierung der Feuerwehr aus; die Großhaselbacher und Schwarzenauer Kameraden waren ohnehin im Dauereinsatz zum Abpumpen im Unwettergebiet (und unmittelbar unterhalb davon), das ungewöhnlich klein war. Man gewann den Eindruck, dass sich eine größere, hochhausartig aufgetürmte Wolke gerade über der kleinen Ortschaft bis auf den letzten Tropfen entleert hatte, ohne sich von der Stelle zu bewegen.
Und was machte der Herrgott? Er schickte am Ende einen doppelten Regenbogen, der von Schlag Nr. 1 aus gesehen unmittelbar über der Kapelle begann und sich nach links aufspannte. Vielleicht eine versöhnliche Geste für die kreuzbraven Schlänger. Und es gab keine toten oder verletzten Einwohner. Nur der Verlust von zwei Katzenbabies ist zu beklagen.
Es darf darüber nachgedacht werden, ob die Klimasünden des letzten Jahrhunderts, an denen auch die Leute von Schlag nicht unbeteiligt waren, nicht doch die Ursache für die imer häufiger werdenden, immer heftiger werdenden "Jahrhundertunwetter" sind. Scheinbar kann auch der Herrgott die Physik nur ganz wenig außer Kraft setzen.
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