Theater in der Corona-Krise
Neue Produktionen warten im Schubert Theater
Das Schubert Theater wartet nun schon seit vier Monaten auf Besucherinnen und Besucher. Neue Produktionen – in- und outdoor – sind in den Startlöchern.
ALSERGRUND. Für Besucherinnen und Besucher sind die Türen des Schubert Theaters seit Monaten geschlossen. Auf der Bühne hat sich in dieser Zeit aber kein Staub angesetzt: Die verordnete Pause wurde genutzt, um neue Produktionen auf die Beine zu stellen und zu proben. Da wäre zum Beispiel "Shakespeare im Blut", eine Horrorkomödie, in der ein nicht zu Unrecht von Kritikern gepiesackter Shakespeare-Darsteller die Todesszenen aus den Stücken ins echte Leben holt.
"Wir haben hier sogar ein bisschen von der Lockdown-Situation profitiert, weil die Produktion sehr aufwändig war und wir uns mit Ausstattung und Effekten mehr spielen konnten, als es unser Betrieb üblicherweise erlaubt", sagt der Direktor des Figurentheaters in der Währinger Straße 46, Simon Meusburger.
"Ich freue mich, wenn wir es bald zeigen können", fügt er an. Er hofft, dass der Kulturbetrieb vielleicht ab Mitte April oder im Mai starten könne – die Theater seien auf alle Fälle bereit; auf neue Sicherheitsmaßnahmen wie den Zwei-Meter-Abstand könne man sich einstellen. Auch wenn dann nur noch 20 Leute in den Zuschauerraum passen, das Theater lebe vom Publikum und dem Austausch: "Ich verwende die Förderungen lieber, um öfter zu spielen, auch wenn fast nichts hereinkommt, als noch mehr neue Dinge zu entwickeln, die eh niemand sieht", sagt Meusburger.
Fixkosten durch Förderung gedeckt
Er führt das Theater gemeinsam mit Lisa Zingerle als Verein, die beiden sind die einzigen Angestellten. Das Theater kann mit einer Förderung der Stadt seine Fixkosten decken und sei daher ganz gut durch die Krise gekommen, sagt der Direktor. Die Lockdown-Zeit wurde sogar für einige Umbauten genutzt, Foyer und Garderobe erneuert und eine neue Werkstatt für den Puppenbau eingerichtet. Auch im Saal gab es eine Verbesserung: Durch ein neues Podest sieht man nun von den hinteren Reihen besser auf die Bühne.
"Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen, was die finanzielle Seite angeht. Da haben wir den Vorteil, dass wir eine subventionierte Institution sind. Wir sind ein kleines Theater, bekommen eine kleine Subvention, die jetzt von der Stadt dankenswerterweise erhöht wurde. Damit können wir arbeiten und überleben", erklärt Meusburger. Hier sei in der Corona-Krise vieles richtig gemacht worden. Trotzdem habe er das Gefühl, dass auf Bundesebene "die Kultur an allerletzter Stelle kommt. Es kann nicht sein, dass man sich nach einem Jahr nicht auf gewisse Richtlinien einigen kann." Er vermisse eine Diskussion auf Augenhöhe darüber, ab welcher Inzidenzzahl man die Theater wieder aufsperren könne: "Es gibt wissenschaftliche Arbeiten darüber, dass es in Theaterräumen praktisch kein Infektionsgeschehen gibt."
Freiberufliche Künstlerinnen und Künstler unter Druck
Die freiberuflichen Künstlerinnen und Künstler, mit denen das Theater für seine Produktionen arbeitet, mussten aber zum Teil erhebliche Einkommensverluste hinnehmen, berichtet Meusburger. Er kritisiert, dass jene, die sowohl selbstständig als auch kurzfristig angestellt tätig waren, zu wenig berücksichtigt werden und den angestellt erwirtschafteten Teil ihres Einkommens gar nicht geltend machen konnten.
Umso wichtiger ist es für das Schubert Theater, nicht nur auf einen baldigen Termin für die Wiedereröffnung zu hoffen, sondern sich auch abseits des Theaters Wege zu suchen, um das Publikum anzusprechen. Zum einen wird die Fortsetzung von "May.Be", eine Auseinandersetzung mit Lockdown, Stillstand und Neubeginn, online zu sehen sein. "Ich wollte eigentlich vermeiden, dass wir den Zuschauern, die ohnehin den ganzen Tag vor dem Computer verbringen, dann noch ein Online-Angebot machen", sagt Meusburger. Aber besser das als gar nichts, und so werden die Szenen – "kein reines Abfilmen von Theater" – in einigen Wochen gestreamt. Im Anschluss soll es dann einen virtuellen Austausch zwischen Theatermacherinnen und -machern und dem Publikum geben.
Fünf Figuren spazieren durch den Neunten
Zum anderen möchte Meusburger im Rahmen des Alsergrunder Kultursommers seine Figuren ins Freie bringen. Unter dem Arbeitstitel "Spaziergang für die Figur" sind fünf Szenen im Umkreis des Theaters für Puppen mit Wienbezug geplant. "Die Würstelverkäuferin Resi Resch wird dabei sein, Ludwig van Beethoven und H.C. Artmann", verrät Meusburger. "Eine tolle Möglichkeit, bald Kultur wieder anzubieten", meint er.
Informationen zu aktuellen Produktionen, Termine (sobald sie feststehen und mehr) gibt es auf der Website des Schubert Theater.
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