Das Theater Experiment als intensive Erfahrung
Das Alsergrunder Theater Experiment am Liechtenwerd in der Liechtensteinstraße 132 kämpft mit knappsten finanziellen Mitteln um die Kultur im Bezirk.
Das Theater ist die letzten Jahre nicht sehr gut gelaufen. 2006 wurde die Subvention gestrichen. "Es gibt aber eine Gruppe von Spendern, die uns mit kleinen Beträgen unterstützt. Das reicht nicht ganz für die Miete, ist aber ein sehr wichtige Beitrag.", sagt Leiter Erwin Bail.
Funke springt über
Seit 2007 leitet Bail gemeinsam mit Fritz Holy das Theater, das 1956 einem Kohlekeller entsprungen ist. Damals hat man nur österreichische Aufführungen gespielt. "Dann ist das Material ausgegangen und wir haben auf die Klassiker der Moderne zurückgegriffen. WIr waren die ersten, die Stücke von Camus und Satre gespielt haben.", erklärt Bail. Der Zuseherraum fasst 49 Sitzplätze und erzeugt sowohl für die Besucher, als auch für die Schauspieler eine intensive Stimmung, da zwischen erster Reihe und Bühne kein großer Abstand herrscht. "Es ist aber nicht beengend, sondern man kann sagen, der Funke springt von der Bühne auf den Besucher über. Und umgekehrt. Das ist ein unmittelbares Erlebnis.", sagt Bail.
Mit der finanziell schwierigen Lage ist es für das Team schwerer geworden langfristig zu denken. Kleine Beträge vom Bezirk oder dem Kulturamt halten das Theater kurzfristig über Wasser, aber mehr als bis zum Herbst vorauszuplanen, ist nicht möglich. "Alles drüber steht in der Schwebe und wir müssen auf finazielle Zusagen warten, um neue Stücke aufzunehmen.", bedauert Fritz Holy und erinnert sich gemeinsam mit Bail an frühere Zeiten: "In unserer besten Zeit haben wir fünf Stücke 30 bis 50 Mal pro Saison spielen können, heute sind es drei Aufführungen, die 15 Mal gespielt werden."
Theater der 49
Dabei ist das Theater Experiment eines der geschichtsträchtigsten Schauspielhäuser Wiens, wie die Frau hinter der Bühne, Elisabeth Chiba erklärt: "Nach dem Krieg wurden aus der Not heraus die "Theater der 49" gegründet. Es gab in jedem dieser Kellerbühnen 49 Sitzplätze, weil für 50 hätte es eine andere Konzession gebraucht. Von all jenen Theatern ist unser Theater das letzte der so genannten 49 und was besonderes für die Stadt. Daran sollten sich Leute in der Politik, die mit Kultur zu tun haben, erinnern."
Kritik an Kulturpolitik
Auch Bail kritisiert die Kulturpolitik und nennt sie rückschrittlich, was die Subventionsvergabe betrifft. Er sagt: "Kleinere Bühnen werden vergessen, oder vielleicht bewusst ausgelassen. Und wenn man unter die Wahrnehmungsgrenze gefallen ist, fehlt es auch an der Lobby, die sich für einen einsetzt." Die Aktion des Bezirks mit der Kulturcard, die auf Initiative von Stefan Mras und Bezirkschefin Martina Malyar Anfang Oktober 2013 an 28.500 Haushalte verschickt wurde, empfindet Bail als eine gute Sache. Mit der Card kann man im Bezirk sechs Theaterbsuche zu zweit oder zwölf Besuche alleine um zwölf Euro pro Person genießen.
Tipps:
- Jeweils Montag und Samstag "Fräulein Julie" von August Strindberg. Noch bis zum 8.3., 20h.
- Jeweils Dienstag und Samstag, ab 29. April, "Ausgesetzt" von Oskar Zemme. Bis 17.5., 20h.
Die Kulturcard gilt noch für folgende Theater im Bezirk:
-Kabinetttheater
-Schauspielhaus
-Schuberttheater
-Alsergrund Theater
-Theater-Center-Forum
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