Aufgeblättert – "Blutmoor" von Thomas Ehrenberger
Zwischen "Bekenne Deine Sünden" und "Blutmoor" sind für die Fallanalytikerin Sarah Spielmann ein paar Jahre vergangen. Zeit genug, um den Tod ihres ehemaligen Kollegen zu verarbeiten und um sich gleichzeitig mit ihrem neuen Arbeitsgefährten Fred anzufreunden.
Als Tochter eines Ministers hat man es nicht leicht. Amelia ist zwar nach außen hin mit dem goldenen Löffel im Munde aufgewachsen, die Realität ist aber von einem Familienhaus geprägt, in dem alles mehr Schein als Sein ist. Die Ehe der Eltern steht nur noch auf dem Papier und die unheilbare Krebserkrankung der Mutter reißt einen unüberbrückbaren Graben in die Beziehung zwischen Tochter und Vater.
Einzig ihr Freund Maximilian Albrecht gibt Amelia emotionalen Halt, den sie dringend braucht, um den Tod ihrer Mutter zu verkraften. Als Maximilian ihr am Ottenschlager Stausee einen Heiratsantrag macht, wird er auf äußerst brutale Weise ermordet und Amelia vom Täter entführt.
Als die Fallanalytikerin von der Entführung der Ministertochter erfährt, ahnt sie noch nicht, wie sehr ihr Berufs- und Privatleben ins Schwanken gerät. Von einem auf den anderen Tag wird Wien von einer Mordserie erschüttert und schnell ist die Rede vom Ripper, der in Wien unbehelligt sein Unwesen treibt. Die Zeit läuft der Profilerin stichwörtlich davon und es entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel der perfiden Art zwischen ihr und dem Mörder.
Der Folgeroman von Thomas Ehrenberger startet rasant und gibt dem Ermittlerteam wie auch dem Leser kaum Zeit, um zu verschnaufen. Es erfolgt eine Aneinanderreihung von mörderischen Ereignissen, in denen Sarah Spielmann und ihr Kollege einfach nur mehr reagieren, anstatt selbst aktiv werden zu können. Der Mörder scheint immer einen Schritt voraus zu sein.
"Blutmoor" nimmt sich der menschlichen Abgründe an und führt dem Leser die Hilflosigkeit auf menschlicher, geistiger und emotionaler Ebene vor. Während Ehrenberger es wunderbar schafft, den Mörder gut zu portraitieren, bleibt Sarah Spielmann auf langer Strecke eine blasse Figur. Hier wäre es schön gewesen, wenn der Autor ihr mehr charakterliche und emotionale Tiefe gegeben hätte. Die Fortsetzung "Blutmoor" ist ein sehr spannender Krimi geworden, der aufgrund seiner Geschichte sicher lange im Gedächtnis der Leser bleiben wird.
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