Im Grätzel des Puppenspielers
Im Schubert Theater am Alsergrund wird gerade österreichische Theatergeschichte geschrieben.
Die Produktion "Becoming Peter Pan - An Epilogue to Michael Jackson" – Premiere war im März 2010 – wurde zum „Grünschnabel 2012“ nominiert. 35 teilnehmende Figurentheaterproduktionen hatten sich bei diesem Schweizer Wettbewerb angemeldet, nur sechs kamen ins Finale, die einzigen Österreicher: Das Schubert Theater. Im Juni fährt nun das Direktoren-Trio Nikolaus Habjan, Simon Meusburger und Helene Ebert in das Schweizerische Baden im Aargau.
Nikolaus Habjan, der demnächst 25 wird, hat nicht nur die Michael Jackson Puppe gebaut, er spielt auch selbst mit den Puppen, arbeitet gemeinsam mit Simon Meusburger an den Theaterstücken, der übrigens sowohl bei „Peter Pan“ als auch in der neuesten Puppentheater-Produktion “F. Zawrel - erbbiologisch und sozial minderwertig“ (Aufführung 25., 26. und 27. Juni) Regie führt. „Das ist die spannendste Produktion meiner Laufbahn“, erklärt Habjan, weil hier Wort für Wort die reale Geschichte des Zeitzeugen Friedrich Zawrel erzählt wird, der als Kind die Naziexperimente am Spiegelgrund überlebt hat. Ein schwieriges Thema? „Auch in der heutigen Wissenschaft und Medizin stellt sich die Frage nach Menschlichkeit und moralische Grenzen.“ Feedback des Publikums: „Großartig, berührend!“.
Puppentheater für Erwachsene?
Nikolaus Habjan lacht: „Seit ich am Burgtheater aufgetreten bin, scheint sich das Puppentheater als ernsthafte Kunstform auch in Wien durchzusetzen.“ Anerkennung gäbe es längst aus den Bundesländern, Deutschland und der Schweiz, die regelmäßig mit den Produktionen bereist werden. „Aber in Wien muss sich der Gedanke erst einmal festsetzen.“
Das Theater als Lebensmittelpunkt
Für Nikolaus Habjan ist das Schubert Theater in der Währinger Straße 46 seit der Saison 2007/08 eine Art „zweites Zuhause“. Der gebürtige Grazer hat schon im zarten Alter von 15 Jahren erste Erfahrungen am Puppentheater gemacht und seine Spieltechnik durch Neville Tranter perfektioniert. 2010 hat er sein Studium der Musiktheaterregie an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien abgeschlossen. „Ich liebe Musik, vor allem Klassische“, gesteht er. Und weil es die in großer Auswahl gleich im Haus gibt, ist er Dauergast in der „Extraplatte“. „Wir bewegen uns ja kaum aus dem Haus.“ So ist es nicht verwunderlich, dass die süße Nachbarin Maria „Mitzi“ Swoboda vom Theater regelmäßig Besuch bekommt. Habjan bestellt dann Lakritze und kandierten Ingwer. Und bleibt noch kurz zum Plaudern mit der rüstigen 90jährigen Dame. Nachdenken, Reden und Kopf auslüften passiert gleich nebenan: Im Caffè Milano. „Besonders schön, wenn die Fenster zur Straße aufgeklappt sind und man, obwohl drinnen, eigentlich draußen sitzt.“
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